Süddeutsche Zeitung

Kunst in Fürstenfeldbruck:Der Preis der Kunst

Der Brucker Kulturausschuss stimmt nach einer Debatte über Lichtverschmutzung und die Kosten für neue Kunst-Installationen in der Stadt. Mäzen Gerhard Deriks beteiligt sich auch organisatorisch

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Seit 2008 veranstaltet die Stadt Fürstenfeldbruck den Skulpturen-Wettbewerb Stadt-Land-Kunst im vierjährigen Rhythmus. Daraus hervorgegangen sind eine Reihe von Werken, von denen neun an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet zu sehen sind, etwa "Dual II" und "Trigonal" aus Aluminium, Stahl und Farbe südlich der Amper zwischen Stadt und Kloster oder die "Variable" an der Äußeren Schöngeisinger Straße. Das Kunstwerk "Intra", der Sieger des Wettbewerbs von 2013, machte ständig Ärger. Manchen Bürgern gefiel es nicht, so dass über den Standort gestritten wurde. Dann wurde die schwarze Stele in einer Freinacht-Aktion von Scherzbolden mit Plakaten eines Discounters eingepackt. Das Plätschern im Inneren des Objekts, das auf die Wassernutzung der Ziesterzienser verweisen sollte, war selten zu hören, weil die Pumpe versagte.

Von den drei Kunstwerken aus dem ersten Wettbewerb ist nichts mehr übrig geblieben. Die "Rauminstallation" von Cornelia Rapp fiel dem Vandalismus zum Opfer, die Amperarche von Hilde Seyboth lagert im Bauhof, seit sie sich aus der Verankerung im Fluss gerissen hat. Der "Leuchtturm" auf dem Turm der Stadtbibliothek wurde längst demontiert. Mäzen Gerhard Deriks will nun an dieses Werk anknüpfen und beim nächsten Wettbewerb im kommenden Jahr acht ausgewiesene Künstler einladen, Vorschläge für Lichtskulpturen einzureichen. Vier Arbeiten sollen ausgewählt und im Westen der Stadt aufgestellt werden, am Kindergarten am Buchenauer Platz, vor dem Sozialzentrum West, dem Schulzentrum West und am neuen Sitz der Stadtwerke.

Die Künstler erhalten dafür jeweils 5000 Euro. Nach einem Jahr sollen die Bürger im Rahmen einer Befragung entscheiden, welches der vier Kunstwerke angekauft werden soll. Der Sieger bekäme 20 000 Euro, der Kultur- und Werkausschuss würde den Standort festlegen. Eine weitere Skulptur würde die Kulturstiftung Deriks ankaufen und der Stadt als Dauerleihgabe überlassen. Deriks, der sich persönlich finanziell und ehrenamtlich für das Projekt Stadt-Land-Kunst engagiert, möchte, dass in Bruck allmählich eine Kunstlandschaft entsteht, die einerseits die Bürger an moderne Kunst "heranführt" und andererseits zu einem "touristischen Alleinstellungsmerkmal" für die Stadt wird, wie es in der Sitzungsvorlage für den Ausschuss heißt, der im Dezember über das Projekt entschied. Die Kosten für diesen neuen Wettbewerb würden sich auf etwa 50 000 Euro belaufen.

Nachdem Deriks das Projekt vorgestellt hatte, kam Kritik aus den Reihen der CSU am Preis. Georg Jakobs wollte wissen, wie viel Geld im Haushalt 2020 für Kultur eingeplant ist. Angesichts der hohen Ausgaben der Stadt, etwa einer Million Euro für die Ballungsraumzulage für städtische Mitarbeiter, forderte er "auf die Sparbremse zu treten". Seine Fraktionskolleginnen Beate Hollenbach und Birgitta Klemenz, die Kulturreferentin, warfen ebenfalls die Geldfrage auf. Hollenbach stellte obendrein die Frage der Nachhaltigkeit, wenn solche Kunstwerke zerstört werden, und Klemenz griff die Bedenken von Irene Weinberg auf. Die BBV-Politikerin hatte auf die Lichtverschmutzung verwiesen. "Grundsätzlich stehe ich positiv zu Kunstwerken, aber bei Lichtskulpturen bin ich skeptisch", sagte sie. Die Kommune versuche, die Beleuchtung zu reduzieren, um Insekten zu schützen und nun plane man solche Installationen.

Als "Unsinn" bezeichnete der zweite Kulturreferent, Klaus Wollenberg (FDP), solche Einwürfe. "Was heißt Nachhaltigkeit? Alles ist endlich, wir sterben alle mal." Die Kosten seien doch bereits im Haushalt eingestellt. Trotzdem müssten solche Projekte erst einmal finanziert werden, beharrte Hollenbach.

Alexa Zierl (ÖDP) sagte, sie hoffe, dass mehr Bürger animiert werden, zu Fuß zu gehen, wenn sie durch Kunstwerke, die im Stadtgebiet aufgestellt sind, dazu animiert werden. Klaus Quinten (BBV) bemängelte, dass Deriks nur auswärtige Künstler berücksichtigen wolle. Er nannte einen Einheimischen, worauf Deriks antwortete, er sei zwar mit dem Mann befreundet, glaube aber nicht, dass dieser die nötige Qualität liefern könne. Trotz der Bedenken und Kritik votierte am Ende im Ausschuss nur Irene Weinberg gegen die Lichtinstallationen.

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SZ vom 08.01.2020
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