Landtagswahl 2013:Duell der Exportkandidaten

Gerade erst hat sich Herbert Kränzlein von seinem Amt als Bürgermeister von Puchheim verabschiedet, da soll er schon wieder kandidieren - für den Landtag im Stimmkreis Landsberg/Fürstenfeldbruck-West. Doch Kränzlein hat einen Konkurrenten.

Peter Bierl

- Der frühere Puchheimer Bürgermeister Herbert Kränzlein hat einen neuen Gegner im Kampf um die SPD-Kandidatur im Landtagsstimmkreis Landsberg/Fürstenfeldbruck-West. Dominic Scales aus Hohenpeißenberg geht bei der Aufstellungsversammlung am 15. November für die Landsberger SPD ins Rennen. Der Landsberger SPD-Kreisvorsitzende Albert Thurner, der eine Kandidatur ebenfalls erwogen hatte, bewirbt sich dafür im Wahlkreis Weilheim-Schongau, wo Scales 2008 Direktkandidat war. Alle drei Politiker treten auswärts an, um mit Hilfe von Zweitstimmen aus dem eigenen Wirkungskreis ein Mandat zu erringen. In der Weilheimer SPD sind manche von den Grenzgängern nicht begeistert.

Die Grünen haben es bei der letzten Landtagswahl vorgemacht. Sepp Dürr aus Germering kandidierte im Westen, Ludwig Hartmann aus Landsberg in München. Beide kamen ins Maximilianeum. Das gleiche Kalkül verfolgen die Brucker SPD und Kränzlein: Zweitstimmen aus dem dicht besiedelten Osten sollen den Kommunalpolitiker in den Landtag hieven. Denn bei der Landtagswahl werden die Erststimmen aus dem Stimmkreis mit den Zweitstimmen addiert, die ein Kandidat im restlichen Oberbayern sammelt.

Aber auch andere wollen diese Chance, die das bayerische Wahlrecht bietet, nutzen. Thurner hatte vor fünf Jahren erfolglos in Landsberg kandidiert und musste sich im Brucker Osten mit 180 Zweitstimmen begnügen, Scales scheiterte knapp in Weilheim, unter anderem weil ihn zwei Genossen aus Ingolstadt und Rosenheim, die in der Nachbarschaft antraten, mit ihren Zweitstimmen überholten. Er landete auf Platz 15 und ist erster Nachrücker geblieben.

Kränzlein hatte seine Kandidatur bereits im Herbst 2011 angemeldet, unterstützt vom Fürstenfeldbrucker Unterbezirksvorstand. Für die Landsberger überlegte Thurner, seinen Hut in den Ring zu werfen. Scales bewarb sich zunächst um die Kandidatur in Weilheim-Schongau. Für Oktober waren bereits Vorstellungsrunden mit seinen Konkurrenten, dem Unterbezirksvorsitzenden Christian Lory und Konstantin Papamichail, dem Ortsvorsitzenden von Altenstadt, geplant.

Vor zwei Wochen machte Scales dann den Wechsel publik. "Entschieden habe ich mich schon länger, habe das aber zurückgehalten, um den Nachahmereffekt gering zu halten", sagte er der SZ. Würden viele andere SPD-Kandidaten in Oberbayern auf die selbe Idee kommen wie Kränzlein, Thurner und Scales, ginge der Vorteil verloren. Ohnehin werde Christian Ude "wie ein Staubsauger" Zweitstimmen sammeln. Es sei "ein taktisches Spiel für einen guten Ausgangspunkt", räumt Scales unumwunden ein. Er habe aber den Kreisvorsitzenden Lory nach dessen Wahl im Juli sofort darüber informiert.

Dieser nannte diese Darstellung allerdings "nicht ganz richtig". Scales habe ihm im August vorgeschlagen, dass sie beide ihre Bewerbung in Weilheim-Schongau zurückziehen, um den Weg für den Landsberger Thurner freizumachen, erklärte Lory. Er habe aber abgelehnt. "Ich überlasse solche Entscheidungen gerne der Basis und mag keine Hinterzimmer-Politik." Er sei "sehr überrascht" von dem Schritt, aber Thurner und Scales müssten "das selber wissen". Es sei jedoch "ungewöhnlich", dass jemand aus einem anderen Unterbezirk gegen den Kreisvorsitzenden antritt, sagte Lory an die Adresse Thurners gerichtet.

Scales ist 53 Jahre alt, Astrophysiker, verheiratet, mit zwei erwachsenen Kindern und zwei Enkeln. Dem Landkreis Landsberg ist er durchaus verbunden. Er arbeitet in Schondorf und lebte einige Zeit in Dießen. In Weilheim-Schongau gehört Scales dem Kreistag an und war zwei Jahre Fraktionssprecher. Elf Jahre lang war er SPD-Unterbezirksvorsitzender, trat aber im Sommer nicht mehr zur Wahl an. Es habe "Verwerfungen" gegeben, weil er aus beruflichen Gründen zwei Jahre nicht so präsent sein konnte. Er und der Landsberger SPD-Chef Thurner rechnen sich nun gute Chancen aus. "Weilheim liegt uns näher als Puchheim", sagte Thurner. Man kenne sich von der Zusammenarbeit im gemeinsamen Bundeswahlkreis-Gremium. Vor allem stellen die Landsberger zwei Drittel der Delegierten in der Aufstellungsversammlung, die Brucker nur ein Drittel.

Thurner sagte, der Landsberger Vorstand habe sich zweimal für Scales ausgesprochen, bei einigen Enthaltungen und ohne Gegenstimme. Die Brucker SPD setzt auf Kränzleins Ausstrahlung und Erfahrung. "Er hat gute Chancen, weil er sich über Jahrzehnte als Bürgermeister bewährt hat", sagte der Vorsitzende Michael Schrodi. Kränzlein sei inhaltlich gut und biete wahlarithmethisch "die weitaus größten Chancen" sowohl auf ein Mandat für den Stimmkreis Landsberg/Fürstenfeldbruck-West als auch für ein Maximum an Zweitstimmen für die Bayer-SPD insgesamt.

Schrodi pocht deshalb trotz der Kürze der Zeit bis zum 15. November auf gemeinsamen Vorstellungsrunden von Scales und Kränzlein in wenigstens einigen Ortsverbänden. Im übrigen können die Fürstenfeldbrucker hoffen, dass manche Landsberger Delegierten den plötzlichen Wechsel von Dominic Scales und Albert Thurner nicht goutieren. "Warum sollen die Landsberger denn einen Weilheimer wählen", sagte Schrodi.

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