Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahlen in Olching:Kennenlernrunde mit Kandidaten

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Die Grünen versuchen mit einem "politischen Speed-Dating" eine neues Wahlkampfformat

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Die Ankündigung machte natürlich neugierig. Doch ein "politisches Speed-Dating", das die Grünen im Olchinger Kom versprochen hatten, verläuft in der Regel etwas anders. Jan Halbauer, Landratskandidat, und Ingrid Jaschke, Listenerste für den Olchinger Stadtrat, haben sich nicht einzeln mit den 25 Besuchern der Wahlveranstaltung unterhalten, um für jede Stimme für sich zu werben. Sie haben auch nicht nach einer Minute per Glockenschlag jedes Mal den Platz gewechselt, um alle Dates abzuarbeiten. Dafür kannten sie die in der Mehrheit anwesenden Listenkolleginnen und -kollegen offenbar auch schon zu gut. Zunächst haben sich Halbauer und Jaschke selbst "gedatet", also sich dem Publikum per längeren einseitigen Wortbeitrag präsentiert, dann hat Beate Walter-Rosenheimer, die Bundestagsabgeordnete der Grünen, die beiden Kommunalpolitiker vorne um sich versammelt und ihnen einige persönliche Fragen gestellt.

Farblich war die Veranstaltung sicherlich schön durchgestylt. Sattes Grün wechselte sich mit einem Lindgrün ab, in dieser Farbe waren die zwei Stehtische eingewickelt, um die herum später Walter-Rosenheimer, Jaschke und Halbauer redeten und ihre politischen Absichten wiederholten. Jan Halbauer, 35, gelernter Politikwissenschaftler und Mitarbeiter des Grünen- Landtagsabgeordneten Martin Runge, will Landrat und damit Nachfolger von Amtsinhaber Thomas Karmasin (CSU) werden. Halbauer hat bereits im Fürstenfeldbrucker Stadtrat kommunalpolitische Erfahrungen gesammelt. Als grüner Landrat will er das umsetzen, was man von einem grünen Politiker erwartet. Umwelt- und Klimaschutz und "intelligent vernetzte Mobilität" zählt er auf und die notwendige Energiewende. Neben mehr öffentlichem Nahverkehr, inklusive dem viergleisigen Ausbau der S4 sollen mehr Windräder und mehr Photovoltaik helfen, den Kreistagsbeschluss von 2007, die notwendige Energie für den Landkreis bis 2030 zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energien zu bestreiten, noch zu erreichen. "Das Ziel darf auf keinem Fall aufgegeben werden", bekräftigte Halbauer.

Nachdem der grüne Bürgermeisterkandidat für Olching, Michael Maier, krankheitsbedingt nicht anwesend sein konnte, übernahm die langjährige Olchinger Stadträtin und Kreisrätin Ingrid Jaschke den lokalen Part für Olching. Sie ist die Daueropposition mit wenig Erfolg im Stadtrat leid und möchte zukünftig nicht nur "als Stachel" agieren. "Jetzt würde ich gerne erleben, dass sich die Grünen in Olching mit mehr Rückenwind einbringen", so die 65-jährige Jaschke.

Gemeint sind mehr als die bisherigen drei von 30 Sitzen. Die promovierte Agrarbiologin sprach sich für "Shared Space" auf der Olchinger Einkaufshauptstraße aus, also für eine Straße, in der alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind. Ebenso für Plus-Energiehäuser bei öffentlichen Bauten und für die Renaturierung der Amper nach dem Münchner Isar-Vorbild. Die Südwest-Umfahrung Olchings lehnte Jaschke erneut nachdrücklich ab, weil "ein positiver Effekt kaum vorhanden ist". Die Art und Weise der Bebauung der Paulusgrube am S-Bahnhof sei bei den Olchinger Grünen umstritten, räumte Jaschke ein. Sie selbst plädierte für den Flächenverbrauch an dieser Stelle, wenn dort zentrales Wohnen, Geschäfte, Büros und vielleicht ein Kino entstünden. Wichtig für sie ist der Standort, der an der Schiene liege und für den man kein Auto brauche.

Beate Walter-Rosenheimer, 55, wollte den beiden Kandidaten dann im Gespräch mit gezielten Fragen auch noch etwas Persönliches entlocken. Viel Verwertbares für ein Speed-Dating kam dabei jedoch nicht heraus. Schnell landeten Halbauer und Jaschke am Ende doch wieder bei politischen Themen. "Wie startet ihr in den Tag?", wollte Walter-Rosenheimer wissen. "Mit grünen Tee" meinte die Oberschwäbin Jaschke aus der Region Leutkirch/Biberach, was sich bei ihr bekanntlich auch sprachlich unverkennbar ausdrückt. Halbauer schwört morgens auf Cappuccino, "sonst bin ich nicht genießbar". Der Landratskandidat bekannte noch, dass er leidenschaftlicher Fußballer sei. Als kleiner Junge habe er die WM 1990 miterlebt und wollte Fußballer werden. Dafür habe es aber doch nicht ganz gereicht. In der Jugend habe er aber immerhin mit Schöngeising/Landsberied in der Fußball-Kreisliga gespielt.

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SZ vom 11.02.2020
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