Kultur:Die Kunstvermittlerin

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Ihre eigene Galerie hat Marina Frey in Germering. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Seit zehn Jahren betreibt Martina Frey in Germering eine eigene Galerie. Ihr Ziel ist es, Künstler und Kunden zusammenbringen. Dabei geht sie schon mal ein Risiko ein.

Von Elisabeth Grossmann, Germering

Auf der einen Seite stehen die Künstler, auf der anderen die Kunstliebhaber. Man könnte auch sagen: Die Produzenten gestalten Werke, die von Kunden bewundert oder sogar gekauft werden. Und dann gibt es noch diejenigen, die zwischen den beiden Gruppen stehen und dafür sorgen, dass sie sich begegnen und verstehen können. Martina Frey hat sich diese Vernetzung zur Aufgabe gemacht: „Ich bin der Schnittpunkt zwischen Interessenten und Künstlern.“ Ihre Galerie Frey in Germering feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Die 62-jährige Gröbenzellerin sieht sich seither in der Verantwortung, für jeden ihrer Kunden das passende Werk zu finden. Dabei erklärt sie auch, dass das Kunstgeschäft risikoreich und unvorhersehbar ist.

Freys Leidenschaft für das Gestalten begann schon zu Schulzeiten, doch erst vor zehn Jahren erfüllt sie sich den Traum von der eigenen Galerie. Obwohl sie lange Zeit nicht im Kunstsektor tätig war, hat sie jede Gelegenheit genutzt, um verschiedene Richtungen kennenzulernen. „Nachdem ich viele Jahre darüber gebrütet habe, habe ich entschieden, es mit einer eigenen Galerie zu versuchen“, sagt Frey. Doch einen geeigneten Ort dafür zu finden, war schwer. Vor allem, weil die Räumlichkeiten nicht nur den Größen- und Lagevorstellungen, sondern vor allem ihrer Vision gerecht werden mussten. Ihre Galerie sollte auf keinen Fall nur ein Verkaufsraum, sondern ein Begegnungspunkt und Ort der Qualität werden. Frey empfindet sich selbst auch nicht als Verkäuferin, sondern als Begleiterin und Knotenpunkt.

In der Galerie finden stets zwei Ausstellungen zugleich statt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Diese Philosophie wird von ihrem Konzept unterstützt. Auf der 130 Quadratmetern finden immer zwei Ausstellungen parallel statt: Eine Dauerausstellung, in der 20 bis 30 Künstler aus Freys Repertoire ihre Werke präsentieren, und eine Soloausstellung eines Künstlers, der bisher nicht Mitglied der Galerie ist. „Die beiden beflügeln sich gegenseitig“, so Frey. Die Dauerausstellung sei bei ihren Stammkunden sehr beliebt. Viele kämen regelmäßig, um die Neuheiten ihrer Lieblingskünstler zu sehen. Bei diesem Anlass können sie in der Soloausstellung neue Künstler entdecken. Gleichzeitig können Besucher der Vernissagen einen Blick auf bereits Ausgesuchte werfen.

Die Galeristin vertritt ein festes Repertoire von lokal ansässigen sowie internationalen Kunstschaffenden. Diese werden auf Freys Website vorgestellt und von ihr promotet. Außerdem sind deren Werke Teil der Dauerausstellung. Dort bekommt jeder Künstler seine eigene Koje. „Es ist wie eine individuell gestaltete Ecke.“ In regelmäßigen Abständen verändert Frey die Kojen, tauscht alte gegen neue Werke aus und sorgt für Abwechslung. Zusätzlich zu dieser Präsentationsplattform erhalten die Kunstschaffenden Unterstützung bei der Kundensuche. Der Inhaberin zufolge ist es nicht einfach, sich im Kunstgeschäft einen Kundenstamm aufzubauen. Sie sagt: „Kunst ist kein geschnittenes Brot. Man braucht viel Geduld.“

Bei der Auswahl der Künstler geht es Frey vor allem um die Qualität. Hat sie einen Kandidaten im Blick, schaut sie ihn sich erst mal „im stillen Kämmerchen“ an, erklärt die Galeristin. Dabei spielen Professionalität, Techniken und Farbpaletten eine Rolle. Ist Frey von den Werken überzeugt, nimmt sie Kontakt auf. Zunächst wird eine Soloausstellung gestaltet. Wenn dabei alles gut läuft, wird der Künstler in das Repertoire der Galerie aufgenommen und von ihr vertreten. Zwischen den Parteien wird ein Vertrag geschlossen, der die Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit festlegt. Wie diese finanzielle geregelt ist, gibt die Galeristin nicht preis.

„Mit dem Konzept fahren wir ganz gut“, sagt die Inhaberin. Auf die Frage, ob sie von der Galerie leben könne, die sie als einzige Einkommensquelle hauptberuflich betreibt, antwortet Frey: „Es geht.“ Die Kunst sei ein unkalkulierbares Risikogeschäft. „Man muss auch Mal in der Lage sein, einen oder auch zwei Monate zu überbrücken“, so die Galeristin. Sie verkaufe keine Selbstläufer, sondern einzigartige Stücke, die immer zuerst ihre Liebhaber finden müssen. Finanziell trage sich ihre Galerie, aber das Geschäft habe sich in den vergangen zehn Jahren stark verändert. Die Gröbenzellerin sagt: „Die Leute sind zögerlicher.“ Das Interesse an Kunst sei nach wie vor vorhanden, aber sie spüre, dass die Kundschaft zurückhaltender sei. Auch gebe es kaum noch „extreme Spontankäufe“.

Weil sich das Kaufverhalten verändert hat, nimmt sich Frey viel Zeit für die Beratung ihre Kunden. Sie versuche für jeden das perfekte Bild zu finden, egal, wie lange es dauere. Die Kundenzufriedenheit sei ihr wichtiger als der große Umsatz, so die Galeristin. „Es muss einfach passen.“

Die Jubiläumsausstellung der Galerie Frey bestreiten acht Künstler. Sie wird am 16. November um 11 Uhr eröffnet und kann an den folgenden vier Samstagen zwischen 11 und 14 Uhr besucht werden. Geöffnet hat die Galerie, Otto-Wagner-Straße 14 in Germering, immer dienstags und donnerstags von 15 Uhr bis 18 Uhr und jeden ersten Samstag im Monat.

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