Der amtierende Bürgermeister Martin Schäfer hat die Stichwahl in Gröbenzell gegen Anton Kammerl gewonnen. Der Amtsinhaber von der Unabhängigen Wählergemeinschaft Gröbenzell (UWG) erhielt am Sonntag die Stimmen von 53,82 Prozent der Gröbenzeller Wähler. Sein Herausforderer von der CSU kam auf 46,18 Prozent. Das Ergebnis hatte sich bereits nach dem ersten Wahlgang vor zwei Wochen angedeutet: Mitte März war Schäfer auf 36,66 Prozent der Stimme gekommen, Kammerl auf 28,09.
Schon die Auszählung des ersten Stimmbezirks, dem Briefwahlstimmbezirk 006, zeigt gegen kurz nach 19 Uhr an, wie die Entscheidung aussehen könnte: 54,39 Prozent für den 1965 geborenen Martin Schäfer, 45,61 Prozent für den 60 Jahre alten Anton Kammerl. Zu diesem Zeitpunkt halten Optimisten von der CSU es noch für möglich, dass der Herausforderer in anderen Stimmbezirken besser abschneidet und die Wahl doch noch für sich entscheidet. Doch als kurz darauf die Ergebnisse aus den anderen Stimmbezirken eintrudeln, ist klar: Der Trend aus dem ersten Ergebnis setzt sich weiter fort. Gegen 21.30 Uhr steht der Sieg von Bürgermeister Schäfer endgültig fest.
Er freue sich über den Wahlsieg, sagt Martin Schäfer. "Das ist eine Bestätigung meiner Arbeit." Sonst hätten ihm wohl nicht mehr als die Hälfte der Wähler ihre Stimme gegeben. Freude über den Wahlausgang ist aber auch beim Herausforderer Kammerl zu spüren. Es sei "gegen den Amtsinhaber ein sehr starkes Ergebnis", erklärt Kammerl. Wie er unterstreicht, ist das nicht nur seine eigene Interpretation des Wahlergebnisses, sondern auch die seiner Parteifreunde. Den Vergleich mit Puchheim oder Olching, wo die Herausforderer gegenüber den Amtsinhabern deutlich schlechter abgeschnitten hätten, brauche er nicht zu scheuen, erklärt Kammerl. Tatsächlich war in beiden Kommunen die Differenz zwischen Amtsinhaber und Herausforderer zweistellig.
Die Wahlbeteiligung war mit 68,04 Prozent höher als beim ersten Wahlgang mit 62,99. Im Vergleich mit 2014 muss Schäfer allerdings deutliche Stimmenverluste hinnehmen. Bei der Stichwahl gegen den CSU-Kandidaten Thomas Breitenfellner ging er damals mit 61,9 Prozent der Stimmen als klarer Sieger hervor; im ersten Wahlgang hatte Schäfer 23,10 Prozent der Stimmen erhalten. Mit seinem Wahlsieg vor sechs Jahren endete in Gröbenzell die mehr als vier Jahrzehnte währende Ära von CSU-Bürgermeistern.
Unter besonderen Voraussetzungen stand die Wahl diesmal wegen des Ausnahmezustands durch die Corona-Pandemie. Bereits im ersten Wahlgang hatte sich bayernweit der Trend abgezeichnet, dass die Mehrheit der Wahlberechtigten sich für das Altbewährte entschieden hat. Die Tatsache, dass nun die Voten für die Stichwahlen ausschließlich per Briefwahl abgegeben werden durften, stellte für alle eine besondere Situation dar: Jeder Wahlberechtigte bekam die Unterlagen per Post zugestellt im Unterschied zu Wahlen unter normalen Voraussetzungen, wenn sich Wähler aktiv um Briefwahlunterlagen kümmern oder am Wahlsonntag in ihr Wahllokal gehen müssen. Zudem hatte praktisch jeder spätestens an diesem Sonntag Zeit für einen Spaziergang zum Rathaus, um dort vor 18 Uhr seinen Umschlag einzuwerfen. Vorausschauend hatte Kammerl noch am Abend des ersten Wahlgangs prophezeit, dass es ein "Kopf-an-Kopf-Rennen" geben könnte.