Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahlen im Landkreis: Puchheim:SPD öffnet sich für Nicht-Mitglieder

Sozialdemokraten ändern Satzung, damit acht Parteifreie bei den Kommunalwahlen antreten können. Spitzenkandidat ist Bürgermeister Norbert Seidl

Von Peter Bierl, Puchheim

Die SPD in Puchheim hat erwartungsgemäß Bürgermeister Norbert Seidl als Kandidaten für den Chefsessel im Rathaus bei den Kommunalwahlen im März 2020 nominiert. Seidl ist auch Spitzenkandidat der SPD-Stadtratsliste, gefolgt von den Stadträten Marga Wiesner, Jean-Marie Leone und Sigrun Matthes. Die Liste umfasst 30 Personen, auf denen sich neben weiteren Stadträten etliche neue Gesichter befinden.

Die Nominierung fand vor knapp zwei Wochen mit 23 Wahlberechtigten hinter verschlossenen Türen statt, was Marga Wiesner, Vorsitzende des Ortsvereins, damit rechtfertigte, dass die Tagesordnung lang und die Satzung geändert werden musste, damit Nicht-Mitglieder kandidieren dürfen. Acht solche Parteifreie finden sich nun auf der Liste. Das Ergebnis der nichtöffentlichen Sitzung präsentierte die Parteispitze am Dienstag auf einer Pressekonferenz in der Nachbarschaftshilfe.

Nimmt man der Ergebnis der SPD in Puchheim bei der Landtags- und Europawahl zum Maßstab, könnte die Fraktion im Frühjahr halbiert werden. Allerdings sind Bürgermeister Seidl und die Spitzenkandidaten zuversichtlich, dass lokale Faktoren ihnen helfen. "Wir haben 30 Multiplikatoren auf der Straße, die in Puchheim verankert sind", sagte der Bürgermeister mit Blick darauf dass viele Sozialdemokraten in Vereinen und Verbänden engagiert sind.

Außerdem will die SPD mit ihrem Programm überzeugen, das unter dem Motto "Wir leben Puchheim" steht. Im Vordergrund stehen die Themen Wohnen, Arbeit, Zusammenleben, Stadtentwicklung und Infrastruktur, erklärte der Fraktionsvorsitzende Jean-Marie Leone. Bürgermeister und Fraktion wollen in den kommenden Jahren die drei großen Neubauten in der Stadtmitte für Stadtbibliothek, Musik- und Volkshochschule, den Umbau des Schwimmbades und die Erweiterung der Laurenzer Schule in Puchheim-Ort stemmen. Dazu soll die neue städtische Wohnungsbaugesellschaft mit mehr Kapital ausgestattet und eine weitere Kindertagesstätte gebaut werden. Dafür würden insgesamt "Minimum" 70 bis 80 Millionen Euro fällig, erklärte Leone, der Finanzreferent im Stadtrat ist. Die SPD geht davon aus, dass die Kommune erstmals wieder Kredite aufnehmen muss. "Die schwarze Null wird nicht zu halten sein", sagte er.

Die SPD möchte Wohnungen bauen und dem Gewerbe Expansionsraum schaffen. Das soll durch weitere Nachverdichtung sowie der Bebauung von Flächen verwirklicht werden, die ganz oder teilweise bereits dafür ausgewiesen sind, so das große Grundstück an der Alpenstraße, der zweite Abschnitt des Wohnparks Roggenstein sowie Gelände an der Allinger Straße und der Kreisstraße FFB 11. Das alte Gewerbegebiet Reinholdt & Mahla im Zentrum soll in ein gemischtes Gebiet verwandelt werden. Der Bürgermeister versicherte, dass die SPD nicht irgendeine neue "grüne Wiese" als Bauland ausweise. Der SPD-Landratskandidat Christoph Maier sagte auf der Pressekonferenz, in interkommunaler Zusammenarbeit sollten im Landkreis 3000 Wohnungen entstehen, zum Mietpreis von zehn Euro pro Quadratmeter.

Dass bei diesem Bevölkerungswachstum die Infrastruktur ausgebaut werden muss, ist klar. Allerdings geht Seidl davon aus, dass die Kapazitäten an den Grundschulen ausreichen. An der Alpenstraße werde man eine neue Kindertagesstätte bauen. In diesem Neubaugebiet sollen 300 bis 500 Menschen ein Zuhause finden. Das "große Problemkind" sei die Puchheimer Mittelschule. Dort könnte es eng werden. Notfalls werde man den Mittelschulverbund mit Eichenau, Gröbenzell und Olching auflösen, kündigte der Bürgermeister an.

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SZ vom 31.07.2019
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