Süddeutsche Zeitung

Kunst:Ausgezeichnet

Bei der 19. Kunstausstellung des Landkreises werden drei Preisträger gekürt. Auch die Arbeiten der weiteren Teilnehmer sind sehenswert

Von Florian J. Haamann

Drei Künstler erhalten in diesem Jahr den Kunstpreis des Landkreises Fürstenfeldbruck. Der Hauptpreis geht an Peter Weber, den Förderpreis teilen sich Veronika Dräxler und Michael Köhle. Sie haben sich unter 104 Bewerbern durchgesetzt. In der Kunstausstellung des Landkreises sind nun sowohl die Werke der Preisträger als auch Arbeiten von 20 weiteren ausgewählten Künstlern zu sehen. Die alle zwei Jahre stattfindende Ausstellung ist die große Leistungsschau der Landkreiskünstler, wer dort im Kunsthaus Fürstenfeldbruck seine Werke zeigen darf, der gehört dazu. Deshalb verwundert es nicht, dass einige bekannte Namen zu sehen sind, etwa die Kunstpreisträger Herbert Nauderer (2011 und 2015) und Ina von Jahn (2017), Julia Elsässer-Eckert (1995) sowie Esther Balázs, Claudia Hippe-Krafczyk, Friedo Niepmann, Ruth Strähhuber und Constanze Reithmayr-Stark.

Nauderer zeigt in seinen neun Zeichnungen mit dem Titel "Parasite Island" verängstigend apokalyptische Figuren mit Gesichts und Ohrenschutz, einer Art Gasmaske, einer Gesichtsmaske. Nur eine Figur ist gänzlich ungeschützt, wirkt deformiert, zombiehaft. Eine Zeichnung zeigt ein menschenleeres Krankenhaus, die Betten durch Vorhänge getrennt. Hier stimmt etwas gewaltig nicht, auf dieser Insel. Was genau, das bleibt allerdings offen. Nauderers Zeichnungen wirken wie Skizzen zu den zahlreichen apokalyptischen Serien wie "The Walking Dead" oder "Dark", die sich aktuell großer Beliebtheit erfreuen.

Zwei Installationen, die vergangenen Dezember bereits in einer bemerkenswerten Ausstellung Haus 10 zu sehen waren, steuert Friedo Niepmann bei. Etwa seinen Setzkasten "Plasticworld", in dem er Dutzende gebrauchte Zahnbürsten in allen Farben einsortiert. Die Botschaft ist so klar wie aktuell. Die vielleicht auffälligste Arbeit ist die Installation "Ameisen 2.0" des Brucker Künstlers Markus Heller. Aus Socken, Draht und Watte hat er eine ganze Horde von Ameisen gestaltet, die sich im Untergeschoss vor einer Wand versammeln, an ihr hochklettern. Emsig, organisiert, arbeitsteilig, jeder an seinem Platz, alle für das Kollektiv. Wohl kein anderes Tier verkörpert die sozialistische Idealvorstellung so gut sehr wie die Ameise. Bei Heller sind sie sogar noch besser, weil größer, stärker, leistungsfähiger; 2.0 eben.

Wer arbeitet, der braucht auch Urlaub. Die richtige Stimmung dafür gibt es in den beiden Ölgemälden von Claudia Hippe-Krafczyk. Vor einem pastellgelben Hintergrund zeigt sie einmal einen blauen Plastikstuhl und einmal einen roten Klappstuhl mit einem geschlossenen Sonnenschirm. Menschen zeigt sie dabei nicht, die Stille in ihren Bildern wirkt wie das letzte Durchschnaufen vor dem großen Ansturm.

Thematische Tendenzen, die die Brucker Künstler im vergangenen Jahr beschäftigt haben, lassen sich in der Ausstellungsauswahl nicht erkennen. Es ist ein abwechslungsreicher Mix an Motiven, von politisch bis poetisch, von konkret bis abstrakt. Der Besucher findet die klassischen Akte (eine in einem Karton liegende Frau von Libardo Mora und einen Mann von Corinna Steiner), handwerklich gut gearbeitete Skulpturen (etwa von Diana Bach), Blumen (Simone Frey) und Wald (Julia Elsässer-Eckert).

Vor allem die Werke der Preisträger Dräxler und Weber zeigen, welch' interessante Künstler der Landkreis hat, von einer Koryphäe der Konkreten Kunst bis hin zu einer jungen Künstlerin, die es schafft, die Lebenswelt ihrer Generationen gleichzeitig festzuhalten und zu hinterfragen, sie zu entschlüsseln und zu deuten.

19. Kunstausstellung des Landkreises Fürstenfeldbruck, zu sehen im Kunsthaus Fürstenfeldbruck bis Sonntag, 27. Oktober, jeweils dienstags bis samstags von 13 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 12.10.2019
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