Konzertantes in der Kirche:Himmlisch

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Der Tenor Nikolaus Pfannkuch verleiht dem Gottesdienst in Sankt Rasso eine anrührende Note. Die Musikreihe mit Unterstützung des SZ-Spendenhilfswerks wird an diesem Sonntag fortgesetzt

Von Elisabeth Deml, Grafrath

Rund 50 Besucher, darunter Familien, Senioren und Jugendliche, kämpfen sich am Dreikönigstag durch das morgendliche Schneegestöber, um dem Gottesdienst in Sankt Rasso in Grafrath beizuwohnen. Die Kirche ist an diesem Morgen hell erleuchtet, zahlreiche Lichter und Kerzen brennen. Eine Krippe mit aufwendig verzierten Figuren zieht den Blick der Besucher auf sich. Doch bevor ihnen der Einlass gewährt werden kann, wird zuerst der Name sowie die Telefonnummer notiert. Platz darf nur an markierten Bänken und Stühlen genommen werden, natürlich nur mit einer Mund-Nase-Bedeckung.

Als der Pfarrer den Altarraum betritt, ertönt von der Empore der Gesang des Tenorsängers Nikolaus Pfannkuch und erfüllt das gesamte Kirchenschiff mit den Klängen von "Adeste Fideles". Die warme und kraftvolle Stimme wird von einer Orgel klangvoll begleitet. Das Stimmvolumen des Sängers ist überwältigend. "Bei der morgendlichen Probe im Untergeschoss hatte man das Gefühl, der Boden bewege sich", berichtet Pfarrer Pater Flavian Michali, der die musikalische Begleitung sogar als "Gesangsbescherung" bezeichnet. Die ausgewählten Musikstücke ergänzen die Predigt, die an diesem Dreikönigstag Hoffnung und Trost spenden will. Es erklingen die Lieder "Ich steh' an deiner Krippe, Herr" und "Oh, du Fröhliche". Der Gesang trägt zu einer feierlichen Atmosphäre bei. "Das ist eine wunderschöne Stimme", kleidet eine Zuhörerin ihre Begeisterung in Worte.

Von der Empore der Kirche Sankt Rasso in Grafrath gestaltet Tenorsänger Nikolaus Pfannkuch die musikalische Begleitung des Gottesdienstes. Schließlich dürfen die Gläubigen ja aufgrund der Corona-Infektionsschutzmaßnahmen selbst nicht singen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Was die Liturgie betrifft, konnte sogar eine Lösung für die Ausgabe der Hostien gefunden werden. Mit Handschuhen und Maske verteilt der Pfarrer die Oblaten an alle Besucher, die auf der rechten Seite nach vorne und auf der linken Seite zu ihrem Platz zurückkehren, damit ein genügender Abstand untereinander gewährleistet werden kann.

"Der Gesang ist ein kleines Stück Himmel auf Erden", erzählt Organisatorin Maria Leitenstern-Gulden über den Auftritt des Tenorsängers Pfannkuch, der am Ende des Gottesdienstes von den Besuchern lobend empfangen wird, den nötigen Abstand stets einhaltend.

Gottesdienstbesuch, geordnet nach Hausstand und mit Abstand, fotografiert in der Wallfahrtskirche Sankt Rasso. (Foto: Leonhard Simon)

Im Herbst hatte Leitenstern-Gulden ein Chorkonzert besucht und erkannt, dass solche Musikbeiträge während eines Gottesdienstes unter Einhaltung der Hygienevorschriften möglich seien. Durch Anfragen und Empfehlungen fand sie daraufhin Musiker und Sänger, die sich auf Einladung des örtlichen Kulturvereins gerne beteiligen, eigens ausgesuchte Musikstücke aufführen und dafür auch bezahlt werden. "Das Projekt konnte dank der kurzfristigen Unterstützung der Sparkassenstiftung Fürstenfeldbruck und des SZ-Spendenhilfswerks realisiert werden", betont Leitenstern-Gulden. Bis zum 31. Januar wird es nun musikalische Beiträge in der Sankt-Rasso-Kirche geben. Falls sich weitere Sponsoren finden, darunter sind auch Privatspender willkommen, kann eine weitere Verlängerung des Projekts ermöglicht werden, um Musikern weiterhin die Möglichkeit zu geben, ihre Kunst auszuüben.

Der Gottesdienst endet an diesem Morgen mit dem Lied "Stern über Bethlehem", gefolgt von anhaltendem Applaus. "Solange kein Volksgesang möglich ist, ist es doch schön, dass einzelne Musiker und Sänger den Gottesdienst mitgestalten", fügt Leitenstern-Gulden hinzu, als die Sitzbänke bereits desinfiziert werden und sich die Besucher erneut in die winterliche Kälte wagen.

© SZ vom 09.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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