Läden in Germering:Das Geschäft machen andere

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Weil in der Innenstadt große Einkaufszentren fehlen, geben die Germeringer laut Einzelhandelsstudie viel Geld in München aus.

Karl-Wilhelm Götte

Die Germeringer verfügen über eine Kaufkraft von insgesamt 237 Millionen Euro im Jahr. Davon werden sie in diesem Jahr nur rund 105 Millionen Euro in Geschäften am Ort ausgeben, weil in der Innenstadt die großen "Magnetbetriebe" fehlen. Der Rest fließt woanders hin, vor allem nach München. Das hat eine Einzelhandelsanalyse des Augsburger Wirtschaftsberaters Manfred Heider im Auftrag der Stadtverwaltung ergeben. Insgesamt macht der Germeringer Einzelhandel 2011, so ein weiteres Ergebnis der Studie, 148 Millionen Euro Umsatz. Das ist ein Rückgang gegenüber 2009 um vier Millionen Euro oder um 2,6 Prozent.

Wie viel vom Umsatz auf die Discounter Aldi und Lidl, auf die beiden großen Supermärkte des Amper-Einkaufszentrums (AEZ) sowie den Dehner-Gartenmarkt und den Obi-Baumarkt entfallen, wollte der Einzelhandelsexperte kürzlich bei der Präsentation der Daten vor dem Stadtentwicklungsausschuss des Stadtrates nicht herausrechnen. Wie viel Umsatz damit letztlich den Geschäften in der Innenstadt bleibt, ist deshalb unbekannt.

Doch für Heider steht fest: "Es fehlen in der Innenstadt Magnetbetriebe." Damit meinte er Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von mehr als 400 Quadratmetern. Auch sei das Verkaufssortiment nicht immer innenstadttauglich. So sind im Germeringer Zentrum Schuhe und Textilen völlig unterrepräsentiert. "Es gibt einen geringen Besatz von Leitprodukten, die eine Innenstadt benötigt", formulierte der Sachverständige seine Kritik.

An der Qualität der bestehenden Geschäfte hatte Heider grundsätzlich nichts auszusetzen. Zusammen mit seinen Mitarbeitern habe er sich in der Unteren Bahnhofstraße und der Otto-Wagner-Straße zwischen der Ludwig-Thoma-Straße im Norden und der Fichtenstraße im Süden Laden für Laden angeschaut. "Große Defizite bestehen nicht", war Heiders Fazit. "Sichtbare Mängel" entdeckte er jedoch im Bereich des Bahnhofplatzes und der dahinter liegenden Hofmarkstraße. "Das gesamte Gebiet könnte man sich anders vorstellen", gab Heider den Stadträten mit auf den Weg.

Er sah für den Einzelhandel auch die trennende Wirkung der beiden Verkehrsachsen Landsberger Straße und Kleiner Stachus als Problem. Ortsunkundige Kunden hätten nicht das Gefühl, dass es hinter dem Stachus mit der Otto-Wagner-Straße eine weitere Einkaufsstraße gäbe.

Kein Geheimnis ist, dass die Anwohner im Germeringer Westen im Bereich der Kreuzlinger und der Kerschensteinerstraße weit laufen oder fahren müssen, um ein Geschäft zu erreichen. "Die könnten näher dran sein", meinte der Einhandelsexperte und überraschte mit dem Vorschlag: "Am Kreuzlinger Feld könnte etwas passieren." Was genau, sagte er nicht und die Stadträte fragten auch nicht. Dabei gibt es für dieses Gebiet einen seit Jahren gültigen Bebauungsplan, der dort Wohnen und Gewerbe vorsieht.

Für Heider ist die Innenstadt groß genug, damit dort der Einzelhandel gedeihen könnte. Dafür wäre jedoch eine Angebots- und Qualitätssteigerung samt Imageverbesserung nötig. Er vermisst eine Aufwertung des Standorts Innenstadt mit entsprechenden Marketingmaßnahmen.

Heider errechnete, was für Germering an Verkaufsflächen noch denkbar wäre. Das ist bemerkenswert, sogar für den Bereich Lebensmittel, der schon 14 300 Quadratmeter Verkaufsfläche anbietet, hält er noch eine Steigerung um 30 Prozent für möglich. Verdoppeln könnte sich, so eine Befürchtung des Experten, sogar noch das Defizit bei Schuhen und Textilen von 3000 auf 6000 Quadratmeter. Lediglich ein großer Baumarkt würde nicht mehr benötigt.

Neue Berechnungen wären 2013/2014 anzustellen, wenn der Neubau des AEZ an der Münchner Straße in Neugermering mit zusätzlichen 6000 Quadratmetern Verkaufsfläche fertig sein wird.

© SZ vom 18.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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