Kritik an Grünem Zentrum in Fürstenfeldbruck:Alles andere als nachhaltig

Beheizte Dachrinnen an der Landwirtschaftsschule sorgen bei Kreisräten für Unmut - doch der Bauamtsleiter verteidigt die Technik

Petra Fröschl

Einen Monat nach der feierlichen Eröffnung der neuen Landwirtschaftsschule im Brucker Ortsteil Puch gibt es massive Kritik an der Dachentwässerung des 4,1 Millionen Euro teuren Niedrigenergiehauses. Weil die Regenrinne nicht übersteht, sondern innerhalb des leicht geneigten Daches verläuft, und sich die Fallrohre unter der Außenverkleidung des Hauses befinden, befürchten einige Kreisräte, dass Wasser ins Gebäude eindringen kann - auch im neuen Schulzentrum am Tulpenfeld hat der Landkreis erhebliche Probleme mit undichten Dächern.

Außerdem halten sie die Tatsache, dass die Regenrinne im Winter beheizt wird, für alles andere als nachhaltig. Doch Bauamtsleiter Axel Schuhn verteidigt die Planung.

Einem, dem die Konstruktion des modernen Holzbaus bitter aufstößt, ist Grünen-Kreisrat Hans Märkl aus Landsberied. Er nutzte die Sitzung des Planungsausschusses am Montag, um seinem Ärger darüber Luft zu machen. "Es ist unverantwortlich, dass man heute so baut und dafür Steuergelder verschwendet", schimpfte Märkl. Der Grundsatz, je steiler ein Dach und je größer sein Vorsprung, desto länger halte ein Bauwerk, werde komplett über Bord geworfen.

Märkl hält die innerhalb des Daches liegende Rinne für problematisch, weil sie im Sommer leicht mit Laub verstopfe und im Winter schnell zufriere. Während bei Außenrinnen und äußeren Fallrohren das Wasser dann zumindest nach draußen abfließe, bestehe in Puch die Gefahr, dass es in die Holzverschalung eindringe, wenn nicht ständig jemand das Laub entferne.

Schützenhilfe bekam Märkl von CSU-Kreisrat Johann Wörle. "Ich mache das seit 25 Jahren, das wird massive Probleme geben", prophezeite der Spengler aus Hattenhofen. Schuhns Hinweis, die Rinne friere im Winter nicht ein, weil sie beheizt werde, empörte Hans Märkl noch mehr. Für einen Ziel-21-Musterlandkreis sei diese Energieverschwendung einfach unglaublich.

Bauamtsleiter Schuhn wies die Kritik zurück. "Wir haben uns mit dem Dach viel Mühe gegeben und halten das für eine technisch einwandfreie Lösung", sagte er der SZ. Man habe die Photovoltaikanlage bewusst nicht "draufgeklatscht", sondern das Dach tiefer gelegt und ansprechend gestaltet. Unter den Modulen befinde sich Luft und ein Blechdach, über welches das Wasser abfließen könne. Die darunter liegende Abdichtung würde verhindern, dass es ins Innere eindringe. Schwappe die Regenrinne über, laufe das Wasser an der Außenfassade in den Boden. Darüber hinaus müssten auch Außenrinnen regelmäßig von Laub befreit werden, betonte Schuhn. "Ich verstehe die Diskussion nicht."

Wörles Vorwurf, die Kreisräte hätten die Planung nicht zu sehen bekommen, wies Schuhn zurück. Sie sei im Hochbauamt geprüft, abgestimmt und der Baukommission vorgelegt worden. Details wie die Dachentwässerung würden aber nur auf Wunsch besprochen, sagte Schuhn. Nach seinen Angaben wird die Regenrinne im Winter nur bei Bedarf mit Schwachstrom beheizt. Das sei ein ganz normales Verfahren. Der Architekt soll nun den genauen Stromverbrauch aufzeigen.

Die Landwirtschaftsschule wurde als erster Teil des Grünen Zentrums fertig und mit 2,63 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket gefördert. Kritik hatte es auch wegen der Installation der Photovoltaikanlage gegeben, die durch Bäume verschattet wird und wenig effizient ist.

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