Naturschutz im Landkreis:Bayernweit einmalig

Naturschutz im Landkreis: Rückkehrer auf den Fliegerhorst: der Große Brachvogel.

Rückkehrer auf den Fliegerhorst: der Große Brachvogel.

(Foto: Erich Pöhmerer/oh)

Über welchen Rückkehrer sich die Aktiven des Landesbunds für Vogelschutz besonders freuen und was sie für die Natur tun.

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Die erfreulichste Meldung für den Naturschutz im vorigen Jahr ist die Rückkehr des Brachvogels auf den Fliegerhorst. Mindestens drei Küken wurden erfolgreich ausgebrütet, und mindestens zwei konnten mit ihren Eltern in die Überwinterungsgebiete fliegen. Simon Weigl, Brachvogel-Experte des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz in Bayern und Geschäftsführer der LBV-Kreisgruppe Fürstenfeldbruck teilte diese guten Nachrichten kürzlich mit den etwa 50 Mitgliedern, die zur Jahreshauptversammlung gekommen waren.

"Das ist ein richtig dickes Ding", sagte er. "Absolut einmalig, bayernweit." Weigl kündigte auch gleich entschiedenen Widerstand des LBV gegen das Bauvorhaben der Gemeinde Maisach an, Wohnungen und ein Freizeitgelände am Rande des Brachvogel-Gebiets zu errichten. Zumal die Vögel inzwischen wieder auf dem Fliegerhorst eingetroffen sind.

Seit 40 Jahren kümmert sich der LBV auch im Landkreis nicht nur um Vögel, sondern insgesamt um Natur- und Artenschutz. 1983 wurde die Kreisgruppe Fürstenfeldbruck gegründet, damals nannten sie sich "Maulwürfe". Inzwischen sind es mehr als 4000 Mitglieder, fast 250 Ehrenamtliche haben auch im vorigen Jahr viele hundert Stunden Arbeit geleistet. Zusammen mit den Haupt- amtlichen haben sie sich um Gebäudebrüter gekümmert, Nistkästen für große und kleine Vögel kontrolliert, Futtertröge für die Heckrinder gezimmert, an Amphibienzäunen Frösche, Kröten und Molche gerettet und wertvolle Flächen gemäht.

Naturschutz im Landkreis: Um Kröten, Frösche und Molche bei ihren Wanderungen zu schützen, werden mancherorts Straßen gesperrt.

Um Kröten, Frösche und Molche bei ihren Wanderungen zu schützen, werden mancherorts Straßen gesperrt.

(Foto: Günther Reger)

Die Berichte von Weigl und Gerald Fuchs, ebenfalls hauptamtlicher Naturschützer, zeigten, welche Wirkung die Arbeit des LBV hat. Nicht nur auf die Bestände des Brachvogels. Dohlen beispielsweise gäbe es wohl im Landkreis gar nicht mehr, würde der LBV sich nicht um sie kümmern. Schon 1986 wurden Weigl zufolge in der Klosterkirche in Fürstenfeldbruck die ersten Nistkästen für die Höhlenbrüter aufgehängt und auch angenommen. Welche Bedeutung Kirchen als Lebensräume haben, soll ein neues LBV-Projekt zeigen.

Mauersegler profitieren ebenfalls von Nisthilfen. Die schnellen, grau-schwarzen Vögel flitzen im Sommer durch die Luft, jagen Insekten und müssen, wenn sie nicht gerade brüten, monatelang nicht landen. Aber sie bekommen Probleme, wenn bei der Gebäudesanierung die Schlitze und Hohlräume geschlossen werden, in denen sie ihre Jungen aufziehen. Dass sie den Vögeln damit ihre Nistmöglichkeiten nehmen, wüssten viele Menschen aber gar nicht, sagte Weigl. "Nur was bekannt ist, kann man schützen."

Naturschutz im Landkreis: Mauersegler brüten gerne unter der Dachtraufe.

Mauersegler brüten gerne unter der Dachtraufe.

(Foto: Birgit Weis/oh)

Wenn man rechtzeitig vor der Sanierung Kontakt mit den Hausbesitzern aufnehme, könne man den Tieren oft helfen. "Und die Leute freuen sich oft über ihre Mauersegler", sagt Weigl. Werde hingegen erst nach Baubeginn festgestellt, dass auf schützenswerte Tiere Rücksicht genommen werden müsse, könne das ärgerlich und auch teuer werden. Der LBV bietet an, Hausbesitzer zu beraten, auch zu anderen Tieren, die gerne unter den Dächern menschlicher Behausungen leben, wie Spatzen oder Fledermäuse.

Große Bedeutung von Ausgleichsflächen

Auf 58 zusammenhängenden Flächen im Fußbergmoos legen Haupt- und Ehrenamtliche des LBV zugewucherte Flächen frei, mit viel Handarbeit und mit Hilfe der urigen Heckrinder, die wegfressen, was nicht wachsen soll. Wenn Bäume, Sträucher und vor allen Dingen die Brombeeren weg sind, ist im Moor wieder Platz für Enziane, Orchideen und andere Moorpflanzen. "Nichts zu machen ist keine Option", sagte Fuchs.

Der Biber helfe den Naturschützern, indem er Bäume fällt, damit Abflüsse aus dem Moor verschließt und so das Wasser wieder anstaut, erklärte Fuchs. Andererseits werde es dann schwieriger, zu den Flächen zu kommen. "Mit dem Biber wird's nicht langweilig."

Naturschutz im Landkreis: Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern besitzt 58 Flächen im Fußbergmoos, die aufwendig gepflegt werden.

Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern besitzt 58 Flächen im Fußbergmoos, die aufwendig gepflegt werden.

(Foto: Leonhard Simon)

Die Ausgleichsflächen, die Kommunen für Baumaßnahmen anlegen müssen, seien ungleich größer. "Es ist wichtig, dass der LBV da hinschaut, dass die wirklich was bringen für den Artenschutz", sagte Weigl. Sie hätten eine große Bedeutung für den Klima- und Artenschutz, gerade auch im Vergleich zu den Flächen, die die Kreisgruppe des LBV gekauft oder gepachtet hat. Das seien 50 Hektar, während es im Landkreis mehrere hundert Hektar an Ausgleichsflächen gebe.

Bewusstsein geschaffen

495 dieser Flächen im Landkreis haben die LBV-Experten bewertet. 40 Prozent haben demnach gut abgeschnitten, etwa 50 Prozent befinden sich in der Umsetzung. Immerhin 14 Prozent sind Weigl zufolge schlecht bis gar nicht umgesetzt. In etlichen Gemeinden habe die Untersuchung und ihre öffentliche Präsentation Verbesserungen angestoßen, es gebe teils auch mehr Personal. "Es wurde ein Bewusstsein für die Problematik geschaffen", resümierte Weigl.

Die Kreisgruppe finanziert sich über Spenden. Der Freistaat, aber auch Kommunen und der Landkreis bezahlen für Arbeiten, die sie an die Naturschützer delegieren. Sie werden häufig von Ehrenamtlichen geleistet.

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