Konzert:Zu Gast bei der französischen Aristokratie

Alte Musik

Barocke Melodien (von links): Ulrich Wedemeier, Anke Dennert und Simone Eckert beim Konzert im Kurfürstensaal.

(Foto: Günther Reger)

Die Hamburger Ratsmusik spielt Stücke, die am Hof Ludwigs XIV. erklungen sind

Von KLAUS MOHR, Fürstenfeldbruck

Es gibt nicht viele Zeiträume in der Geschichte, die bei den Menschen ein ganzes Bündel an positiven Assoziationen freilegen. Die Zeit des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. gehört sicher dazu, weil seine Hofhaltung durch Bauwerke, Kunst und Musik bis in unsere Zeit sehr lebendig ist. "Der König tanzt", so war das Konzert in der Reihe "Alte Musik im Kurfürstensaal" am Sonntag überschrieben. Und es sind bei Ludwig XIV. gerade auch die märchenhaften, oft skurrilen Züge, die eine gewisse Anziehungskraft ausüben. Zweifellos gelang es diesem Herrscher, die bedeutendsten Musiker seiner Zeit an den Hof von Versailles zu holen, so dass sich ein charakteristischer Stil besonders intensiv ausbilden konnte. Zu Gast waren in Fürstenfeld die Musiker der "Hamburger Ratsmusik", Simone Eckert (Viola da Gamba), Ulrich Wedemeier (Theorbe und Barockgitarre) und Anke Dennert (Cembalo). Sie musizierten, mit Ausnahme des Cembalos, auf originalen historischen Instrumenten.

Die Komponistennamen des Programms muteten wie das "Who is Who" der französischen Barockmusik an. Am Anfang standen zwei Werke des Lautenisten Marin Marais. "Ballet en Rondeau" lebte von einer beständigen Harmoniefolge, die als Urgrund viele Melodiefiguren in den Instrumenten Bass-Gambe und Theorbe, mitunter auch im Cembalo stützte. "L'Arabesque" erinnerte in seinem schwingenden Dreiertakt an ein filigranes Rankenornament, bei dem sich kein Instrument in den Vordergrund drängte. In einem weiteren Werk von Marais bediente sich der Komponist des Folia-Themas, einer Art Jazz-Standard der Barockmusik. In "Les Folies d'Espagne" standen konstante Elemente variierenden gegenüber: Repräsentative Variationen mit konzertanter Wirkung waren dort ebenso vertreten wie eher meditativ angelegte, die den Hörer zum Nachlauschen der Klänge animierten.

Schon die Barockzeit sehnte sich nach Musik, die unmittelbar verfügbar ist, weshalb Bearbeitungen von Orchesterwerken für nur ein Instrument entstanden. Robert de Visée arrangierte das "Entrée d'Apollon" nach Jean Baptiste Lully für Theorbe solo. Zahlreiche Verzierungen und punktierte Noten markierten die festliche Stimmung. Leider war ein durchlaufendes Metrum als Orientierung oft nur schwer wahrzunehmen. Auch eine Suite in d-Moll des gleichen Komponisten für Barockgitarre zeigte bei aller Kunstfertigkeit diese Schwäche.

Wunderbare Beispiele für die Suite als Folge von Tanzsätzen, nach denen zu dieser Zeit auch getanzt wurde, gab es für andere Instrumente: In der 5ème Suitte von Charles Dieupart für Cembalo waren die verschiedenen Tanzcharaktere gut getroffen, wobei die zahlreichen Verzierungen silbrig glitzerten, ohne dass der Fluss der Musik unterbrochen worden wäre. Die melodisch schlichte Anlage mit einem aufsteigenden Dreiklang zu Beginn prägte eine Suite von François Couperin für Bass-Gambe und Basso continuo, der aus den beiden anderen Instrumenten bestand. Das zarte kammermusikalische Miteinander legte die Assoziation einer aristokratischen Stubnmusi der Barockzeit nahe.

Ein besonders eindrückliches Instrument ist der Pardessus de Viole, eine ganz kleine Gambe, deren Stimmung noch über der einer Geige liegt. Eine Sonate in G-Dur von Charles Henry Blainville für Diskant-Gambe, Barockgitarre und Cembalo erbrachte durch die helle Farbe einen anderen Klangeindruck. Insbesondere der Mittelsatz (Aria amorosa) beeindruckte durch den ganz zarten Mollklang und die schmachtenden Seufzermotive. Ein französisches Nachtlied in Form einer Musette beendete als Zugabe diesen Fürstenfelder Konzertabend.

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