Süddeutsche Zeitung

Landkreis Fürstenfeldbruck:Voller Energie

Mit dem "Tassilo" wird Thomas Breitenfellner für sein unermüdliches Engagement für die Kultur ausgezeichnet. Das Preisgeld will er ganz praktisch anlegen.

Von Florian J. Haamann, München/Gröbenzell

Er war der erste Gast auf der Bühne und der letzte, der um Mitternacht den Saal verließ: Thomas Breitenfellner, der am Mittwoch für sein Gröbenzeller Kulturhaus "Stockwerk" mit dem Tassilo-Preis der Süddeutschen Zeitung ausgezeichnet worden ist, waren die Freude und auch ein bisschen Stolz deutlich anzusehen. Am Morgen nach der Verleihung ist er noch immer begeistert. "Es war ein phänomenaler Abend mit toller Stimmung, guten Leute, alles sehr würdig", sagt Breitenfellner, der zur Verleihung auch einen Teil seines Teams mitgebracht hat. "Die haben sich sehr gefreut, weil sie ja eher im Hintergrund arbeiten und dass nicht hauptberuflich, sondern an ihren freien Abenden".

Noch schöner, erzählt er, sei der Abend für seine zehn Monate alte Tochter Leni gewesen. "Sie war wahrscheinlich der jüngste Gast und hatte eine Riesenfreude. Und sie hat bis zum Ende des offiziellen Teils durchgehalten. Ich würde sagen, dass sie damit sehr früh und erfolgreich in die Kultur eingeführt worden ist". Nach der Veranstaltung sei sie, entgegen der Sorgen der Eltern, sogar so erschöpft gewesen, dass sie die ganze Nacht durchgeschlafen habe.

Voller Energie war dagegen der 35-Jährige selbst, als er zur Preisübergabe auf die Bühne geholt wurde. Dort durfte er im Interview mit Moderatorin Susanne Hermanski erzählen, wie er bereits als 13-Jähriger sozusagen zum Reiseveranstalter wurde. Damals, 1996, spielt der FC Bayern im UEFA-Pokal in Barcelona. Weil er selbst großer Fan war und das Spiel sehen wollte, mietete er kurzerhand schriftlich einen Bus, nach seinem Alter fragte niemand. Die beiden Busfahrer seien einigermaßen erstaunt gewesen, als am Treffpunkt ein 13-Jähriger auf sie gewartet habe, erzählt er. Aber als Breitenfellner die vereinbarten 6000 Mark in Bar übergeben habe, seien alle Bedenken zerstreut gewesen. Mit viel Beifall für diese Anekdote und natürlich seine Leistung als Gründung des "Stockwerks" wurde er dann zurück ins Publikum entlassen.

Von dort konnte er dann in aller Ruhe die Ehrung der anderen Preisträger verfolgen. "Ich finde beachtlich, welche Vielfalt da präsentiert worden ist. Schwer beeindruckt haben mich die Moviejam Studios. Auf welch hohem Level und wie professionell die Gruppe schwere Themen umsetzt und das in diesem Alter, das hat mich schon schwer beeindruckt. Und auch die Dachauer Bigband war richtig toll, ich glaube die werden noch richtig gute Sachen machen."

Persönlich sehr gefreut habe ihn allerdings, Senta Berger über den Weg gelaufen zu sein. "Ich mag sie als Schauspielerin sehr gerne. Ich bin ein großer Kir-Royal-Fan, da spielt sie ja Mona, die Frau von Baby Schimmerlos. Ich fand sehr witzig, wie sie sich mit ihrem Mann auf der Bühne die Bälle zugespielt hat, wahnsinnig sympathisch." Ähnlich sei es ihm mit dem Auftritt des Musikers und Jury-Mitglieds Martin Schmitt gegangen. "Er war ja der erste Gast, der jemals bei uns im Stockwerk aufgetreten ist und seitdem ist er eigentlich jedes Jahr bei uns. Da ist es natürlich schön, wenn er an dem Tag, an dem wir diesen Preis bekommen, auch dabei ist".

Im Anschluss an die Verleihung seien auch einige der anwesenden Künstler zu ihm gekommen, um über mögliche Auftritte im Stockwerk zu sprechen. Konkretes könne er allerdings noch nicht verkünden. Auch die vielen Begegnungen mit langjährigen Weggefährten wie etwa Frank Wunderer, der mit den Bluestrings 2016 den Tassilo gewonnen hat, hätten den Abend für ihn sehr bereichert. "Wir können ja sonst nicht so viel Nachwuchsförderung machen, wie wir gerne wollten, aber die Bluestrings spielen seit acht Jahren regelmäßig bei uns, da ist es einfach schön zu sehen, wie sie gewachsen sind, und dass wir vielleicht einen kleinen Teil dazu betragen konnten".

Nun hofft Breitenfellner, dass der Tassilo-Preis auch dem Stockwerk noch die ein oder andere Tür öffnen kann. "Wir verstehen die Auszeichnung auch als Auftrag weiterzumachen. Deswegen werden wir künftig durchaus erwähnen, dass wir Preisträger sind, sei es beim Künstler-Booking oder im Programmheft. Meiner Meinung nach ist der Tassilo wirklich ein wertvoller Preis für Kulturschaffende, deswegen wollen wir ihn auch zeigen."

Mit dem Preisgeld habe er ganz banal 45 neue Plakatständer bestellt. Das habe er schon im Januar geplant, als er dann aber das Angebot eingeholt hatte, habe er um Bedenkzeit gebeten. "Sowas ist wirklich nicht billig, da habe ich schon geschluckt. Aber als dann die Nachricht bekommen ist, dass wir den Preis bekommen werden, habe ich dem Hersteller grünes Licht gegeben".

Brauchen kann er die Ständer in den nächsten Wochen auf jeden Fall. So gastieren in den kommenden Monaten unter anderem Chris Boettcher, die Raithschwestern, Christine Eixenberger, Sigi Zimmerschied und Bruno Jonas in seinem Stockwerk, das er in den vergangenen elf Jahren gemeinsam mit seinem Team, aber komplett ohne öffentliche Fördergelder, zu einem der wichtigen Kulturhäuser im Landkreis Fürstenfeldbruck gemacht hat. Und in dem mittlerweile mehr als 100 000 Menschen Kultur erleben durften.

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Quelle:
SZ vom 20.04.2018
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