Konzert:Barock erleben

La Folia

Die Musiker des Barockorchestern La Folia wollen den Zuhörern ein authentisches Erleben der Musik ermöglichen.

(Foto: Günther Reger)

"La Folia" begeistert mit unmittelbaren Eindrücken

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Von diesen Besucherzahlen können andere Konzertreihen nur träumen: Im Jahr 2004, drei Jahre nach der Eröffnung des Veranstaltungsforums Fürstenfeld, begann die erste Saison der Fürstenfelder Konzertreihe mit einem Gastspiel des "Fauré-Klavierquartetts" im Stadtsaal. Schon bald füllten regelmäßig 750 Zuhörer den Saal, um unterschiedlichste Besetzungen, vom Solisten bis zum Kammerorchester, zu erleben. Dabei spielten große Namen nie eine wichtige Rolle, vielmehr ging es darum, dass die Interpretationen schlüssig waren und ein sehr hohes künstlerisches Niveau aufwiesen. Manches Ensemble, das hier noch wenig bekannt war, machte anschließend international Karriere.

Bei den Planungen 2004 war es spannend zu beobachten, ob es gelingen würde, das Vorbild, die 13 Jahr zuvor ebenfalls vom Pianistenehepaar Susanne und Dinis Schemann begründete Gröbenzeller Konzertreihe, auf den Stadtsaal in Fürstenfeld zu übertragen. Der überragende Erfolg überraschte alle Beteiligten. Nun, in der 15. Saison, hat sich daran nichts geändert: Noch immer steht das Ehepaar Schemann für die künstlerische Konzeption der Reihe, und noch immer kostet das Jahresabonnement für fünf Konzerte nur 75 Euro.

Am Samstag fand im Stadtsaal das Eröffnungskonzert der neuen Saison mit dem 2007 gegründeten La Folia Barockorchester statt. Der Geiger Robin Peter Müller ist nicht nur Solist des Ensembles, sondern zugleich auch sein Leiter. Es handelt sich hier nicht um eine ehrwürdige Gruppe aus Musikern, deren vorrangiges Ziel es ist, Noten aus dem 17. und 18. Jahrhundert möglichst authentisch in Klang zu übertragen. Vielmehr musizierte eine Art Barockband aus neugierigen und entdeckungslustigen Musikern: Um ein "Orchester" im eigentlichen Sinn handelte es sich nicht, weil jedes Instrument nur einfach besetzt war. Dafür war die Bass- und Rhythmusgruppe, im Barock Basso continuo genannt, mit den Instrumenten Violoncello, Kontrabass, Cembalo, Harfe und Theorbe ungewöhnlich groß besetzt. Diesen fünf Musikern standen nur vier in den Oberstimmen an Geige und Viola gegenüber. Damit hatte der Gesamtklang eine sehr deutliche Erdung, das Timbre war etwas dunkler. Zum Einsatz kamen historische Instrumente, was eine Klangkultur hervorbringt, wie sie heute für Musik der Barockzeit zum Standard geworden ist.

Die Idee des Musizierens verkörperte Robin Peter Müllers. Er führte sein Ensemble wie ein Popstar, seine Mitstreiter folgten ihm in der Art eines instrumentalen Backings. Dabei entwickelte sich ein äußerst modulationsfähiger und präziser Klang, dessen Expressivität im Zentrum stand. So überzeugte der Vivace-Schlusssatz einer Telemann-Sonate mit sehr federndem Klang und dem perkussiven Charakter des Basso continuo.

In den vier Violinkonzerten, die Antonio Vivaldi unter dem Titel "Le Quattro Stagioni" ("Die Vier Jahreszeiten") schon zu Lebzeiten sehr erfolgreich veröffentlichte, spürten die Musiker der Freiheit nach: Das Vogelgezwitscher rückte aus der artifiziellen Verarbeitung näher an die Natur heran, die Solopassagen hatten einen oft improvisatorischen Duktus. Dass manche Pause bei all der Power etwas kurz geriet und Doppelgriffe intonatorisch nicht immer einwandfrei waren, trübte den Gesamteindruck nicht wirklich.

Die Art, wie das La Folia Barockorchester an die Musik herangeht, ist sicher spekulativ und versucht, ein Portrait der Lebenswirklichkeit des Barock einzufangen. Dadurch erhält der Begriff Interpretation einen erweiterten Sinn, denn die Intention der Vermittlung in unsere Zeit steht im Vordergrund. Das Publikum war am Ende von der Unmittelbarkeit des Erlebnisses begeistert und wurde mit einer Zugabe belohnt.

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