Süddeutsche Zeitung

Kunst in Germering:Bloß nichts verraten

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Im Germeringer Kunstkreis hat die Gruppe "Kaleidoskop" ein Jahr lang an Werken gearbeitet, die auf einen Entwurf zurückgehen. Daraus haben sie ein großes Geheimnis gemacht

Von Johanna Haas, Germering

Die Gruppe "Kaleidoskop", des Germeringer Kunstkreises gibt es seit vier Jahren. Jetzt haben die sieben Kunstschaffenden ihre erste gemeinsame Ausstellung organisiert. Bis Mittwoch, 22. September, ist das Projekt "Stille Post - die Kunst der Interpretation" in der Germeringer Stadthalle zu sehen. Das Kinderspiel "Flüsterpost" diente dabei als Inspiration. "Wir saßen 2019 alle zusammen in einer Kneipe und haben überlegt was wir als Gruppe gemeinsam machen könnten. Dann haben wir rumgesponnen und jemand kam mit der Idee von Stiller Post - das hat uns gleich gefallen", sagt Gabriele Kromer, Mitwirkende der Ausstellung.

Also klügelten sie ein Konzept aus, das sich folgendermaßen gestaltet: Jeder der sieben Beteiligten gestaltet ein Kunstwerk. Dieses Original wird dann an eine zweite Person weitergegeben - diese muss das original Kunstwerk dann neu interpretieren und an eine dritte Person weitergeben. Die deutet dann die neu-interpretierte Version der Kunst und gibt sie wiederum an eine vierte Person weiter. So entstand schließlich einer der sieben Stränge - denn jeder zeichnet das Original für einen Strang. "Es war sehr spannend zu sehen, was aus unseren Kunstwerken wird. Wenn man ein Gemälde bekommen hat, fragt man sich: Was sehe ich? Und was gebe ich weiter?", sagt Ute Richter, Gründungsmitglied der Kunstgruppe Kaleidoskop.

Ein Jahr habe die Gruppe gebraucht, um alle Kunstwerke fertig zu stellen. "Das war irgendwie lustig, weil wir dann in diesem Geheimnis gelebt haben. Was macht der andere? Und wir durften ja auch nichts verraten", so Richter. Als sie 2020 fertig waren, konnten sie es kaum erwarten, die Kunst sich und auch allen anderen Menschen zu zeigen - aber Corona kam dazwischen. Immer wieder waren sie gezwungen, Ausstellungen zu verschieben und die Infektionsrate zu beobachten. "In der langen Zeit sinkt die Spannung dann auch irgendwie wieder. Aber jetzt ist es ja endlich soweit", sagt Richter.

Die ehemalige Lehrerin schaut trotzdem freudig auf das, was ihre Gruppe geschaffen hat: "Das war eine Herausforderung. Themen mit denen ich mich ja sonst auch nicht beschäftige. Aber es war toll! Wir haben untereinander Halt und Freudegefunden - in dieser schweren Zeit." Ute Richter hat die Gemälde, die sie bekommen hat, jedes Mal in Skulpturen interpretiert. Die Künstlerin arbeitet dabei vor allem mit Ton, Papier, Glas und Holz.

Das Acrylgemälde "Stufen ins Licht" zeigt ein Treppenhaus, an dessen Ende ein helles Licht zu sehen ist. Daraus zaubert Ute Richter eine Skulptur namens "Siegertreppe". "Ich habe Treppen gesehen, die führen hinauf und hinunter. Den oberen Absatz einer Treppe zu erreichen, kann Überblick und mehr Erkenntnis bedeuten. Also Vorteile, die den Sieg über viele Ereignisse des Lebens ermöglichen", so Richter. Sieg bedeutet für sie, das Leben zu meistern. Also formte sie eine schwarze Treppe, auf dessen Ende ein weißes Männchen sitzt und triumphierend die Hand in die Luft streckt. "So schnell kann sich die Kunst dann verändern und so unterschiedlich wird die Kunst, die man bekommen hat, interpretiert", bemerkt Gabriele Kromer. "Die verschiedenen Facetten der Künstler kommen zum Vorschein - und natürlich die mannigfaltigen Techniken", ergänzt Richter. Deswegen passe der Name "Kaleidoskop" jetzt noch besser zur Gruppe.

"Stille Post - die Kunst der Interpretation", Stadthalle Germering, bis Mittwoch, 22. September. Geöffnet dienstags bis freitags von 16 bis 20 Uhr sowie sonntags von 14 bis 18 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 18.09.2021
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