Konzert:Singen unterm Regenbogen

Gospelchor

Durch Schüler verstärkt: Sängerinnen und Sänger von Oh Happy Day sowie Gymnasiasten aus Fürstenfeldbruck.

(Foto: Günther Reger)

Der Chor "Oh Happy Day" wirbt mit einem unterhaltsamen und Bunten Programm aus Gospel- und Popsongs für eine inklusive Gesellschaft. Dafür erhält er im Stadtsaal Fürstenfeld viel Applaus

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Die Farben des Regenbogens leuchten im Stadtsaal von Fürstenfeld. Die Bühne ist in Blau, Rot, Gelb, Grün und deren Zwischentöne getaucht. Die Farben des Regenbogens stehen in der Bibel für die Verbindung von Gott und den Menschen. Für einen Gospelchor, wie Oh Happy Day, ist das eine gute Lichtwahl. Die Farben des Regenbogens stehen aber auch für eine Gesellschaft, die jeden als ein gleichberechtigtes Mitglied ansieht. Für eine solche Gesellschaft wirbt auch Oh Happy Day, der sich selbst einen inklusiven Chor nennt. Die etwa 150 Sänger auf der Bühne - Menschen mit und ohne Behinderung - haben eine Botschaft, und die bringen sie mit viel Einsatz und Freude rüber.

An die zwei Stunden dauert das neue Programm, das nun in Fürstenfeld Premiere gefeiert hat. Die Besucher im voll besetzten Stadtsaal wurden dabei bestens unterhalten, an manchen Stellen klatschten und sangen sie sogar begeistert mit. Bekannte Songs wie "When the Saints Go Marching In", "The Greatest Love of All", dessen bekannteste Version von Whitney Houston gesungen wurde, "We Are the World" von Michael Jackson und Lionel Richie oder "Halleluja" von Leonard Cohen erleichterten dies.

Unterbrochen wurde die Reihe von Gospel- und Popsongs durch ein Singspiel. Dessen Lieder wurden von Roger Hefele, dem Dirigenten von Oh Happy Day, arrangiert. Mit Tanz und Musik wurde die Geschichte von den Bremer Stadtmusikanten erzählt, die nach China kommen. Dem Kaiser dort fehlt Musik für seinen prächtigen Palastgarten. Obwohl sie am schönsten singt, will er keine Nachtigall haben. Deren Federkleid ist ihm zu langweilig. Doch die Nachtigall gewinnt durch ihren Gesang das Herz des Kaisers. In dieser Geschichte lässt sich durchaus eine Parabel auf eine inklusive Gesellschaft sehen. Und auch die vier Stadtmusikanten sowie die Schülerinnen und Schüler aus dem Graf-Rasso-Gymnasium machten ihre Sache gut. Dennoch wirkte das Singspiel wie ein abrupter Rhythmuswechsel, der Fahrt aus dem Programm nahm, ein Bremsmanöver, das die Gospel-Stimmung zunächst auf Zone-30-Tempo hielt.

Danach aber ging es zügig weiter, beispielsweise mit dem "Earth-Song" von Michael Jackson, dem Spiritual "Go Tell It on the Mountain" oder dem Gospelsong "To My Father's House". Die Sänger wiegten sich im Rhythmus der Musik, angeleitet von Choreografin Stephanie Felber, das Publikum nahm die Woge auf, die von der Bühne kam, und klatschte mit und auch die beiden Gebärdensprachdolmetscher swingten an ihrem Platz rechts von der Bühne mit. Stimmung machte freilich auch Ulrike Buchs-Quante, die künstlerische Leiterin von Oh Happy Day. Sie stimmte viele Lieder an, animierte das Publikum zum Mitmachen und sang gemeinsam mit einem der behinderten Kinder. Auch Hefele verließ mehrmals den Dirigentenplatz, stimmte ein Duett mit Buchs-Quante an oder gab die Gesangslokomotive beim Gospel Train. Für dieses Lied hatte er Udo Lindenbergs "Sonderzug nach Pankow" zum Vorbild genommen, den Text aber so umgedichtet, dass er damit auf Inklusionsfahrt durch Bayern gehen konnte.

Auf den Chor konnten sich Hefele und Buchs-Quante verlassen. Er konnte immer mit stimmlicher Kraft einsetzen, wenn er an der Reihe war. Unterstützt wurden die Sänger von Oh Happy Day von Schülerinnen und Schülern unter anderem vom Graf-Rasso-Gymnasium, so dass der Chor noch mehr Volumen auf die Bühne brachte als sonst. Die Zuhörer dankten dafür mit viel Applaus und der Forderung nach mehreren Zugaben. Das amerikanische Spiritual "He's Got the Whole World in His Hands" bildete den Abschluss eines unterhaltsamen und abwechslungsreichen Abends. "Er hält alle in seiner Hand", heißt es darin, eine tröstliche Vorstellung für all jene, die noch nicht dazugehören, und eine Forderung, dass sie es bald sollen - ganz so, wie es die Inklusion anstrebt.

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