Konzert:Raffinierte Klangexperimente

Konzert: Christoph Hauser an der Fux-Orgel und Koryuan Asatryan am Saxofon präsentieren ein klug ausgewähltes Programm.

Christoph Hauser an der Fux-Orgel und Koryuan Asatryan am Saxofon präsentieren ein klug ausgewähltes Programm.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Wunderbares Silvesterkonzert in der Klosterkirche mit Koryun Asatryan und Christoph Hauser

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Das Saxofon gehört nicht zu den Himmelsinstrumenten. Zu dieser Einschätzung kann man kommen, wenn man zahlreiche bildliche Darstellungen von Engelskonzerten in Kirchen und Museen betrachtet. Das gilt auch für das einschlägige Asam-Fresko in der Klosterkirche Fürstenfeld am Übergang vom Langhaus zum Chorraum. Hier handelt es sich jedoch um ein historisches Problem: Die bekannten Bilder stammen alle aus einer Zeit, in der das Saxofon noch nicht existierte. Erst 1840 entwickelte der Belgier Adolphe Sax dieses Instrument, das einen wahren Siegeszug im Jazz, aber auch in der klassischen Musik angetreten hat.

Zwar wusste der Erbauer der Fux-Orgel im Jahr 1736 noch nichts vom Saxofon, aber dennoch lassen sich die Klänge beider Instrumente in eine neuartige und überzeugende Klangmixtur bringen. Diesen Beweis traten Christoph Hauser, der Organist der Klosterkirche, und sein Gast, der Saxofonist Koryun Asatryan, beim gut besuchten Silvesterkonzert und beim Neujahrskonzert am Tag darauf mit gleichem Programm in der Klosterkirche an. Dass sich zwischen beiden Instrumenten eine sehr schöne Korrespondenz der Klänge und oft auch eine Synthese einstellte, lag vor allem auch an der Wandlungsfähigkeit des Saxofontons, die man nur mit der eines Chamäleons vergleichen kann. Angesichts eines Programms, das vom barocken Concerto bis zu zwei Stücken von Dave Brubeck reichte, war das unabdingbar notwendig.

Das Concerto in c-Moll von Alessandro Marcello wurde ursprünglich für Oboe und Orchester komponiert. In der Version für Saxofon und Orgel blieb der konzertierende Charakter des Allegro-Kopfsatzes gut erhalten: Der geschmeidige Ton des Saxofons korrespondierte schön mit der zurückhaltenden Orgelbegleitung. Im Adagio-Mittelsatz erhob sich eine schwebende Melodie, die einen Spannungsbogen formte und bei den längeren Tönen mit zartem Vibrato angereichert war, über getupften Orgelakkorden. Die beeindruckend einfühlsame Tongestaltung kam dadurch dem Ideal der menschlichen Stimme sehr nahe. Sie kehrte ähnlich anrührend, ohne sentimental zu sein, in der berühmten "Air" aus der dritten Orchestersuite Johann Sebastian Bachs und dem von allen großen Tenören interpretierten "Panis angelicus" von César Franck in vergleichbarer Weise wieder.

Zwei Standards von Jazz-Legende Dave Brubeck gerieten zu einem Ausflug in ein ganz anderes Genre. Wie in einem Jazzclub und vornehm swingend kam "It's a reggy waltz" von der Orgelempore herab bei den Hörern an. Hier erstaunte, wie gut sich die charakteristischen Übergänge zwischen den Tönen beim Saxofon mit den Orgelklängen arrangierten. Die sonore Klangfülle des Saxofons und der in der Orgel unregelmäßig pulsierende 9/8-Takt ließen in "Blue Rondo alla Turc" scheinbar nicht einmal die Putti ungerührt.

Christoph Hauser war mit einigen solistischen Orgelwerken zu hören, zunächst mit Toccata und Fuge in d-Moll BWV 538 von Johann Sebastian Bach. Die Toccata machte den Eindruck, als ob sie mit ihrem reichen Laufwerk sozusagen mit sich selbst konzertierte. Der konstant durchgehaltene Duktus und das stabile Tempo boten dafür einen stabilen Rahmen. In der komplexen Fuge litt die Durchhörbarkeit unter einer zu dicken Registrierung. Die etwas archaisch anmutende Klanglichkeit des "Marche gothique" von Théodore Salome ließ die Musik wie im Rückspiegel erklingen. Am Ende gab es großen Beifall für eine sehr abwechslungsreiche Konzertstunde und eine kluge Programmdramaturgie. Würden heute Bilder von Engelskonzerten gemalt, dann wäre das Saxofon sicher mit dabei.

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