Die Wähler in Puchheim müssen noch mal ran. Die Entscheidung über den Chefsessel im Rathaus fällt in einer Stichwahl zwischen dem Amtsinhaber Nobert Seidl (SPD), der 42,5 Prozent der Stimmen sammelte, und der Herausforderin Karin Kamleiter (CSU), die auf 22,37 Prozent kam. Auf dem dritten Platz landete Manfred Sengl (Grüne) mit 14,48 Prozent. Jürgen Honold (UBP) kam auf 10,08, Gudrun Horn (FW) auf 6,9 und Martin Koch (FDP) auf 3,66 Prozent. Die Wahlbeteiligung stieg um etwa elf Prozent auf mehr als 55 Prozent, was auch darauf zurückzuführen sein dürfte, dass in Puchheim erstmals seit Jahrzehnten die Wahlen zum Bürgermeister und dem Kommunalparlament auf einen Termin fielen. Eine Wahlparty mit Übertragung von Ergebnissen gab es dieses Mal nicht, nachdem die evangelische Kirche, die in den Pfarrsaal eingeladen hatte, wegen Corona wieder absagte. Die Homepage der Stadt funktionierte auch nicht, einige Bürger gingen ins Rathaus und mussten bis 19.30 Uhr warten, bis wenigstens das Ergebnis der Bürgermeisterwahl bekannt gegeben wurde.
"Ich bin froh und zufrieden, es wäre vermessen gewesen, auf eine absolute Mehrheit zu setzen", sagte der Bürgermeister. Immerhin konnte Seidl sein Ergebnis im Vergleich zum ersten Wahlgang 2012 um rund zehn Prozent steigern. Auch Kamleiter betonte ihre Freude über das Ergebnis, allerdings verlor die CSU-Kandidatin im Vergleich zu 2012 mehr als acht Prozent. Dabei war mit dem parteifreien Harald Heitmeier damals ein Germeringer angetreten. Alle anderen Bewerber bekannten offen ihre Enttäuschung. Sengl hatte gehofft, in die Stichwahl zu kommen, angesichts einer "schwachen CSU-Kandidatin", vermutet aber, dass potenzielle Grünen-Wähler den Amtsinhaber oder den Kandidaten der ökologisch orientierten UBP unterstützt haben. Gegenüber der Wahl vor acht Jahren verlor Sengl sogar zwei Prozent, konnte also vom allgemeinen grünen Höhenflug nicht profitieren. Die Lehre aus dieser Wahl sei, dass sich Grüne und UBP zusammentun müssten, um in Puchheim Erfolg zu haben, sagte Sengl.
Die drei anderen Kandidaten hatten alle das Handicap, dass sie nicht im Stadtrat sitzen, wie Honold (UBP) betonte. "Ich habe mir mehr gewünscht und es wäre vielleicht im Bereich des Möglichen gewesen, aber als Seiteneinsteiger ist es doch schwer", sagte Honold der SZ. Sie habe sich "mehr erwartet", bekannte auch Gudrun Horn (FW), aber sie sei neu in der Stadt und habe erstmals kandidiert. Auf dem letzten Platz abgeschlagen landete Martin Koch (FDP), der "ein bisschen enttäuscht" ist.
Im Vergleich zu anderen FDP-Kandidaten habe er sich aber wacker geschlagen und in Puchheim sei die FDP seit zwei Jahrzehnten nicht mehr präsent. "Von Null auf drei Prozent, ist da gar nicht so schlecht." Ob die Ereignisse in Thüringen oder die Querelen um rechte Äußerungen eines FDP-Kandidaten in Bruck ihm geschadet haben, konnte Koch nicht sagen. "Bei denen, die mich persönlich kennen, hatte es sicher keine Wirkung."
Bürgermeister Seidl will in den kommenden Wochen angesichts der Corona-Pandemie einen Wahlkampf mit Plakaten, Hauswurfsendungen und vor allem digital führen. Außerdem will er ausloten, "mit wem man gut auskommt, welche Wählergruppen man ansprechen kann". Dass es eine Affinität zu den Grünen gebe, sei ja offensichtlich. Kamleiter protestierte bei dem Gespräch im Büro des Bürgermeisters gegen Wahlempfehlungen, die sie als unfaires "Geklüngel" rügte, eine Einschätzung, der Seidl widersprach. Zumindest am Wahlabend gab es keine Empfehlung. "Wir werden das am Dienstag besprechen", kündigte Sengl für die Grünen an. Honold sagte, er könne nicht für die UBP sprechen, aber Seidl wäre sein Favorit. Die FW-Kandidatin Horn will "beiden Kandidaten die Daumen drücken", während Koch sich inhaltlich positionierte. Dass die FDP eine Empfehlung abgebe, sei unwahrscheinlich, aber er freue sich, dass "eine liberal-bürgerliche Alternative" zur Wahl stehe. Seidl plädierte dafür, die Stichwahl erst in drei statt in zwei Wochen abzuhalten, sollte es wegen des Corona-Virus eine Briefwahl für alle geben. Zur Vorbereitung brauchen die Verwaltungen mehr Zeit, sagte er. Kamleiter wollte sich dazu nicht äußern. "Da muss ich erst mal in mich gehen." Vor acht Jahren hatte sich Seidl in der Stichwahl bei einer Wahlbeteiligung von 44,4 Prozent gegen Heitmeier mit 56,3 Prozent durchgesetzt.