Konzertkritik:Tanzende Leichtigkeit

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Shirley Brill und Jonathan Aner haben einfach ihre beiden Nachnamen aneinandergehängt. So entstand ihr Bühnenname "Brillaner". (Foto: Günther Reger)

Das Duo "Brillaner" brilliert in Gröbenzell

Von Klaus Mohr, Gröbenzell

Duoabende mit einem Melodie- und einem Tasteninstrument gibt es zahlreich, auch solche mit Klarinette und Klavier. Der Name "Brillaner" eines Duos in dieser Besetzung klingt zunächst nach einer Fantasiebildung, die musikalische Assoziationen wie einen "brillanten Klang" nahelegt. Tatsächlich aber ist er nichts anderes als die Zusammenziehung der beiden Namen Shirley Brill (Klarinette) und Jonathan Aner (Klavier) in ein Wort, ohne dass damit eine musikalische Konnotation verbunden wäre. Trotzdem erwies sich das Wortspiel beim Konzert der Gröbenzeller Konzertreihe am Samstag im Saal der Steinerschule als programmatisch: Die abstandslose Zusammenführung beider Namen ließ sich auch in ihrem Spiel verfolgen, nämlich dadurch, dass in der oft minutiösen Abstimmung nicht der geringste Spalt zwischen den beiden Instrumenten offen blieb.

Mit der Sonate für Klarinette und Klavier in Es-Dur von Felix Mendelssohn Bartholdy, die dieser im Alter von 14 Jahren schrieb, begann das Programm. Immer wieder wird davon gesprochen, dass Mendelssohn der Mozart des 19. Jahrhunderts sei. Jonathan Aner schien diese Idee in Klang zu übersetzen: Die Bewegungen seiner Arme, Hände und Finger waren elegant und leichtfüßig, so dass sich der Eindruck eines Tastentänzers einstellte: Sein Anschlag war so perlend, der Klang so glasklar und doch obertonreich, die Gewichtung der Stimmen so ausgefeilt, dass sich optische Entsprechungen wie die eines Spitzentanzes oder eines Pas de deux als Beschreibung geradezu aufdrängten. Im Allegro moderato, das auf ein choralartiges Adagio folgte, bewiesen beide Musiker ein sehr differenziertes Spiel, das genug Luft zwischen den Tönen ließ. Dabei war das Zusammenspiel so präzise, dass sich die Linien oft geradezu aneinander anschmiegten. Der Pianist überließ die Führung meist der Klarinettistin, beteiligte sich aber mit gleicher Präsenz an dem impulsreichen Spiel.

Dass die Klarinette ein Instrument mit vielen Gesichtern ist, die vor allem dann zum Vorschein kommen, wenn der ganze Ambitus eingesetzt wird, wurde in diesem Stück noch nicht offenbar. Dafür beeindruckte ihr Klang durch Linearität und Kantabilität dadurch, dass keinerlei Registerübergänge hörbar wurden. Das folgende Andante schien einer anderen Welt zu entstammen: Hier begann die Klarinette mit einer ausgedehnten, sinnlich-versunkenen Melodie in etwas dunklerer, sehr sonorer Färbung. Nach Einsatz des Klaviers setzte sich diese fließende Linie auf langen Atem, angereichert durch die harmonische Stütze, wunderbar fort. Das Final-Allegro brachte ein konzertant-verspieltes Kokettieren beider Instrumente, bei dem gegenseitige Kommentare zur federleichten Begleitung den weiteren Verlauf befruchteten.

Der Name des polnischstämmigen Komponisten Mieczysław Weinberg taucht erst in den letzten Jahren öfter auf Konzertprogrammen auf. Seine Sonate für Klavier und Klarinette op. 28 entstand im Jahr 1945. Im Verlauf der drei Sätze nahm das Tempo ab, in gleicher Weise aber die Dichte der musikalischen Aussage zu. Wie ein veritabler Tanz mutete das Allegro in einigen Passagen an, wobei eine Steigerung an Intensität und Expressivität klug aufgebaut war. Das Allegretto war geprägt von großer Sensibilität und subtiler Nuancierung, lotete aber zugleich auch die grellen Klangbereiche der Klarinette aus. Spannungsbögen standen im Adagio im Vordergrund, bis der Schlussakkord ins Nichts hinein verklang.

Nach der Pause war noch die späte Sonate für Klarinette und Klavier in f-Moll op. 120 Nr. 1 von Johannes Brahms zu hören, hier ein von großer Ruhe erfülltes, abgeklärt-kraftvolles Werk. Statt großer Aktion setzten die Musiker auf einen organisch gelebten Ausgleich zwischen einer herbstlich Klangfarbenpalette und herbstlichen Leuchtpunkten. Am Ende gab es viel Beifall und zwei Zugaben.

© SZ vom 13.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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