Landtagswahl:Publikumskritik an Runge und Merkl

Landtagswahl: Gina Merkl und Martin Runge präsentieren sich als Stimmkreiskandidaten der Grünen.

Gina Merkl und Martin Runge präsentieren sich als Stimmkreiskandidaten der Grünen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Zuhörer in Gröbenzell bemängeln konkrete Wahlaussagen

Von Anna Lehneis, Gröbenzell

"Warum soll ich weiterhin die Grünen wählen?" Mit dieser Frage hat Barbara Möldner die grünen Direktkandidaten für Landtag und Bezirkstag konfrontiert. Möldner hatte Martin Runge und Gina Merkl bei der Wahlkampfveranstaltung in Gröbenzell eine Stunde lang zugehört und aus ihrer Sicht und der anderer Zuhörer kein stichhaltiges Argument gehört. Denn anders als bei anderen Veranstaltungen der Grünen sollten anstelle eines einzigen konkreten Themas die Grundzüge grüner Politik vorgestellt und verschiedene Themen besprochen werden. Diese Herangehensweise an eine Wahlveranstaltung sah Runge auch als Grund für die überschaubare Anzahl von etwa 20 Zuhörern. Neben dem "wunderbaren Biergartenwetter", so Runge, das nicht unbedingt zu einer zweistündigen Veranstaltung im Saal des Bürgerhauses einlud.

Runge arbeitete die Hauptthemen seiner Partei, wie zum Beispiel Klimaschutz und Bürger- und Freiheitsrechte, ab und verwies dabei auf Beispiele aus der Umgebung. Doch ob der Vielzahl der Themen konnte das Publikum kaum einen roten Faden erkennen. So wurde innerhalb der ersten Viertelstunde von der Hochwassergefahr in Gröbenzell, Aufnahme und Integration von Flüchtlingen im Landkreis, bis hinzu dem Erhalt der Artenvielfalt in Bayern alles thematisiert, was in der zu Ende gehenden Amtsperiode politisch bearbeitet worden ist und weiter aktuell bleibt. Erst als Runge auf die neue MVV- Tarifreform zu sprechen kam, stieg das Interesse der Zuhörer aus eigener Betroffenheit.

Runge hatte Mitarbeiter beauftragt, jede Möglichkeit für Gröbenzeller, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach München zu reisen, auszurechnen. Die Ergebnisse hatte er in Tabellenform mitgebracht. "Wollen Sie die sehen?", fragte Runge rhetorisch. Ein einstimmiges "Ja" war die Antwort des Publikums, "ist aber schrecklich", warnte er noch. Die vielen Preiserhöhungen, die in der Tabelle ersichtlich wurden, riefen bei den Zuhörern Verärgerung hervor und mündeten in deren Frage: "Was können wir dagegen tun?" Runge riet zu Leserbriefen an Zeitungen und Beschwerden beim Bürgermeister. Das Thema Tarifreform belebte die Veranstaltung, eine Diskussion über den öffentlichen Nahverkehr weitete sich aber schnell auf die Gentrifizierung, an der, wie Runge eingestand, auch die Grünen in den vergangenen Jahren beteiligt gewesen seien, aus. Nachdem auch noch Rechtspopulismus und die Kriminalitätsrate angesprochen worden waren, wurde es einigen Zuhörern zu bunt. "Was würden Sie ganz konkret machen, wenn Sie gewählt werden würden?" Runge nannte auf diese Frage viele Beispiele, den Gästen aber war das aber zu konzeptlos.

Gina Merkl, die zum ersten Mal für den Bezirkstag kandidiert, hielt sich die meiste Zeit der Veranstaltung im Hintergrund. Auf die Frage, was sie denn als Bezirksrätin bewirken wolle, nannte sie ausschließlich Umweltthemen. Dabei ist im Bezirkstag Umwelt nur ein kleiner Zuständigkeitsbereich neben den großen Aufgaben wie Soziales, Gesundheit und Heimatpflege. "Ich bin das klassische Ökokind", beschrieb sie sich selbst. Runge hatte weiter viel zu erzählen, Merkl dafür umso weniger.

Warum man die Grünen wählen sollte, blieb auch nach einer weiteren Stunde am Ende des Abends nur teilweise beantwortet. "Ich will was Konkretes", blieb somit bei dieser Veranstaltung der am meisten gesagte Satz.

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