Landsberied:Verunsicherte Milchbauern

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Für Milchbetriebe beginnt am kommenden Mittwoch das Leben ohne Quote.

(Foto: Johannes Simon)

Der BDM-Kreisvorsitzende will die bevorstehende Abschaffung der Quote nicht einfach hinnehmen. Gibt es keine Nachbesserungen, dann sieht er viele kleine Betriebe im Landkreis in ihrer Existenz gefährdet

Von Manfred Amann, Landsberied

Am 1. April wird nach mehr als 30 Jahren in Europa die Milchquotenregelung abgeschafft. Jeder Milchbauer kann dann zumindest theoretisch unbegrenzt produzieren. Aus Sicht des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) wird damit eine Schleuse geöffnet und in der Folge der Milchmarkt überschwemmt. Dies wiederum, so die Befürchtung, könnte zwangsläufig ein drastisches Einbrechen des Milchpreises nach sich ziehen, was insbesondere kleinere Betriebe zur Aufgabe zwingen würde. Am Mittwoch auf der Jahresversammlung des BDM-Kreisverbandes im Dorfwirt von Landsberied machten der Landesvorsitzende Manfred Gilch und Kreischef Johann Schamberger aus Moorenweis deutlich, dass der Verband alle Möglichkeiten ausschöpfen werde, um die schlimmsten Entwicklungen zumindest abzufedern. "Uns werden schon Aktionen einfallen", versicherte Schamberger und bat um Ideen. Aktuell kämpft der BDM dafür, in Europa ein Frühwarnsystem zu etablieren, das es erlaubt, Anliefermengen zu begrenzen und notfalls Überschreitungen zu sanktionieren. Der BDM hat daher ein stufenförmig angelegtes Marktkrisen-Managementkonzept entwickelt, das wirksame Maßnahmen vorschlägt. Gilch nennt es "Markverantwortungsprogramm" und ist zuversichtlich, dass der BDM damit einen wichtigen Beitrag geleistet hat, der auch von Politikern als vernünftig und praktikabel eingestuft wird, zumal sich "sonst niemand darum gekümmert" hätte. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt sei dem Vorschlag gegenüber aufgeschlossen. Schwierig sei es, die hohen Beamten zu überzeugen, die weiterhin der Liberalisierungsideologie nacheiferten, sagte der Chef des BDM-Landesverbands. "Dann müssen die Bremsklötze in der Politik eben überzeugt werden", forderte Schamberger. Einwände von Gegnern, zu denen auch der Bauernverband gehöre, eine solche Marktregulierung würde der Entwicklung zuwider laufen, ließ Gilch nicht gelten. Die Ideologie eines liberalisierten Marktes sei bei Milch nicht anwendbar, da die Produktionsvoraussetzungen in den Ländern völlig unterschiedlich seien. Gefordert wird eine Milchmengendeckelung, um einen Totalabsturz des Milchpreises verhindern zu können. "Wir brauchen Leitplanken, um eine gewisse Stabilität zu erreichen", befand der Landesvorsitzende. Ohne eine relativ verlässliche Einnahmeaussicht könne kein Landwirt investieren. Und wer nicht investieren könne, müsse letztendlich aufgeben. "Milchbauern brauchen Planungssicherheit, weil Investitionen zum Beispiel in einen neuen Stall viel Geld kosten und sich erst nach Jahrzehnten amortisieren", so der BDM-Landeschef. Die EU sei mit 158 Millionen Tonnen der größte Milchproduzent der Welt, erläuterte Gilch, dementsprechend groß seien auch die Auswirkungen eines Anstiegs der Milchmenge in Europa auf den Weltmarkt-Milchpreis. Als Beispiel verwies der Milchbauer auf den Absturz des Milchpreises von Januar bis September 2014. Aufgrund eines Mengenzuwachses in Europa um rund fünf Prozent sei der Milchpreis von etwa 50 auf unter 30 Cent abgestürzt. Deutschlands größtes Milchunternehmen DMK rechne nach dem Fall der Milchquote mit einem Anstieg der Milchmenge um neun Prozent und in den folgenden Jahren mit je weiteren vier Prozent. Eine Prognose der Rabo-Bank gehe davon aus, dass mittelfristig mit einem Preisrückgang auf 25 Cent gerechnet werden müsse. Dass es Milchbauern, Bauernvertreter und Politiker gebe, die glauben, dass man auch mit 25 Cent noch effektiv produzieren könne, hält Gilch für "äußerst gefährlich für Kleinbetriebe wie in Oberbayern" und unverantwortlich, weil infolge solch niedriger Preise die kleinbäuerliche Struktur zerstört werden würde. Es werde dabei auch vergessen, dass so eklatante Milchpreisabstürze massive Wertschöpfungsverluste für die Milchviehhalter und damit für die ländlichen Räume bringen. Ein Preisrückgang in Höhe von zehn Cent pro Kilogramm bedeute für Bayern einen Verlust von 750 Millionen Euro.

Bei den Neuwahlen des BDM wurde Johann Schamberger ebenso einstimmig als Kreisvorsitzender und Delegierter im Amt bestätigt wie sein Stellvertreter Georg Spicker aus Maisach. Zu Beisitzern wurden Michael Drexler aus Brandenberg, Anton Schwarzmann aus Überacker und Josef Reischl aus Grafrath gewählt.

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