Von Klassik bis Kabarett:Zögerliches Kulturpublikum

Von Klassik bis Kabarett: Die großen Säle, etwa die Germeringer Stadthalle, zu füllen, ist zur Zeit nicht leicht. Das Publikum ist nach der Pandemie und bei steigenden Lebenshaltungskosten zurückhaltend.

Die großen Säle, etwa die Germeringer Stadthalle, zu füllen, ist zur Zeit nicht leicht. Das Publikum ist nach der Pandemie und bei steigenden Lebenshaltungskosten zurückhaltend.

(Foto: Johannes Simon/Johannes Simon)

Die Kulturhäuser im Landkreis Fürstenfeldbruck kämpfen mit sinkender Nachfrage als Folge der Corona-Pandemie.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Kulturhäuser im Landkreis haben mit den Folgen der Corona-Pandemie und steigenden Lebenshaltungskosten zu kämpfen. Die Besucherzahlen erreichen im Durchschnitt nicht das Niveau vor der Pandemie. Insbesondere die Senioren seien zurückhaltend, heißt es aus dem Puchheimer Kulturzentrum Puc und dem Olchinger Kom. Ausverkauft sind nach wie vor Veranstaltungen mit prominenten Künstlern sowie für Kinder und Familien. Im Veranstaltungsforum Fürstenfeld haben sich außerdem die Abonnement-Reihen als "resistent" erwiesen.

"Im Durchschnitt sind wir auf dem hohen Vorjahresniveau von 2021/22 geblieben", sagt Marita Kuhn, die für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, zu den Abonnements. Auch Einzelveranstaltungen laufen ihren Angaben zufolge "sehr zufriedenstellend", allerdings "vielleicht noch nicht ganz auf dem Vor-Corona-Niveau". Kinder- und Familienveranstaltungen seien fast ausverkauft, ebenso das Starkbierfest Ende Februar. "Insgesamt haben wir einen Trend zu kurzfristigen Käufen bemerkt, auch haben wir etwas mehr Gäste an der Abendkasse als vor Corona", berichtet Kuhn. Das werde sich aber "vielleicht wieder etwas rückentwickeln, wenn nun die ersten Veranstaltungen wieder im Vorfeld ausverkauft sind".

Von Klassik bis Kabarett: Großer Beliebtheit erfreuen sich trotz aller Sorgen und Nöte die Veranstaltungen für Kinder und Familien.

Großer Beliebtheit erfreuen sich trotz aller Sorgen und Nöte die Veranstaltungen für Kinder und Familien.

(Foto: MTfK)

In der Germeringer Stadthalle waren die Familienshows in der Weihnachtszeit gut besucht, die Silvester-Veranstaltung sogar ausverkauft, ebenso Events mit "Kult-Status" wie ein Konzert der "Spider-Murphy-Gang" oder ein Auftritt des Kabarettisten Josef Hader, berichtet Leiterin Medea Schmitt. Aber in anderen Sparten registriert sie eine gewisse Zurückhaltung des Publikums.

Das Überangebot ist abgewickelt

Am Überangebot durch Veranstaltungen, die wegen Lockdowns verschoben und nachgeholt werden mussten, könne es nicht mehr liegen. "Das ist abgewickelt", sagt sie. Die Pandemie spielt nach ihrer Einschätzung nur noch eine "untergeordnete Rolle", die steigenden Lebenshaltungskosten und die Unsicherheit fielen eher ins Gewicht. "Die Leute sparen an der Kultur wegen der Inflation", sagt Schmitt.

Auch in Puchheim zeigt sich ein "differenziertes Bild, es kommt auf das Format an", berichtet die Kulturamtsleiterin Katrin Neoral. Das Konzert "Dreiviertel Blut" mit dem Filmkomponisten Gerd Baumann und "Bananafishbones"-Sänger Sebastian Horn Ende Januar war ausverkauft, aber bei manchen anderen Auftritten sei der Zuspruch teilweise um 50 Prozent eingebrochen, etwa bei klassischer Musik, bei Kammerkonzerten. Vor allem das ältere Publikum sei "zurückhaltend".

Manchen Stammgästen sei inzwischen der Weg zu beschwerlich geworden, andere seien durch die Lockdowns "entwöhnt" vom regelmäßigen Kulturgenuss im analogen Modus. Dafür registriert Neoral eine steigende Nachfrage nach Abonnements, wobei manche Besucher erzählten, sie betrachteten den selbstgewählten Druck, der davon ausgeht, als Wiedereingewöhnung.

Das Olchinger Kom ist mit maximal 160 Plätzen im Gretl-Bauer-Saal mit Abstand das kleinste Kulturhaus im Landkreis. Die Obergrenze sei in dieser Situation "vielleicht ein Glück", weil eben nicht so viel Raum zu füllen ist, sagt Vanessa Schäufele, eine Mitarbeiterin im Kulturamt. Davon abgesehen, hängt im Kom wie in den anderen Häusern die Resonanz des Publikums von der Art der Veranstaltung ab. Die Karten für bekannte und gute Künstler mit großem Stammpublikum seien schnell ausverkauft, etwa einen Auftritt der "Wellbappn", ebenso die Veranstaltungen um Weihnachten und Neujahr. "Künstler ohne feste Fanszene haben es schwerer, die sind nicht ausverkauft", berichtet Schäufele.

Die Senioren sind zurückhaltend

Zurückhaltend seien vor allem ältere Besucher, vor der Pandemie verzeichnete das Kom deutlich mehr Stammpublikum. Dafür freut sich Schäufele über sehr viele neue Menschen, die den Weg ins Olchinger Kulturzentrum finden. "Wir registrieren inzwischen ein deutlich jüngeres Publikum." Auf große Resonanz stießen Kinder- und Familienveranstaltungen, die Tickets sind mit fünf bis acht Euro aber auch sehr günstig. "Eigentlich wäre es notwendig, die Preise zu erhöhen, aber wir haben uns dagegen entschieden, wir trauen uns nicht", räumt die Kulturamtsmitarbeiterin ein.

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