Konzert:Abend im Guinness-Rausch

Johnny Logan begeistert bei der Irish-Folk-Nacht seine treuen Fans.

Von Valentina Finger

Johnny Logan

Johnny Logan gewinnt das Publikum vor allem durch Nahbarkeit und eine Portion Selbstironie

(Foto: Günther Reger)

Es herrschte schon so ein bisschen Pub-Atmosphäre, als das Folkmusik-Festival "Paddy's Night Out" am Mittwoch im Puchheimer Kulturzentrum Station machte. Da gab es Guinness und Whiskey, Irish Stew und grüne Hüte. All das eben, was ganz offensichtlich "Irland" schreit. Im Vorfeld zum irischen Nationalfeiertag St. Patrick's Day, der in München am Sonntag ausgiebig gefeiert wird, geben die drei Musikgruppen, die da im Puc auf der Bühne standen, mehrere Konzerte im Münchner Umland. Einer dieser Musiker ist Johnny Logan, ein in Australien geborener Ire, den jeder kennt, der in den Achtzigerjahren den Eurovision Song Contest verfolgt hat. Gewonnen hat er dort gleich dreifach: zwei Mal als Sänger, das dritte Mal als Komponist des Siegertitels. Der große Ruhm blieb hierzulande im Nachhinein aus, was nichts daran ändert, dass Logans Auftritt im Puc preisverdächtig war.

Von Anfang an gewinnt Logan, der in diesem Jahr 60 Jahre alt wird, durch Nahbarkeit, Witz und eine herrliche Portion Selbstironie: erst der laszive Hüftschwung à la Elvis, dann ein gespielter Bandscheibenvorfall und ein begeistertes Publikum, das Logan wie einen Helden feiert. In "Dirty Old Town" legt er die derbe Romantik, die man aus den Country-Rock-Songs von Kid Rock kennt, Titel wie "Irish Soul" sind Lobgesänge auf die irische Lebensweise, auf Bier, Tanz und viele durchgemachte Nächte. Apropos Bier: Auch wer ansonsten nicht trinkt, zumindest kein bitteres irisches Stout, muss diesen Vorsatz an diesem Abend ablegen: Im Minutentakt werden die tiefschwarzen Guinness ausgeschenkt. Die Mutigeren genießen Whiskey, den zögernden Gesichtern nach zu urteilen, ist es für viele wohl das erste Mal. "Wie Sahne" beschreibt einer der Gäste den Guinness-Schaum - er ist einer der Wenigen, die nicht wegen Logan, sondern einfach für ein paar Stunden mit irischer Folkmusik gekommen sind. Tatsächlich - und erstaunlicherweise - gibt es auch diejenigen im Publikum, die Johnny Logan überhaupt nicht kennen, so wie die ältere Dame, die von ihrer in Irland lebenden Tochter mit dieser Musik vertraut gemacht wurde.

In der Tat gehört die Bühne Johnny Logan an diesem Abend nicht allein. Einstimmung gibt es mit traditionell irischer Musik des Trios Greensleeves, das fremdartig klingende Instrumentaltitel und Klassiker wie "Fiddler's Green" spielt. Begleitet wird Johnny Logan von der Paul Daly Band, deren Leadsänger Paul Daly die "Paddy's Night Out" und die Feierlichkeiten zum Münchner St. Patrick's Day organisiert. Als Anheizer für Logans Auftritt spielen die vier Musiker Irish-Folk-Songs mit eingängigen Melodien, denen man das Traditionelle mit Instrumenten wie Mandola, Flöte oder Banjo anhört, das aber um eine rauchig-rockige Note ergänzt wird. Hier mischt sich musikalisches Handwerk mit Gefühl, Trinklust mit Vaterlandsliebe und das alles mit Paul Dalys tiefer, melodischer und an den richtigen Stellen kratziger Singstimme. Doch auch Logans Stimme kann hier mithalten. Gerade in den Höhen liegt bei ihm eine wundervolle Emotionalität, die seinen Gesang aber nicht seichter macht. Und dann sind da noch die Stellen, wo Logan seine Stimme bis zur Rockröhre drillt, kurze, kraftvolle Ausschläge, die den Liedern oft den finalen Twist bescheren.

Bei "What's Another Year", mit dem Logan im Jahr 1980 erstmals den Eurovision Song Contest für Irland entscheiden konnte, springen endlich die ersten Tanzfreudigen auf. Als er seinen zweiten Grand-Prix-Siegertitel "Hold Me Now" ankündigt, raunt ein Seufzen der Nostalgie durch den Saal. Die Ballade, begleitet von Logan allein auf seiner Gitarre, birgt so viel Gefühl, dass man weder Augen noch Ohren davon abwenden kann. Jene Echtheit, die sich außer in seiner Musik auch in seiner ungekünstelten Interaktion mit dem Publikum bemerkbar macht, ist das, was Johnny Logans Auftritt auszeichnet. Es ist eines seiner Talente, den Menschen den Eindruck zu vermitteln, dass die Show ohne sie nicht funktionieren würde. Also wird ebenso viel gelacht wie andächtig gelauscht und je später der Abend, desto ausgelassener die Stimmung. Ob dieser steigende Enthusiasmus nun ausschließlich mit Johnny Logan oder nicht vielleicht auch mit dem zunehmenden Guinness-Pegel zusammenhing, sei dahingestellt. Die Bar hatte jedenfalls das ganze Konzert lang geöffnet.

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