Kunstausstellung:Gewölbe und Gefühle

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Drei Künstlerinnen nähern sich in ihrer Ausstellung in der Kulturwerkstatt Haus 10 dem Thema der Räumlichkeit an

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Wer schon einmal durch ein Gewölbe gelaufen ist, den Blick nach oben gerichtet, der kennt den Effekt, den die Künstlerin Angelika Hoegerl mit ihrer Installation "Deckenspiegel" festhalten und reproduzieren möchte. Sie selbst nennt es Ziehharmonika-Effekt. Verstärkt wird er bei ihr dadurch, dass sie ihre mit blauem Stoff überzogenen Deckenelemente auf einem aufgefächerten Spiegel platziert. Die vielen sich gegenüber liegenden Spiegelelemente schaffen neue Räume, multiplizieren die Kreuzbögen und schaffen eine einmalige Wahrnehmung für den Betrachter. Die Strukturen der Kreuzgewölbe sind dabei von den gotischen Arkaden in der Landshuter Altstadt inspiriert.

Hoegerls Arbeiten sind Teil der Ausstellung "Bildräume - Raumbilder", die außerdem Holzschnitte von Katrin Kratzenberger und Gemälde von Charlotte Panowsky zeigt. Zu sehen ist sie von diesem Freitag an in der Kulturwerkstatt Haus 10 in Fürstenfeldbruck.

Die drei Künstlerinnen nähern sich in ihren Arbeiten dem Titel entsprechend auf verschiedene Arten dem Thema Raum. Während Hoegerl mit ihren Installationen mit dem äußeren Raum der Architektur und seinen Strukturen arbeitet, in dieser Ausstellung vor allem Spielarten des Kreuzgewölbes, blickt Panowsky ins Innere des Menschen; ihr Inneres. Mit ihren abstrakten Gemälden schafft sie Emotionsräume, die meist spontan und intuitiv entstehen. Der Betrachter ist dazu aufgerufen ihr in diese Räume zu folgen wie in einen Kaninchenbau. Viele Vorgaben erhält er dabei nicht, Panowsky verbindet nicht bestimmte Gefühle mit bestimmten Farben, alles ist frei, viel Platz zur Interpretation.

Ihre Arbeiten unterscheiden sich vor allem in der Dichte der Striche und Flächen, mal lässt sie der Leinwand mehr Raum zum Atmen, etwa bei einer Reihe Gemälde auf beiger Baumwollleinwand. In anderen Bildern gehen die Farben quasi nahtlos ineinander über, fließen ineinander, bilden klare Kontraste, sind in mehreren Schichten übereinander aufgetragen, so dass die untersten Elemente teils nur noch zu erahnen sind. So kann der Besucher nicht nur ein fertiges Ergebnis, ein Bild, entdecken, sondern beim genauen Hinsehen auch den Entstehungsprozess, das, was der Künstlerin während des Malens plötzlich nicht mehr als klarer Ausdruck der Emotion erschienen ist, deswegen übermalt, versteckt wurde - oder eben zusätzlich betont werden musste.

Strukturierter, aber oft ebenfalls abstrakt, geht es in den Holzschnitten von Katrin Kratzenberger zu. Man könnte sie als eine Art Synthese aus den Werken von Panowsky und Hoegerl beschreiben. So arbeitet sie wie Hoegerl mit klaren Elementen, etwa dem Kreis oder dem Rechteck, platziert sie dann aber wie Panowsky frei im Bildraum, lässt sie interagieren. Dabei verwendet sie ihre Druckplatten immer wieder, kombiniert sie, fügt einzelne Elemente dazu, ändert die Farben. So stellt sich beim Betrachter schnell eine gewisse Vertrautheit ein, die aber eben immer wieder mit Neuem, Überraschendem verbunden ist. Zwölf gemeinsam gehängte Arbeiten heben sich von den anderen Drucken Kratzenbergers ab, sie sind konkreter, zeigen Ausschnitte aus der Natur, sie alle verbindet das Elemente Wasser, sind gleichsam fragil wie kraftvoll.

Akustisch ergänzt wird die Ausstellung am Sonntag, 3. Oktober, mit einem Werkstattkonzert bei dem Johannes Öllinger (Konzertgitarre) und Sascha Henkel (E-Gitarre) Bachs D-Moll-Partita mit Kompositionen des Bebop-Mitbegründers Thelonious Monk zu einer Meta-Suite verknüpfen. Beginn ist um 18 Uhr, der Eintritt zum Konzert kostet zehn Euro.

Ausstellung "Bildräume - Raumbilder", Kulturwerkstatt Haus 10, Kloster Fürstenfeldbruck. Eröffnung an diesem Freitag, 24. September, von 19.30 Uhr an. Danach zu sehen bis Sonntag, 10. Oktober, jeweils freitags von 16 bis 18 Uhr und samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 24.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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