Konversion:Planungshindernis Denkmalschutz

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Eine neue Studie zeigt auf, dass es wegen der vielen zu erhaltenden Gebäude bei der zivilen Nutzung des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck zu Platzproblemen kommen dürfte

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Ein ganz großen Wurf, ein neues Stadtviertel, Wohnungen, Arbeit, Kultur, Wissenschaft, Natur, Klimaschutz - die Zukunft des Fliegerhorst-Geländes im Norden der Kreisstadt löst für große Träume aus. 4000 bis 5000 neue Einwohner werden da in den Planungen als mögliches Ziel genannt, dazu 1500 bis 4000 Arbeitsplätze. Die Sportvereine hätten gerne die hervorragend erhaltene Sportanlage mit Halle und Schwimmbad, und die Regierung von Oberbayern will die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in einem nicht unbedeutenden und dazu relativ zentralen Teil des 180 Hektar großen Geländes bis Ende 2026 erhalten. Doch noch problematischer für die Zukunftsplanungen als diese Begehrlichkeiten und die Frage der Finanzierung könnte etwas ganz anderes werden: der Denkmalschutz.

Bereits heute stehen 20 Gebäude, darunter das Ensemble aus Kommandantur, Hörsaal-Trakt und Unterkunftsgebäude, in dem die Erstaufnahme untergebracht ist, der Kilometerbau und die historische Krankenstation, unter Denkmalschutz. Nach einer kürzlich veröffentlichten Studie könnten nun noch fünf weitere Gebäude dazu kommen, außerdem wird der Kfz-Bereich zwischen Sportgelände und Kilometerbau als "die Gesamtanlage prägender erhaltenswerter Bau" eingestuft. Sollten die in der Studie vorgeschlagenen Gebäude - Offiziersschule, Kirche, Heizkraftwerk, Schafstall und Wasserpumpenzentrale - auch unter Denkmalschutz gestellt werden, macht das die Konversionsplanungen nicht einfacher.

In der Studie findet sich eine Grafik, die deutlich veranschaulicht, wo unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes kaum, geringe und größere Umgestaltungen möglich sind. Grob zusammengefasst ergibt sich Folgendes: Richtig umgestalten könnte man im Süden, wo sich bisher der große Parkplatz und eine Menge Bäume befinden und im Norden, wo heute Betonflächen und ebenfalls viele Bäume sind - natürlich mit Rücksichtname auf die geschützten Gebäude dazwischen: Vier große Hangars und der alte Tower, der möglicherweise noch zur Gedenkstätte oder zum Museum des Olympiaattentats wird. Und dann gibt es noch eine größere Fläche, die aus denkmalschützerischer Sicht problemlos umgestaltet werden kann: die kleine, abgeschlossene Waldfläche im Westen. Zwischen Denkmalschützern, Naturschützern und Stadtplanern dürfte es also noch interessante Diskussionen geben. Wer mit 5000 Einwohnern dort rechnet, kommt bei etwa 180 Hektar Fläche auf eine Dichte von 2800 Einwohnern pro Quadratkilometer. Zum Vergleich: In Fürstenfeldbruck sind es aktuell etwa 1100, in München knapp 4700. Wo nur sollen nun also alle diese Menschen und auch ihre Arbeitsplätze sinnvoll untergebracht werden?

Folgt man den Nutzungsvorschlägen der Studie, ergibt sich für den flächenmäßig größten Teil der geschützten Gebäude schon einmal ein deutliches Bild. Die Kommandantur wird als Verwaltungsgebäude für eine Hochschule vorgeschlagen, der Hörsaal-Trakt naheliegenderweise als Hörsaal-Trakt, die anschließenden Unterkunftsgebäude als Studentenwohnheim. Ebenso wie der Kilometerbau. In beiden Unterkunftsbauten seien durch Zusammenlegung von Einzelzimmern auch Wohneinheiten denkbar. Damit ist klar, dass eine Hochschule mit dazugehörigen Studenten-Appartements und einigen Wohnungen eine sinnvolle zentrale Nutzung des Areals wäre. Wahrscheinlich könnte man direkt noch die Offiziersschule eingliedern, sollte auch das "Blaue Palais" unter Schutz gestellt werden.

Auf der restlichen Fläche müsste Wohnhäuser und Gewerbeflächen errichtet werden, die genug Platz bieten, aber gleichzeitig optisch mit den überall verteilten restlichen denkmalgeschützten Gebäude harmonieren. Zudem müssen passende Nutzungen für die Denkmäler gefunden werden.

Bei einigen ist das sicher einfacher, Zum Beispiel beim Ärztehaus im Sanitätsgebäude, bei anderen, wie dem Heizkraftwerk mit seinem noch erhaltenen Kohlebunker, schon schwieriger, wenn sie nicht in ihrer bisherigen Funktion weiter genutzt werden. Wird noch der Naturschutz einbezogen, werden Gestaltungsmöglichkeiten- und flächen knapp. Ein ökologisches, optisch ansprechendes und infrastrukturell gut aufgestelltes Viertel für 4000 bis 5000 Einwohner, so viel scheint klar, wird unter den gegebenen Bedingungen kaum zu schaffen sein.

© SZ vom 07.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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