Grün in allen Schattierungen kommen die Waldfeen Liv und Runa daher. Ihr imposanter Kopfschmuck scheint aus Blattwerk und Farn zu bestehen und wie man auf der Seite www.kunst-im-stadl.de liest, verirrten sich die Fabelwesen „vor langer Zeit aus dem Norden in unsere Wälder“. Am Wochenende kommen Liv und Runa aus den Wäldern um den Maisacher Ortsteil Anzhofen als Walk-Acts in den kleinen Weiler und bereichern das Kunst- und Kulturfestival „Kunst im Stadl“, das dort zum 27. Mal stattfindet.
„Eigentlich würde ich heuer mein 30-jähriges Jubiläum feiern“, sagt Veranstalterin Helga Backus. Doch wegen Corona und eines Umbaus musste die beliebte Veranstaltung, zu der rund 5000 Kunstliebhaber kommen, ein paar Mal ausfallen. 1995 organisierte die kunstaffine Maisacherin im malerischen Anzhofen den Künstlermarkt in den alten Scheunen und Stadln und den idyllischen, üppig blühenden Bauerngärten drum herum zum ersten Mal. Damals startete sie mit zehn befreundeten Kunstschaffenden, inzwischen kommen rund hundert Künstlerinnen und Künstler; in diesem Jahr sind es sogar 120. Weil sie immer viel mehr Bewerbungen bekomme, als sie Platz habe, werde die Auswahl von einer Jury getroffen, erzählt Backus.
Besonders gut kommen bei den Besuchern die Walk-Acts an: fantasievoll gekleidete Wesen, die auf dem ganzen Gelände unterwegs sind. Dieses Jahr sind das neben den Waldfeen Liv und Runa, die kleine Überraschungen verschenken, die Ladies Black and White mit ihren Riesenreifenblasen und die kopflosen Gestalten. Letztere, betont die Maisacherin, „und Liv und Runa, die kommen zum ersten Mal zu uns mit ihrem aufwendigen Kopfschmuck. Das machen wir alles selbst“, womit in erster Linie sie selbst gemeint ist, unterstützt von ihrer Familie. Zu den Waldfeen hat sich Backus zu den Kostümen noch etwas ausgedacht, einen Fotoshooting-Platz, „ganz eingewachsen und romantisch“. Dort dürfen Besucherinnen (und Besucher) für Fotos einen eigens gefertigten Kopfschmuck aufsetzen.
„Sehr viele neue Mitmachaktionen haben wir dabei, von der Lederwerkstatt bis zum Siebdruck, man kann Glas schmelzen oder sticken nach Motiven von Picasso“, zählt sie ein paar Angebote aus dem umfangreichen Rahmenprogramm auf. Man kann auch mit der Astrogilde Gilching zu „Sonne, Mond und Sternen“ reisen und etwas über „Naturkunst am Himmel“ erfahren, schamanische Bräuche und Riten kennenlernen oder sich beim Auftritt der Maisacher Bauchrednerin Tala Glück und Drache „Talino“ amüsieren.
Der Künstler Toni Schwarzmann gibt Einblicke in seine Arbeit und zeigt, wie mit Hilfe seiner Kettensäge eine Skulptur entsteht. Auch einige andere Künstler lassen sich beim Entstehungsprozess ihrer Werke über die Schulter schauen. Wie die Veranstalterin herausstreicht, ist ihr die Nachwuchsförderung immer ein Anliegen. „Viele Neue und auch einige junge Künstler haben wir dabei.“ Die Auswahl an Kunstobjekten und Kunsthandwerklichem ließe sich fast einfacher über eine Ausschlussliste beschreiben, dennoch hier eine Auswahl: Es gibt unter anderem Skulpturen aus Holz, Metall, Keramik und Stein, Schmiede-, Goldschmiede- und Fotokunst, Handgeschöpftes, Hüte, Schuhe, Gefilztes, Gewebtes und Geflochtenes, Gartentische und -objekte, Seifen, Öle, Seidenschals, Taschen, Porzellan, Keramik, Möbel, Gewürzmühlen, Glaskunst, Upcycling-Werke und vieles mehr.
Acht Bands auf zwei Bühnen runden das Programm ab. Mit dabei ist unter anderem das Fürstenfeldbrucker Singer-Songwriter-Duo Sol y Luna, die Trommelgruppe Drumadama aus München, Gitarrist Günter Wagenpfeil, das Trio Chan sowie die Big Band Jiri Mares.
Kunst im Stadl in Maisach-Anzhofen, Samstag, 6. Juli, 12 bis 20 Uhr; Sonntag, 7. Juli, 10 bis 18 Uhr; Eintritt 6 Euro, Kinder unter 14 Jahre frei; kostenfreier Shuttle-Service vom S-Bahnhof Maisach; weitere Informationen unter www.kunst-im-stadl.de
