Krippen aus aller Welt:Ganz kleine Schätze

Die Heilige Familie im Stall: Auf dem Grafrather Christkindlmarkt hat die Sammlerin Irmgard Jehle erstmals Krippen ausgestellt, die von ihren Reisen um die ganze Welt stammen.

Manfred Amann

"Ach, ist das Jesulein winzig! Und die kleinen Schäfchen - ach, wie süß!" Solche Begeisterungsausbrüche waren am Wochenende recht häufig im Grafrather Schulkeller zu vernehmen. Weit über hundert Miniaturkrippen aus aller Welt waren dort zu bewundern. Irmgard Jehle ist als Reisebegleiterin viel in der Welt herumgekommen und hat in fast allen bereisten Ländern Kleinstkrippen gefunden und nach Hause mitgenommen. Und weil Christel Hiltmann nicht locker gelassen habe, wurde die Sammlung nun erstmals im Rahmen des Grafrather Christkindlmarktes der Öffentlichkeit präsentiert. Christel Hiltmann ist Ortsarchivarin in Grafrath und von Jehles Sammlung hellauf begeistert.

Miniaturkrippen

Krippen in Kleinformat: Christel Hiltmann (links; mit Krippen aus Süditalien) und Irmgard Jehle (mit Krippen aus Peru Titicacasee).

(Foto: Günther Reger)

"Ich habe an einem Ort noch nie so viele so kleine Krippen gesehen", sagte sie und begründete damit ihre Initiative, diese Ausstellung zu organisieren. "Wir sind uns auf gemeinsamen Reisen näher gekommen und da ist mir aufgefallen, dass Frau Jehle immer nach Krippen sucht", erzählte sie und fügte an: "Da bin ich dann neugierig geworden". Das kleinste Abbild der Heiligen Familie mit dem Kind in der Krippe war in einen Silberring eingearbeitet, so mini, dass die feine Arbeit nur mit einer Lupe erkennbar wurde.

Nicht viel größer war die in einem Silberamulett mit handgeschnitzten Figuren arrangierte Krippenszene. Das Amulett trägt man an einer Halskette. Kaum größer als ein Fingernagel war auch die Heilige Familie, die in einer geöffneten Pistazienschale kauert. Die allerkleinste Krippe aber hatte Jehle nicht mitgebracht, eine Heilige Familie, geschnitzt in eine Kaffeebohne. Zu groß sei die Gefahr, dass die kostbare Miniatur irgendwo dazwischenrollt und nicht mehr gefunden wird, so die Sammlerin.

Das Jesuskind ist in Bethlehem in einem Stall zur Welt gekommen, Josef und Maria haben es in eine Krippe gelegt. So erzählt es die Bibel, und die Krippenszene hat fast jeden Winkel der Erde erreicht. Das Bild hat die Herzen der Menschen gewärmt und sie haben die Heilige Familie bei sich aufgenommen und vereinnahmt: in Afrika, in Alaska oder in Südamerika, in Russland ebenso wie auf den Philippinen. So entstanden Krippenszenen in der jeweiligen Volkskunst, übertragen auf das eigene Lebensumfeld, mit Materialien, die dort üblich sind.

Die Heilige Familie in einem Schilfboot vom Titicacasee (Peru) zum Beispiel oder in einer glitzernden Steindruse aus Südtirol. Das hat die Sammlerin aus München fasziniert. "Man kommt in einen fremden Kulturkreis und trifft auf Vertrautes. Das baut Brücken", erklärte die Reisebegleiterin.

Weihnachtskrippen haben etwas Verbindendes und beim Bestaunen der Volkskrippen komme man selbst in den entlegensten Winkeln der Erde schnell ins Gespräch. Das Jesuskind mit Josef, Maria, Ochs und Esel in einem Blatt oder in einer Eisschale (Mexiko), in einem kandierten Granatapfel (Armenien), in einer Streichholzschachtel (Peru), in einer Cola-Dose (Italien) oder eine bunt glänzende Folienkrippe aus Krakau (Polen): Solche Objekte bieten tatsächlich viel Gesprächsstoff.

Zu sehen waren aber auch bekannte Krippendarstellungen aus Südtirol, hergestellt aus Ton oder Holz, oder aus dem bekannten Krippenzentrum Neapel. In diesen Darstellungen findet die Heilige Familie in Grotten, Heustadeln oder Berghütten Unterschlupf. Nur deutlich kleiner und filigraner waren sie als diejenigen, die man jetzt um Weihnachten überall zu sehen bekommt. Größere Raritäten, wie die Weihnachtsszene mit Hirten und den Heiligen Drei Königen in einer aufgeklappten Weinkiste oder unter Sturzglas ergänzten die Ausstellung.

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