Kunst oder Quatsch:Schweigen im Inneren

Brunnen-Skulptur im Klosterhof funktioniert noch immer nicht

Von Viktoria Großmann, Fürstenfeldbruck

Der Künstler schweigt. Ebenso wie seine Skulptur. "Intra" heißt sie und steht seit vergangenen November im Klosterhof in Fürstenfeldbruck. Christian Hartard hatte mit seinem Entwurf den Wettbewerb Stadt-Kunst-Land gewonnen, auf Beschluss des Stadtrats sollte der Vorschlag des Erstplatzierten auch umgesetzt werden. Der hohe schwarze Quader soll auf die Geschichte des Klosters verweisen. Die eigentliche Aussage verbirgt sich in seinem Innenleben. Tritt man der Skulptur näher, hört man es plätschern. Sollte man es plätschern hören. Der Brunnen im Inneren spielt auf die Wirtschaft der Mönche an, die von der Wassernutzung geprägt war. So die Idee des Künstlers. Doch diese scheiterte von Beginn an schlicht an der Technik.

Den gewünschten Klangeffekt erzeugt eine schnöde Pumpe, die allerdings schon kurz nach Weihnachten das erste Mal ausfiel. Einmal war sie kaputt, einmal war sie verkalkt und Probleme mit dem Abfluss gab es auch noch. Florian Zimmermann vom städtischen Referat für Stadtplanung kennt die Reparaturgeschichte des Werks. Kürzlich war er zu einem Ortstermin mit Fachleuten vom Klärwerk an der Skulptur verabredet. Sie sollten prüfen, was der Pumpe fehlt und welche Sorte neu eingebaut werden müsste - und vor allem, was die Stadt das kosten könnte. Christian Hartard war auch eingeladen, erschien aber nicht.

Die Stadt bemüht sich sehr um das Objekt. Dazu wäre sie im Moment noch gar nicht verpflichtet. Noch gehört das Werk dem Künstler, eine offizielle Übergabe an die Stadt mit Vertragsunterzeichnung steht noch aus. Sie soll erst erfolgen, wenn das Kunstwerk auch wirklich funktioniert. Doch ehe das nie passiert, ergreift man lieber selbst die Initiative. Denn ein Kunstwerk, das nicht funktioniert wie es soll, will keiner. Vor ein paar Wochen hatte jemand diese Meinung sehr deutlich mit weißem Edding an der Skulptur hinterlassen. "50 000 Euro für schwarze Kiste" stand da auf der schwarzen Oberfläche geschrieben. Mitarbeiter des Bauhofs haben die Spuren inzwischen gekonnt getilgt, nichts ist mehr sichtbar.

Kunstobjekt am Kloster

Wer das Kunstwerk "Intra" im Klosterhof ansieht, sollte es leise plätschern hören. Aber es ist seit Monaten still.

(Foto: Reger)

Übrigens stimmte der Vorwurf so ohnehin nicht. Es waren insgesamt für den Wettbewerb 50 000 Euro angesetzt, Hartard erhielt davon 15 000. Das ist nicht viel, wenn man allein die Materialkosten berechnet. Und von irgendetwas muss auch ein Künstler leben. Nur sollte man genauso erwarten können, dass er ein Interesse daran hat, dass sein Werk das ausdrückt, was intendiert war. Vorbild ist übrigens wohl ein Werk von Gregor Schneider, dessen künstlerischer Mitarbeiter Hartard an der Münchner Akademie der Bildenden Künste ist. Schneider hatte zwischen 2005 und 2007 die Öffentlichkeit mit seinem Werk "Cube" beschäftigt, das der Kaaba in Mekka nachempfunden ist. Sowohl in Venedig als auch später in Berlin und zunächst in Hamburg wurde die Aufstellung des Werks verboten, bis es schließlich doch neben der Hamburger Kunsthalle stehen durfte.

Nun ist Hartards Werk immerhin auch nicht unumstritten und inspiriert doch einige Leute zu Schabernack und Zerstörung. Florian Zimmermann entfernte jedenfalls eigenhändig nach der Freinacht mehrere Lagen von Einkaufstüten von der Installation. Die Verhüllung sei offenbar sehr aufwendig gewesen, sagt Zimmermann trocken. Er habe sich während der Bereinigung sogar gegen den Vorwurf eines Spaziergängers verteidigen müssen, das Kunstwerk zu beschädigen.

Was Kunst ist und was Quatsch, ist eben manchmal schwer zu erkennen. Um es in diesem Fall dem Betrachter leichter zu machen, hat die Stadt immerhin ein Erklärschildchen angebracht. Man muss es etwas suchen: Es steht oberhalb des Halbrunds im Kräutergärtchen vor dem Museumseingang. Dort kann man nachlesen, was das Kunstwerk sein möchte - was es sein würde, wenn es denn plätscherte wie geplant.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: