Kreisklinik:Betten auf den Gängen

In der Kreisklinik wurden noch nie so viele Patienten stationär behandelt wie in diesem Januar. Obwohl das Haus zur Versorgung des Landkreises zu klein ist, denkt niemand an eine Erweiterung. Die Kranken sollen nach München

Gerhard Eisenkolb

Kreisklinik FFB

Die Kreisklinik Fürstenfeldbruck wird von mehr Patienten aufgesucht, als Plätze für sie vorhanden sind.

(Foto: Günther Reger)

Seit dem Bestehen der Kreisklinik Fürstenfeldbruck sind noch nie so viele Patienten stationär behandelt worden wie im Januar dieses Jahres. Es mussten insgesamt 1504 Kranke versorgt werden, das ist eine Rekordbelegung. Im Vorjahr waren es im gleichen Monat noch 1438, 2011 nur 1350. Auch weil andere Krankenhäuser in den vergangenen Wochen immer wieder einen Aufnahmestopp verhängt hatten, war das Haus in Fürstenfeldbruck überfüllt. Mit der Folge, dass regelmäßig Krankenbetten auf den Gängen der Stationen standen und Patienten früher als eigentlich geplant entlassen werden mussten, um Platz für Notfälle zu schaffen.

Solche Zustände hält Klinikvorstand Stefan Bauer für unvermeidbar. Er verweist darauf, dass nur Patienten entlassen würden, wenn dies medizinisch vertretbar sei. Eigentlich ist die Brucker Klinik zur Versorgung der Landkreisbevölkerung zu klein, zumal das Haus nach Krisenzeiten in den vergangenen fünf bis sechs Jahren einen ungeahnten Boom erlebte. So stieg die Zahl der Patienten von 2005 bis 2011 um rund ein Drittel auf insgesamt 17 715 im Jahr an. Trotz steigender Patientenzahlen gehören die Jahresüberschüsse von rund einer Million Euro inzwischen der Vergangenheit an. Seit 2011 macht das Haus, wie viele Kliniken in Bayern, Defizite.

Laut Bauer gibt es keine Überlegungen, die Kapazitäten zu erweitern. Der Vorstand hält die genehmigten 380 Betten für ausreichend. Zum einen sei die Klinik laut neuster eigener Statistik im Jahr nur zu 76,3 Prozent ausgelastet. Das entspricht laut Bauer fast exakt der Belegung von Krankenhäusern im Bundesdurchschnitt, die bei 76,1 Prozent liegt. Zum anderen gebe die Krankenhausplanung der Staatsregierung einzelnen Kliniken die Bettenzahl vor. Laut diesem Plan ist das Haus in Fürstenfeldbruck mit insgesamt 380 Betten - von denen aufgrund des Pflegenotstandes zurzeit jedoch nur 344 zur Verfügung stehen - zwar für die rund 208 000 Landkreisbürger eigentlich viel zu klein. Allerdings sieht dieses Konzept auch vor, dass sich ein großer Teil der Bewohner der östlichen Großgemeinden in Münchner Kliniken behandeln lässt. Das heißt, die Betten, die im Landkreis fehlen, müssen anderswo vorgehalten werden. Mit der Folge, dass sich Notfall-Patienten in Spitzenzeiten, bedingt etwa durch eine Grippewelle, ihre Wunschklinik nicht aussuchen können und sich in Fürstenfeldbruck auch einmal mit einem Bett auf dem Gang begnügen müssen. Das Problem sind laut Stefan Bauer die wellenartigen Erkrankungen. Er wendet ein, dass es auch Monate gebe, in denen es auf den Stationen sehr ruhig zugeht. Zudem sinkt die Verweildauer kontinuierlich. Das heißt, weniger Betten reichen nun für mehr Patienten.

Auch in den Folgen einer alternden Gesellschaft - Senioren brauchen öfter ein Krankenhaus - sieht der Klinikchef keinen Grund, die Bettenzahl zu erhöhen. Krankenhäuser könnten nicht für die medizinische Versorgung der Senioren in die Bresche springen. Bauer ist der Ansicht, dass dieser Personenkreis in Pflegeheimen mit ärztlicher Versorgung besser aufgehoben wäre. Eine mögliche Erweiterung, die für Bauer höchstens langfristig zur Debatte steht, sieht Bauer in Abhängigkeit von der Entwicklung der gesamten Region. Handlungsbedarf bestehe dann, wenn sich das Gesamtgefüge ändert. Ähnlich sieht das auch Landrat Thomas Karmasin (CSU). Für ihn besteh das Hauptproblem darin, genügend Pflegekräfte zu finden.

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