Im kulturellen Kontext hat der Begriff "Star" einen oft eher zweifelhaften Beigeschmack. Und doch war es eine richtige Sternstunde, die die Besucher des Konzerts "Junge Stars in Fürstenfeld" am Samstag im Stadtsaal erlebten. Das seit 2004 in der Kooperation des Kulturvereins Fürstenfeld mit dem Veranstaltungsforum einmal jährlich aufgeführte Konzert hat im Laufe der Zeit eine Reihe von Wandlungen durchgemacht. Fakt ist, dass immer wieder junge Künstler aufgetreten sind, deren Namen sich Jahre später in den Programmen renommierter Veranstalter an prominenter Stelle wiederfanden, was den Erfolg der Idee dokumentiert. Die jetzt praktizierte Organisationsform nimmt in idealer Weise die primären Aufgaben der Institutionen im Landkreis in den Blick: Hervorragenden jungen Musikern, die hier aufgewachsen sind, wird ein Forum geboten, in dem sie ihr Können im Zusammenspiel mit einem Orchester präsentieren können.
Durch die Verpflichtung der Neuen Philharmonie München, die in großer symphonischer Besetzung unter der Leitung von Fuad Ibrahimov spielt, können auch aufwendige romantische Solokonzerte aufgeführt werden. Am Samstag musizierten in den Reihen der Neuen Philharmonie München 86 junge Musiker aus vielen Nationen. Als Solisten waren Finn Bohn (Horn) und Tassilo Probst (Violine) zu hören. Christine Hochenbleicher führte durch das Programm. Vor der Pause erklangen zwei Tondichtungen von Richard Strauss, zunächst der 1889 entstandene "Don Juan" op. 20, anschließend "Till Eulenspiegels lustige Streiche" op. 28 aus dem Jahr 1895. Mit Verve und Kraft startete das Portrait des Frauenhelden Don Juan, blieb dann aber trotz des sehr klaren Dirigats etwas wenig differenziert.
Ein Lehrstück der Instrumentationskunst ist der "Till Eulenspiegel", und die Herausarbeitung genau dieser Aspekte lag im Fokus des Dirigenten. Franz Strauss, der Vater des Komponisten Richard Strauss, war Hornist und schrieb auch selbst Werke. Von ihm stammt das Hornkonzert in c-Moll op. 8, mit dem sich der 17-jährige Finn Bohn, Jungstudent an der Münchner Musikhochschule, als Solist präsentierte. Das kleiner besetzte Orchester begleitete ihn mit Zurückhaltung, so dass die Balance stets stimmig geriet. Finn Bohn überzeugte mit einem stets sehr weichen und geschmeidigen Ton, der gut vom Atem gestützt war. Auf diese Weise ergaben sich aus den Tonfolgen Spannungsbögen, die in ihrer Kantabilität beeindruckten. Dem klassischen Geist dieses Konzerts entsprachen das Ebenmaß und die hohe Tonqualität ganz hervorragend.
Peter Tschaikowskys Violinkonzert in D-Dur op. 35 gehört zu den bedeutendsten Virtuosenkonzerten des 19. Jahrhunderts. Zweifellos sind damit auch höchst komplexe Anforderungen an die Technik verbunden, die der 16-jährige Tassilo Probst, auch er Jungstudent an der Münchner Musikhochschule, zu bewältigen hatte. Es war höchst stupend, wie er damit zurecht kam, waren es nun kraftvoll-zupackende Doppelgriffe, sinnliche Kantilenen oder ätherische Flageolett-Töne. Doch blieb er dabei nicht stehen: Im Miteinander mit der Neuen Philharmonie München wurde er quasi zum Lehrmeister der Orchestermusiker, wenn er eine Phrase wiederholte, sie aber zugleich mit einer Nuancierung versah, die den musikalischen Sinn der Töne viel deutlicher erschloss. Auf diese Weise musizierte Probst zwar auf den Punkt präzise, hatte aber stets den Überblick über das Geschehen, so dass eine beglückende Interpretation des Werks entstand. Am Ende des Konzerts gab es begeisterten Beifall für alle Beteiligten und jede Menge Schokolade für die Nachfeier.
Bei so vielen jungen Musikern fragt man sich, wo die jungen Menschen im Publikum sind. Gleichzeitig stellt man fest, dass das Parkett zwar sehr gut besetzt, der Balkon aber leer ist. An dieser Stelle gibt es ein Defizit, das bearbeitet werden sollte: In Zusammenarbeit mit den weiterführenden Schulen sollten Möglichkeiten ausgelotet werden, Schüler entsprechend vorzubereiten und dann mit ihnen ins Konzert zu gehen. Denn konzertierende Musiker brauchen ein lebendiges Publikum als Gegenüber.