Süddeutsche Zeitung

Konzert:A Kind of Magic

Lesezeit: 2 min

Die Queen-Cover-Band "The Bohemians" verwandelt die Germeringer Stadthalle mit ihrer Show in einen Rocktempel.

Von Florian J. Haamann

Eines vorweg: Rob Comber ist nicht Freddie Mercury. Wie sollte er auch. Die gute Nachricht: Das ist so etwas von egal. Denn Comber ist ein fantastischer Musiker, ein mitreißender Entertainer und ein nahezu perfekter Freddie-Imitator. Wenn Mercury, abseits der Bühne schüchtern und zurückhaltend, auf der Bühne selbstsicher und erhaben, zu den Königen der Rockmusik gehört, dann darf man Comber getrost als einen seiner Fürsten bezeichnen.

Er sieht nicht nur aus wie ein junger Mercury, auch sein Schnäuzer sitzt perfekt. Selbst stimmlich kommt er dem großen Idol oft erschreckend nahe, so dass es ihm gelingt, den Zuhörer für einige Augenblicke vergessen zu lassen, dass er "nur" in einer Queen-Tribute-Show sitzt. Die Kostüme, von denen Comber während der Show eine Vielzahl präsentiert, sehen aus, als hätte Freddie sie noch selbst getragen. Alle Bewegungen Combers, seine Impulsivität, die tiefen Ausfallschritte, all das kommt dem Original faszinierend nahe, nur an ganz wenigen Stellen spürt man, dass Comber unzählige Stunden trainiert haben muss, um seine Show zu perfektionieren. In diesen Momenten sehnt man sich zwar nach ein bisschen mehr Spontaneität, ansonsten kann man sich seiner Show bedingungslos hingeben.

Gemeinsam mit seiner Band "The Bohemians", einem vierköpfigen Chor und einem Orchester brachte Comber am Montagabend die restlos ausverkaufte Stadthalle in Germering zum Beben. Stand vor Beginn des Konzerts noch zu befürchten, dass die Bestuhlung aufkommende Rockkonzert-Atmosphäre bremsen könnte, verwandelt Comber dem Saal schon beim vierten Song "Another One Bites the Dust" in ein Tollhaus. "I wanna see some dancers", ruft er ins Publikum hinein. Und das folgt: Plötzlich sitzt keiner mehr auf seinem Stuhl, alle stehen, klatschen, die ersten Hüften beginnen zu kreisen, die ersten Knie zu wippen, sogar die ersten zaghaften Discofox-Schritte sind zu sehen, der Refrain wird kräftig mitgesungen. Immer wieder bindet Comber das Publikum ein, animiert es zum Mit- und Nachsingen, der Saal folgt seinen charismatischen Anweisungen nur zu gerne. Auch das Orchester, das die Band an diesem Abend hervorragend ergänzt, bindet er immer wieder ein.

Auf dem Programm stehen fast ausschließlich Klassiker: Unter anderem Don't Stop Me Now, Crazy Little Thing Called Love, A Kind of Magic, I Want to Break Free, Barcelona, diese wunderbare Liebeserklärung an die spanische Metropole. Comper kommt mit einem blauen Smoking auf die Bühne, begleitet von Ashleigh Jones im schwarzen Abendkleid, die den Rest des Konzerts im Chor singt. Traumhaft, den beiden zuzuhören und zuzusehen. Natürlich funktioniert Comber auch nur deshalb so gut, weil auch seine Bandkollegen Kevin Goodwin, als John Deacon, Wayne Bourne als Roger Taylor und vor allem Christopher Gregory als Brian May, allesamt wunderbare Musiker sind. Allein Gregorys schwarze, lockige Mähne, die der von May in nichts nachsteht, ist das Eintrittsgeld wert.

Frenetisch feiern die Anwesenden die Musiker nach dem letzten Song "Radio Ga Ga", belohnt werden sie mit einer Zugabe. Mit "We Will Rock You", ein an diesem Abend mehr als eingelöstes Versprechen, und "We Are The Champions" bringt Comber die Halle endgültig zum Kochen. Der Parkettboden vibriert. Die Musiker auf der Bühne geben noch einmal alles und plötzlich weicht alle Konzentriertheit aus ihren Gesichtern, Gregory strahlt, ballt die Faust, zeigt das Victory-Zeichen.

Als die Halle dann bereits halb leer ist, kommt die Band noch einmal auf die Bühne und verabschiedet die verbleibenden Fans mit einer weiteren Zugabe in die Germeringer Nacht. Nicht ohne ein Versprechen: "You are wunderbar, see you next year." Eine Einladung, die niemand, der diesen großartigen Abend erlebt hat, ablehnen wird.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1858401
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 08.01.2014
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.