Bilanz der Feuerwehren:Materialbeschaffung wie auf dem Schwarzmarkt

Bilanz der Feuerwehren: Insgesamt 833 Mal rückten die Feuerwehren, wie hier die Gröbenzeller Wehr, im vergangenen Jahr zu Bränden aus. Weitaus mehr Einsätze, nämlich 1737, galten der technischen Hilfeleistung, wie etwa nach Unfällen.

Insgesamt 833 Mal rückten die Feuerwehren, wie hier die Gröbenzeller Wehr, im vergangenen Jahr zu Bränden aus. Weitaus mehr Einsätze, nämlich 1737, galten der technischen Hilfeleistung, wie etwa nach Unfällen.

(Foto: Feuerwehr Gröbenzell)

Um für die Ukraine-Flüchtlinge Notunterkünfte auszustatten, kommt die Feuerwehr auf ungewöhnliche Ideen. Dieser Großeinsatz bleibt 2022 nicht der einzige.

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Dass es das dritte Corona-Jahr ist, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist, davon ist in der Einsatzstatistik der Feuerwehren im Landkreis für das vergangene Jahr nichts zu spüren. Eher schon zeichnet sich unter anderem in der Zahl der sogenannten Sicherheitswachen bei größeren Veranstaltungen und Volksfesten das Bild vom Ende der Isolation ab. Das finden die Feuerwehrleute, auch wenn dies für sie mehr ehrenamtliche Arbeit bedeutet, für gut, können sie doch gleichzeitig auch ihr Übungs- und Ausbildungsprogramm wieder hochfahren. Wie gut ausgebildet und ausgerüstet die 52 Wehren und die Kreisbrandinspektion sind, belegen aber nicht allein die nackten Zahlen. Unter den 3152 Einsätzen im Jahr 2022 stachen aber zwei Ereignisse stark heraus, wie der seit einem Jahr amtierende Kreisbrandrat Christoph Gasteiger beim Neujahrsempfang berichtet.

Es ist erst wenige Tage her, dass Russland eine umfassende Invasion der Ukraine gestartet hat und die Menschen vor den Angriffen auf der Flucht sind. Auch in den Landkreis kommen Hunderte Geflüchtete, so dass zunächst in Sporthallen rasch Unterkünfte errichtet werden müssen. Die Feuerwehren sind zusammen mit den Rettungsdiensten und dem Technischen Hilfswerk diejenigen, die sich in der Abarbeitung von krisenhaften Situationen am besten auskennen und deshalb mit der Einrichtung und Ausstattung der Flüchtlingsunterkünfte beauftragt werden.

Bevor aber im Landkreis die Einsatzleitung die Aufträge verteilt, wird die Feuerwehr im Landkreis von der Stadt München angefordert, um bei Führungsaufgaben zur Unterbringung von Flüchtlingen in München zu helfen. Ein erster Vorgeschmack, was im Landkreis zu leisten sein wird. So werden in der Turnhalle in Adelshofen Schlafabteile gebaut, in der Budriohalle in Eichenau werden Betten aufgestellt und für die Kinder Spielecken geschaffen, während draußen das THW Waschmaschinen aufbaut und Wasser installiert. Eine der größten Herausforderungen aber wird der Umbau des Germeringer Eisstadions.

Bilanz der Feuerwehren: Im April vergangenen Jahres statten Mitglieder der Feuerwehr Eichenau die Budrio-Halle mit Feldbetten als Notunterkunft für Ukraine-Flüchtlinge aus.

Im April vergangenen Jahres statten Mitglieder der Feuerwehr Eichenau die Budrio-Halle mit Feldbetten als Notunterkunft für Ukraine-Flüchtlinge aus.

(Foto: Team Georg Fahrenschon/Freiwillige Feuerwehr)

Christoph Gasteiger spricht vor seinen 160 Gästen des Neujahrsempfangs im großen Sitzungssaal des Landratsamtes von "Zuständen wie auf dem Schwarzmarkt nach dem Krieg" und macht das am Beispiel des Holzbodens fürs Polariom fest. Denn 2000 Quadratmeter Holzplatten zu beschaffen, die die Eislauffläche schützen sollen, sei nicht so einfach. Doch die Führungskräfte kennen sich aus, sind verwurzelt und wissen, wen sie anrufen können. Und so kommen von Schreinern und Holz verarbeitenden Betrieben so viele Spanplatten zusammen, dass damit die Eishalle ausgelegt werden kann. Was dann folgt, ist für die Dienstleistenden von Feuerwehr, BRK und Maltesern schon fast Routine: Feldbetten aufbauen, eine Decke und ein Kissen darauf und einen Beutel mit Hygieneartikeln dazulegen. Denn, so Gasteiger: "Die, die ankamen, hatten zum Teil nicht mehr dabei, als sie anhatten."

Bilanz der Feuerwehren: Seinen ersten Jahresbericht als Kreisbrandrat gibt Christoph Gasteiger vor 160 Gästen im Landratsamt ab.

Seinen ersten Jahresbericht als Kreisbrandrat gibt Christoph Gasteiger vor 160 Gästen im Landratsamt ab.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Dass das alles vorrätig ist und in einem Notfall zur Verfügung steht, hat laut Gasteiger auch damit zu tun, dass der Landkreis Lagermöglichkeiten dafür hat. Weil dort aber zu wenig Platz ist und es zwischendurch auch immer neue Lieferungen von Artikeln zur Daseinsvorsorge gebe, müsse es ein neues Notfalllager geben. Das aber ist wegen der enorm gestiegenen Kosten für einen Neubau ein Politikum, und der Kreistag hat die Planung erst einmal zurückgestellt. Gasteiger will aber, dass das Thema präsent bleibt.

Feuerwache für den Staatsempfang

Anders als die Unterbringung der Flüchtlinge, ist ein weiterer Großeinsatz der Feuerwehr im vergangenen Jahr kaum an die Öffentlichkeit gedrungen. Für den Staatsempfang von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anlässlich des 50. Jahrestags des Olympia-Attentats richtete die Feuerwehr eine eigene Feuerwache ein samt Einsatzleitung auf dem Fliegerhorst. Das habe einige Wochen Vorbereitung gekostet.

Bilanz der Feuerwehren: Die lange Nacht der Feuerwehr, im vergangenen Jahr erstmals unter anderem in der Feuerwache Geiselbullach veranstaltet, soll wiederholt werden.

Die lange Nacht der Feuerwehr, im vergangenen Jahr erstmals unter anderem in der Feuerwache Geiselbullach veranstaltet, soll wiederholt werden.

(Foto: Leonhard Simon)

In diesem Jahr möchten die Feuerwehren im Landkreis ihre öffentlichen Aktivitäten fortsetzen. Nach der ersten "langen Nacht" im September vergangenen Jahres bei neun Feuerwehren im Landkreis soll es am 23. September eine weitere geben. An wie vielen Feuerwehrgerätehäusern welche Aktionen stattfinden werden, wird noch geplant. Ein Ziel soll sein, neue Mitglieder und auch Nachwuchs für die Freiwilligen Feuerwehren zu gewinnen. Gasteiger zeigt sich erfreut über die Zahl von 305 Jugendlichen in den Wehren. Insgesamt 2453 Dienstleistende hatten die Wehren im Jahr 2022, darunter sind 235 Frauen. Dass die Zahl der aktiven Mitglieder etwas gesunken ist, führt Gasteiger auf "normale Fluktuation" zurück.

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