Kulturraum:Bierzelt versus Mehrzweckhalle

Cuba-Boarische

Turnhallenatmosphäre: Cubavaria beim Konzert in der Olchinger Mehrzweckhalle.

(Foto: Günther Reger)

Olching will aus Rücksicht gegenüber den Anwohnern kein weiteres Zusatzkonzert rund um das Volksfest zulassen

Von Stefan Salger, Olching

Viel Arbeit hatten die Helfer der Olchinger Kolpingsfamilie mit den organisatorischen Vorbereitungen für den Auftritt von Cubavaria in der Mehrzweckhalle der Olchinger Mittelschule. Allein am Morgen danach waren 40 Helfer mehr als drei Stunden lang mit dem Abbau beschäftigt. Auf insgesamt 70 Tage summiert sich der Aufwand somit nach Worten von Kolping-Sprecher Karlheinz Frey. Man merkt ihm an, dass er diesen Aufwand für all die Vereinskollegen gerne reduziert hätte.

Das freilich wäre wohl nur möglich gewesen, wenn der Verein direkt nach dem Olchinger Volksfest noch das große Zelt hätte nutzen können - so wie vor zwei Jahren, als etwa 900 Besucher auf Einladung der Kolpingsfamilie zum Konzert der Cubavaria-Vorgängerband Cuba-Boarische auf den Volksfestplatz gekommen waren. "Wir wären übrigens gerne wieder in das Zelt auf dem Olchinger Volksfestplatz gegangen, schreibt Frey in einem Resümee. Damit hätte sich der Aufwand auf geschätzte 15 bis 20 Tage reduzieren lassen - "eigentlich ein Wahnsinn für einen ehrenamtlich arbeitenden Verein. Heuer haben wir das drei Mal praktiziert - so auch schon beim Starkbierfest im März sowie beim Pfarrer-Aicher-Benefizkonzert im April".

Jenseits des Arbeitsaufwands gibt es ein weiteres Argument gegen die Mehrzweckhalle. Sogar die 400 Besucher, die gekommen waren, verlieren sich fast in dem großen Gebäude, was der Stimmung nicht zuträglich ist. Der Tonmeister der Cubavaria Truppe brachte es auf den Punkt: Die Halle sei zwar "perfekt gedämmt wie ein Tonstudio", aber nicht gut geeignet für Bühnenveranstaltungen. Frey bedauert, dass die Stadt der Nutzung des Volksfestzeltes diesmal nicht zugestimmt hat. "Die Begründungen waren für uns schwer nachvollziehbar. Da wurden Dinge wie Lärmschutz angeführt." Es gebe noch andere Vereine, die das wollen, sei ihnen beschieden worden. Mancher in der Kolpingsfamilie ist deshalb leicht angesäuert. "Ein Konzert, das um 22.30 Uhr endet, ist eher nicht lärmschutzrelevant. Und ein anderer Verein, der bereit wäre, diesen Aufwand und dieses Risiko einzugehen, ist uns nicht bekannt."

Der Verdacht: Dem Volksfest solle da offenbar keine Konkurrenz erwachsen. Olching laufe Gefahr, sich auf diese Weise auf den Weg in eine kulturelle Diaspora" zu begeben. Denn abgesehen von der Kulturbühne Kom mit etwa 150 Plätzen gebe es nichts - bis eben auf die Mehrzweckhalle (deren Turnhallenatmosphäre der Stimmung bei Kulturveranstaltungen nicht unbedingt zuträglich ist).

Bürgermeister Andreas Magg (SPD) signalisiert durchaus Verständnis für die Wünsche. Und auch wenn er die Akustik in der Mehrzweckhalle durchaus für konzertgeeignet hält, so räumt er doch ein, dass Atmosphäre und "Flair" dort nichtganz optimal sein könnten.

Die Absage der Stadt begründet Magg zum einen mit dem Lärmschutz. Der Volksfestplatz sei bereits stark frequentiert. Zudem gebe dort eine durchaus "kritische Nachbarschaft", der man nicht mehr als die zehn Tage Volksfest sowie den meistens von der Stadt für eine Kulturveranstaltung angehängten Zusatztag zumuten wolle. Dem Benefizkonzert der Kolpingsfamilie vor zwei Jahren habe man nach reiflicher Überlegung zugestimmt - aber nur ausnahmsweise. Magg bekräftigt, dass auch ein anderer örtlicher Verein Interesse an einer Musikveranstaltung im Volksfestzelt bekundet habe - welcher genau, das will er nicht sagen.

Grundsätzlich, so Magg, habe die Stadt aber großes Interesse, ihren Vereinen entgegenzukommen. Sofern sich Veranstaltungen nicht allzu sehr um die Volksfestzeit herum ballen, sei da auch der Volksfestplatz nicht tabu - beispielsweise als Standort für ein Open Air.

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