Konzert:Kopfschüttler kommen auf ihre Kosten

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Eine Vorrunde des größten Bandwettbewerbs Europas wird in der Germeringer Cordobar zum Abend für Rockfans

Von Emil Kafitz, Germering

Es ist der größte Live-Musikwettbewerb Europas, insgesamt 1500 Acts nehmen jedes Jahr Teil, Sponsoringpartner sind namhafte Unternehmen wie Shure und Thomann. Die regionalen Vorrunden finden in Städten wie Berlin, Hamburg, Köln - und auch Germering und dort in der "Cordobar" statt. Sechs Bands aus der Gegend treten an diesem Freitagabend beim SPH-Bandcontest gegeneinander an, jede natürlich mit dem Ziel, es in die nächste Runde und schließlich irgendwann dann auch bis ins große Deutschlandfinale zu schaffen.

Mitmachen kann jeder, Bühnenerfahrung, Bandgröße oder Genre spielen bei diesem Wettbewerb keine Rolle, auch wenn der Modus ursprünglich auf Ska, Punk und Hardcore (daher auch die namensgebende Abkürzung SPH) ausgelegt war.

Der Abend in der Cordobar ist vor allem von Rockmusik geprägt. Fast jede Gruppe, die auf die Bühne kommt, packt E-Gitarren und Bässe aus, auf denen eine halbe Stunde lang Soli, Melodien und Rhythmen mit Headbangpotenzial gespielt werden. "Surgical Spirit" machen den Anfang und heizen das Publikum mit Bluesrock und selbstironischen, deutschen Texten auf. Danach präsentieren "The Free Hawks" ihre variantenreiche und moderne Interpretation von Hardrock. Die junge Band aus München wurde vor zwei Jahren gegründet und spielt vor allem Songs von ihrer neuen EP, die im kommenden August erscheinen wird. "Wir haben richtig Hunger. Wir machen hier mit, um ins Finale zu kommen und irgendwann Headliner zu sein, egal, wo wir spielen", so Sänger Lukas. Die Gruppe verabschiedet sich von dem bereits schwitzenden Publikum mit einer Ode an ihre Stammkneipe, das "Flex" am Goetheplatz.

Perfekt zum Mitklatschen ist die Musik der Landsberger Gruppe "Sitt 'n' Satt". Zum Sieg in der Vorrunde des europaweiten SPH-Bandcontests in der Germeringer Cordobar reichte es zwar nicht, trotzdem erreichte die Band die nächste Runde. (Foto: Günther Reger)

Auf den Hard- folgt dann der Punkrock mit nachdenklichen deutschen Texten und Rapeinlagen: "Warte nicht auf mich, ich bin nur ein Artist - ein Artist, der sich vermisst." Trotz textlicher Tiefe ist die Musik von "Sitt 'n' Satt" aus Landsberg perfekt zum Mitsingen, -klatschen und -springen. Außerdem spielt Sänger Pascal mit Gitarre hinter dem Kopf eines der extravagantesten Soli des Abends. Übertroffen wird das nur noch von Alfonso, Gitarrist der "4. Liga Rock Band", der sein Instrument wie kaum ein Zweiter beherrscht. Verglichen mit den übrigen Bands wirkt der Sound der "4. Liga" in der Tat besonders ausgereift. Gekonnt experimentiert die sechsköpfige Gruppierung mit verschiedenen Genres, Stimmeffekten und Synthesizer-Sounds und ist dabei so eingespielt, als könnte sie bereits durchaus auf eine lange Bandgeschichte zurückblicken. Tatsächlichen entsteht aber gerade das erste Album der Gruppe.

Mit bayrischer Mundart, Rhythmen, die das Publikum zum Schunkeln und Abgehen einladen, blinkenden Sonnenbrillen auf den Nasen und einer Konfettikanone macht die Erdinger Band "Talentfrei" noch einmal richtig Stimmung, bevor der Abend mit akustischen Klängen und Duett-Gesang abgerundet wird. Das Dachauer Singer-Songwriter-Projekt "DeeDots" lässt das Germeringer Publikum an diesem Abend träumen, zum Beispiel mir ihrer Interpretation von "Something in the Water".

Sechs Musikgruppen aus der Region waren angetreten. Ihre Stilrichtung war vor allem Rockmusik, was die Headbanger auf ihreKosten kommen ließ. (Foto: Günther Reger)

Nachdem dann die letzten Töne in der Cordobar verklungen sind, gilt es nur noch zu verkünden, welche Band an diesem Abend am Besten abgeschnitten hat. Die Entscheidung wird zur Hälfte vom Publikum über eine Online-Abstimmung, zur anderen Hälfte von einer Expertenjury getroffen und ist auf "The Wild Hawks" gefallen. Durch das relativ komplizierte System des SPH-Bandcontests, das leider nicht ausreichend erläutert wurde, kamen auch die "DeeDots", "Talentfrei", "Sitt'n'Satt" und "Surgical Spirit" in die nächste Runde des Wettbewerbs.

Egal ob Halbglatze oder lange glatte Haare im Metal-Stil, ob Lederkutte oder Krawatte - beim SPH-Contest bekommen alle eine Bühne. Die Musiker werde nach ihrem Auftritt zu Fans der anderen Bands, der Backstage-Bereich zum Schmelztiegel und die Konkurrenz zum großen Miteinander.

© SZ vom 06.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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