Krankenpflege:Sozialdienst in neuem Gewand

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Gröbenzeller Einrichtung ändert ihre Struktur, um effektiver zu sein

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Der Oekumenische Sozialdienst erfüllt in Gröbenzell seit 1971 eine wichtige Aufgabe: Er betreut kranke, behinderte und alte Menschen, genauso wie Personen, die sich "in sozialer Schieflage" befinden, wie es Winfried Bauer, der langjährige Vorsitzende des Sozialdienstes, ausdrückt. Nun hat sich der mittlerweile 1000 Mitglieder starke Verein eine neue Struktur gegeben. Von den anwesenden 62 Mitgliedern wurde bei der Versammlung zuerst ein sechsköpfiger Aufsichtsrat gewählt. Der hat dann als Vorstand die bisherige Geschäftsführerin Carmen Sturz eingesetzt. Sie teilt sich zukünftig die Aufgaben des Tagesgeschäfts mit ihrer Stellvertreterin Annette Koller. "Es ging einfach nicht mehr, das operative Geschäft ehrenamtlich zu bewältigen", begründete Bauer die Umstellung der Vereinssatzung. Der Oekumenische Sozialdienst knüpft damit an ähnliche Veränderungen an, die beispielsweise auch der Germeringer Sozialdienst vollzogen hat.

Das wirtschaftliche Standbein des Dienstes ist die ambulante Krankenpflege. Sie macht mit Einnahmen von etwas mehr als einer Million Euro etwa 72 Prozent der Gesamteinnahmen von 1,413 Millionen Euro aus. 228 Menschen werden vor allem von 16 hauptamtlichen Pflegekräften betreut. Die Mitarbeiterinnen in der täglichen Krankenpflege arbeiten dabei ständig am Limit, die krankheitsbedingten Ausfälle häufen sich "aufgrund der körperlichen und seelischen Belastung", wie Winfried Bauer in seinem Rechenschaftsbericht vortrug. Zusätzliches Pflegepersonal werde dringend benötigt, sei aber kaum zu finden, so dass der Sozialdienst sogar einen Aufnahmestopp bei den Kranken verfügen musste. "Wir zahlen jetzt Prämien für die Vermittlung von Mitarbeiterinnen", berichtete Bauer. Er appellierte außerdem an die Anwesenden, im Bekanntenkreis junge Leute zu animieren, den Pflegeberuf zu erlernen.

Die ambulante Krankenpflege trug maßgeblich zum Defizit des Sozialdienstes von 58 000 Euro im Jahre 2017 bei. "Die vermögenden Patienten lassen sich von privaten Pflegediensten behandeln", erläuterte Bauer und bekräftigte: "Deren Preise können und wollen wir nicht verlangen." Nicht selten würden sogar Rechnungen gestundet oder ganz gestrichen, wenn die wirtschaftliche Situation der Kranken sich dem Existenzminimum nähere. Wolfram Rappl, der bisherige Schatzmeister, stützte diese Haltung: "Wir arbeiten nicht mit der Stechuhr. Menschen vom Sozialdienst sind häufig für die Kranken der einzige Kontakt nach draußen. Da habe ich gerne den Verlust."

Der Oekumenische Sozialdienst ist breit aufgestellt. Neben der Krankenpflege gibt es auch die ständig ausgebuchte Tagespflege mit zwölf Plätzen. Vom Kinderpark, über Familien- und Haushaltshilfen, die Kleiderkammer, diverse Gesprächskreise, Mittagstisch im Sozialzentrum, Essen auf Rädern und die Sozialberatung bis zu Sport- und Gesundheitskursen ist der Verein allumfassend tätig. Das allermeiste wird ehrenamtlich bewältigt. "Sonst wäre unser Defizit viel höher", erklärte Bauer. Von der neuen Struktur verspricht er sich ein effektiveres Arbeiten des Vereins. Carmen Sturz, die neue Vorstandsvorsitzende, soll hier die Fäden ziehen. Die 50-jährige Gröbenzellerin ist zudem ehrenamtlich als Chefin des Kriseninterventionsteams der Malteser tätig. Die sechs Aufsichtsräte verstehen sich zukünftig als "Schattenmeister", wie es Beate Alstetter formulierte.

© SZ vom 20.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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