Landgericht:Marihuana-Züchter auf der Anklagebank

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33 Jahre alter Familienvater legt Geständnis ab. Doch Hauptprofiteur soll ein V-Mann der Polizei gewesen sein

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Eine Marihuana-Plantage in einer Wohnung im Gewerbegebiet von Gröbenzell ist der Grund, weshalb Pauk K. (Name geändert) an diesem Mittwoch auf der Anklagebank des Landgerichts München II sitzt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 33-Jährigen vor, die Wohnung ausschließlich für die Aufzucht der Cannabispflanzen angemietet zu haben. Insgesamt soll er dreieinhalb Kilogramm der Droge für gewerbsmäßige Zwecke gezüchtet haben. Die Verteidigung hat indes eine andere Erklärung: Der Angeklagte sei von einem Freund, mutmaßlich ein V-Mann der Polizei, zu der zweimaligen Aktion angestiftet worden sein. Der 33-Jährige stützt die These, indem er behauptet, nur ein Sechstel der Ernte abbekommen zu haben - und die habe er selber geraucht.

Den Kernvorwurf der Anklage, dass K. zwischen Sommer 2017 und Februar 2018, als die Polizei die Wohnung an der Industriestraße durchsuchte, in einem Raum der Dreizimmerwohnung zwei Mal jeweils knapp 40 Marihuanapflanzen angebaut hat, räumt Paul K. ein. Auch, dass er ursprünglich Geld damit verdienen wollte. Doch in den Details hört sich die Version des zweifachen Vaters, der wegen einer anderen Sache in Haft sitzt, anders an als die Anklage.

Demnach war ein anderer die treibende Kraft. An diesem Punkt hakt auch der Verteidiger ein. Und geht noch einen Schritt weiter: "Möglicherweise kommt man auf den Gedanken, wenn man die Aussage meines Mandanten liest, dass eine Person der Polizei ihn dazu gebracht hat, diese Plantage zu betreiben, und ihn später anzuzeigen." Dazu passt die Aussage des Angeklagten. Er behauptet, ein Kumpel, bei dem er seit mindestens einem Jahr regelmäßig "Gras" eingekauft hatte, habe im Mai 2017 nach dem gemeinsamen Konsum eines Joints gefragt: "Weißt du eigentlich, wie viel man mit Marihuana-Anbau verdienen kann?" Zu dem Zeitpunkt sei die Wohnung, die er ursprünglich für seine Verlobte, den gemeinsamen Sohn und sich angemietet hatte, bereits nur noch von ihm bewohnt worden. Die inzwischen vierköpfige Familie ist noch intakt, doch das Gewerbegebiet war kein geeigneter Platz für eine junge Frau mit Kleinkind.

Paul K. zufolge war es auch sein Kumpel, der den Anstoß gab, die kaum mehr genutzte Wohnung in Gröbenzell in ein Gewächshaus umzufunktionieren. Ursprünglich hatten die beiden die Wohnung des anderen dafür hernehmen wollen und einen Plan gezeichnet. Das Beweisstück hatte die Polizei bei der Durchsuchung mitgenommen. Auch die Aufteilung der Ernte erfolgte nach der Aussage des Angeklagten nicht zu gleichen Teilen. Da er damals kaum Geld besessen und der andere die Aufzuchtanlage, die Samen sowie einen Großteil der Miete beigesteuert habe, habe man sich letztlich darauf geeinigt, dass er nur 250 Gramm, der andere den Rest der 1,5 Kilogramm Marihuana von der ersten Ernte bekommt. Die Polizei kam wenige Tage, bevor die Männer ihre zweite Ernte eingefahren hätten. Auch für das zweite Mal, so die Aussage des Angeklagten, wäre er mit einem Sechstel für seinen Eigenbedarf vollauf zufrieden gewesen.

Wie ein Kriminalbeamter berichtet, wurde die Wohnung damals "aufgrund von einem Hinweis von einer Vertrauensperson aus München" durchsucht. Es habe für ihn "keinerlei Indizien auf einen zweiten Täter" gegeben. Auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters der Zweiten Strafkammer, Stefan Weickert, erklärt der Zeuge, dass die Wohnung des anderen, den Paul K. bei seiner Festnahme als Komplizen genannt hatte, nicht durchsucht wurde. Erst habe man seine Adresse nicht ausfindig machen können, dann habe die Staatsanwalt gemeint, nun lohne es sich nicht mehr, lautet seine Erklärung.

In einem Rechtsgespräch einigen sich die Prozessbeteiligten im Fall eines Geständnisses auf eine Haftstrafe zwischen drei und dreieinhalb Jahren. Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 14.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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