Kunst:Wider die Nüchternheit des Alltags

Eine Ausstellung im Kunsthaus zeigt, wie meisterhaft die Generationen der Familie Bunge das Emaille-Handwerk beherrschten, und präsentiert erstmals auch deren Gemälde

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Gebrauchsgegenstände aus der stumpfen Nüchternheit rausholen und sie zu etwas machen, das zu hübschen Gedanken anregt. Mit diesem Ziel hat Albert Gustav Bunge 1927 seine Metallkunstwerkstätte in Emmering gegründet. Die Kultur des Alltags sollte "mitten in ernste Arbeiten hin einmal einen Augenblick zum Lachen oder Lächeln oder Schmunzeln anregen", wie er im Januar 1935 in einem Zeitungsartikel erklärt hat. Wie wunderbar das ihm - und später seinem Sohn Charles und dessen Frau Elisabeth - gelungen ist, lässt sich in der empfehlenswerten aktuellen Ausstellung im Kunsthaus sehen. Erstmals werden dort die Werke der beiden Generationen gemeinsam ausgestellt. Zudem ist es auch das erste Mal, dass nicht nur die Emaille-Arbeiten, sondern auch zahlreiche Gemälde der drei Beteiligten präsentiert werden.

Bruck: KUNSTHAUS / STADTMUSEUM - Ausstellung Familie Bunge

Die Tassen stammen von Albert Gustav Bunge.

(Foto: Johannes Simon)

Typisch für die Familie allerdings sind die Emaille-Arbeiten, die im Erdgeschoss gezeigt werden. Sowohl der Vater als auch sein Sohn und dessen Ehefrau haben dieses Handwerk meisterhaft beherrscht. Jedes einzelne davon zeugt von großer Kunst, bei näherem Betrachten lässt sich erkennen, wie fein die Arbeiten sind, wie präzise die Drahte geformt sind, in deren Zwischenräume vor dem zweiten Brennen dann die verschiedenen Farben eingeflossen sind. Im ersten Brennvorgang wurde bereits der fast durchweg farbige Untergrund geschaffen.

Bruck: KUNSTHAUS / STADTMUSEUM - Ausstellung Familie Bunge

Die Ausstellung zeigt die ganze Vielfalt des Werks von Albert Gustav Bunge, seinem Sohn Charles und dessen Ehefrau Elisabeth.

(Foto: Johannes Simon)

Die Platte der gezeigten Werke reicht von Wandtellern über Schmuck und eben Gebrauchsgegenständen wie Tassen und Schalen im typischen Design der Fünfzigerjahre bis hin zu einer ganz wundervollen Uhr. Sie zeigt das biblische Motiv von Adam und Eva vor dem Apfelbaum, wobei die Baukrone das Uhrenblatt bildet und die Äpfel die Markierung der Stunden. Sakrale Motive finden sich in den Arbeiten immer wieder. Ebenso wie erotische Darstellungen von Frauen. Den größten Teil der Arbeiten machen aber die Türgriffe aus der Bungeschen Werkstatt aus. Für Einrichtungen von Emmering bis Flensburg haben sowohl Albert Gustav wie auch sein Sohn und die Schwiegertochter solche Griffe gestaltet.

Bruck: KUNSTHAUS / STADTMUSEUM - Ausstellung Familie Bunge

Weil das Paar oft gemeinsam gearbeitet hat, ist der Urheber nicht immer eindeutig zu bestimmen.

(Foto: Johannes Simon)

Gerhard Derriks, der gemeinsam mit Karlheinz von Jan, der den Nachlass der Familie verwaltet, die Ausstellung konzipiert hat, hat während der Recherchen geschaut, wo heute noch Griffe erhalten sind. So finden sich in einem Brucker Seniorenheim, der Schule in Mittelstetten und verschiedenen anderen Einrichtungen erhaltene Exemplare. Andere, wie die acht Griffe in der Emmeringer Schule, sind dagegen verschwunden. Jede Arbeit ist dabei ein Unikat. Zwar gibt es Zeichnungen, die mehrfach umgesetzt worden sind, das Ergebnis allerdings unterscheidet sich jedes Mal. Gut zu erkennen ist das an einem Wandteller mit Tiermotiven, der in zwei Ausführungen gezeigt wird. Man erkennt, dass den Tieren die gleiche Vorlage zu Grunde liegt. Aber Anordnung und Farbgestaltung variieren erkennbar. Solche Kleinigkeiten machen die Ausstellung spannend. Auch, dass von einigen Arbeiten die Zeichnungen und dann die Originale zu sehen sind. Ein anderes Beispiel ist ein Ziegel, den Albert Gustav Bunge nach dem Krieg anstelle von Metall als Vorlage für einen Druck erhalten hat. Weil das teure Metall schwer zu bekommen war, musste der Künstler offenbar auf günstiges Material zurückgreifen. Ergänzt wird der Ziegel dann um den zugehörigen Druck.

Ein Schmankerl der Ausstellung sind einige der erhaltenen Briefe und zwei kleine Comics, die Charles Bunge geschaffen hat. Mit viel Humor und klarer Analyse kritisiert er, der selbst im Zweiten Weltkrieg kämpfen musste, die politische Lage in Deutschland, greift die Nationalsozialisten und die deutsche Beamtenmentalität an. Seine Texte illustriert er dabei mit kleinen, unterhaltsamen und gelungenen Zeichnungen.

Ausstellung "Bunge - Eine Künstlerfamilie im Landkreis", Kunsthaus Fürstenfeldbruck, zu sehen bis zum 17. Dezember, jeweils mittwochs bis sonntags von 13 bis 17 Uhr

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