Süddeutsche Zeitung

Kultur:Ein Sommerabend voller Kunst, Musik und Improvisation

Lesezeit: 3 min

Hunderte Besucher flanieren bei der Brucker Kulturnacht durch die Stadt und lassen sich von den zahlreichen Veranstaltungen inspirieren. Zum Publikumsmagnet wird die Improtheater-Show an der Neuen Bühne Bruck

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Wie startet man am besten in einen sonnigen Sommerabend, vollgepackt mit Kultur überall in der ganzen Stadt? Mit ein bisschen Bewegung natürlich. Gut, dass es bei der Brucker Kulturnacht auch dafür Experten gibt, denen man erst einmal zuschauen kann, bevor man dann den eigenen Schrittzähler in die Höhe treibt. Denn auf der Bühne am Niederbronner Platz eröffnet gerade die Zumba-Gruppe der Volkshochschule zu treibenden Latin-Rhythmen das Programm. Wuseliges Treiben herrscht auch einige Meter weiter beim Graffiti-Workshop, bei dem Kinder und Jugendliche unter Anleitung einer Sprayerin aufgestellte Wände gestalten dürfen. Während einige erst einmal damit anfangen, ihren Namen oder einfache Formen zu sprühen, gestaltet ein Nachwuchskünstler ein poetisches Lebensmotto: "Live. Love. Lauch", dazu eine Lauchstange. Nebenan führt Monika Vongehr Interessierte in die Glasschmuck-Herstellung ein. Die Künstlerin soll später am Abend noch an anderer Stelle eine Hauptrolle spielen, aber das ahnt zu diesem Zeitpunkt freilich noch niemand.

Denn auch das ist es, was die Brucker Kulturnacht, an der auch in diesem Jahr wieder 15 Einrichtungen teilnehmen, vom Landratsamt bis hin zum Jexhof, ausmacht. Trotz der Weitläufigkeit und einer natürlich unmöglich zu bewältigenden Menge an verschiedenen Angeboten, hängt alles irgendwie zusammen, es entsteht ein großes Ganzes, zu dem jeder, auch die vielen Hundert Besucherinnen und Besucher, ihren kleinen Teil beitragen. Ganz besonders gefragt sind die Gäste bei den stündlichen Improtheater-Shows an der Neuen Bühne Bruck, die sich als absoluter Publikumsmagnet erweisen. Der Andrang ist bei einigen Vorstellungen so groß, dass die Menschen dicht gedrängt im Gang stehen. Einige Besucher sind sogar so fasziniert von den rasanten und unterhaltsamen Szenen, dass sie gleich mehrfach kommen oder gar den ganzen Abend nur hier verbringen.

Für eine Szene wollen die Schauspieler von "In Impro Veritas" wissen, warum die Besucher überhaupt bei der Kulturnacht sind. Eine Frau ruft, dass sie, und die ganze Reihe um sie herum, hier auf einen Geburtstag eingeladen ist. Allerdings sei das Geburtstagskind gar nicht da - weil es auf dem Niederbronner Platz einen Workshop gibt: Glasschmuck-Künstlerin Monika. Das Quartett auf der Bühne greift die Situation dankbar auf und entwickelt eine kleine Geschichte von Monika, die einem jungen Mann einen Mosaik-VHS-Kurs gibt. Er probiert sich an einer Mona Lisa, wird verspottet, probiert sich deshalb als Van Gogh, schneidet kurzerhand seinem Vater das Ohr ab und legt es ins Mosaik. So entsteht ein immer absurderer und unterhaltsamerer Strudel, an dessen Ende es großen Applaus und viele Lacher gibt - bevor es schon mit der nächsten Szene weitergeht. Nach gut 30 Minuten geht das Licht dann aber zum vorerst letzten Mal aus, die Show ist zu Ende und während sich die Schauspielerinnen und Schauspieler auf den nächsten Auftritt vorbereiten, gehen die Besucher erst einmal nach draußen aufs Klostergelände.

Dort geht es etwas ruhiger zu. Es sind Bierbänke aufgestellt, auf denen die Kulturnacht-Spaziergänger die vielen Eindrücke der umliegenden Veranstaltungen verarbeiten können: neben dem Improtheater Ausstellungen im Kunsthaus und dem Haus 10, Musik in der Klosterkirche, Wissenschaftskabarett im Museum und Wissenswertem im Energiemuseum. Andere nutzen die Gelegenheit, um bei einem Getränk zu plaudern, mit Bekannten, Freunden, Zufallsbegegnungen oder auch den Künstlerinnen und Künstlern, die zwischen ihren Auftritten immer wieder auf dem Gelände zu treffen sind.

Große Aufmerksamkeit ziehen dabei die Stelzenläufer der Varieté-Gruppe des Viscardi-Gymnasiums auf sich. Den ganzen Abend über laufen sie in ihren fantasievollen Kostümen über das Gelände und führen dabei kleine Akrobatik-Einlagen auf, es wird mit Bällen und Kegeln jongliert und ein Diabolo kommt zum Einsatz. Der ein oder andere Besucher bittet gar um ein Selfie mit den jungen Artisten. Besonders eindrucksvoll wird die Gruppe allerdings nach Einbruch der Dunkelheit, als an den Kostümen bunte LED-Lichter angeschaltet werden. Mittlerweile sind auch die auf dem Gelände verteilten Feuerschalen entzündet und die Kulturnacht geht in ihre letzten Stunden. Auch weit nach Mitternacht ist noch eine Menge Menschen auf dem Klosterareal unterwegs. Man hat das Gefühl, dass viele die Zeit wirklich bis ganz zum Schluss auskosten wollen.

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