Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Gröbenzell:Geringere Unterstützung

Bürgermeister Schäfer verliert an Zustimmung, seine Fraktion aber ist gewachsen

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

819 Wählerstimmen haben am Sonntagabend in Gröbenzell die Stichwahl entschieden. Sie haben dem amtierenden Bürgermeister Martin Schäfer die Mehrheit verschafft und ihn somit im Amt bestätigt. Insgesamt bekam der Rathauschef von der UWG 5768 Stimmen, Herausforderer Anton Kammerl von der CSU 4949. Wenngleich also das Ergebnis der Stichwahl nicht so deutlich ausgefallen ist, wie bei den Amtsinhabern in Puchheim und Olching, ist Schäfer erfreut. Sonst hätte er wohl kaum am Sonntagabend um 21.17 Uhr, also direkt als das Ergebnis der Stichwahl feststand, auf seinem Facebook-Account ein Foto von sich mit Victory-Zeichen, Dank und dem Satz gepostet: "Mit voller Energie in die nächsten sechs Jahre."

Die Energie wird der gelernte Forstwirt und Unternehmer brauchen, um die Kommune mit einem nun auf 30 Personen vergrößerten Gemeinderat durch die vom Coronavirus bedingte Ausnahmesituation zu führen. Und um die darüber hinaus anstehenden Aufgaben in der Gemeinde zu bewältigen, darunter die dringend benötigten weiteren Kindertagesstätten und der Ausbau fahrradfreundlicher Angebote. Finanziell wird es angesichts wegfallender Gewerbesteuereinnahmen sowie der nun drohenden Rezession sicherlich nicht einfacher werden.

Gemessen an Schäfers Ergebnis von 2014, als er mit 61,9 Prozent die Stichwahl gegen Thomas Breitenfellner gewann, sind 819 Stimmen oder rund 7,5 Prozentpunkte Unterschied kein fulminanter Wahlsieg. Zu behaupten, dass der in Gröbenzell nicht unumstrittene Rathauschef der Unabhängigen Wählergemeinschaft Gröbenzell durch die Wahl gestärkt worden ist, wäre also euphemistisch. Viel Kritik hat er beispielsweise bekommen, weil er zu seinem Amtsantritt vor sechs Jahren zusammen mit seinem Bruder Eigentümer der inzwischen verkauften und abgerissenen Kultkneipe "Die Hexe" war.

Auf der anderen Seite ist nicht nur die Gruppierung von Bürgermeister Schäfer deutlich gestärkt aus der Kommunalwahl hervorgegangen, die Kräfteverhältnisse im größeren Gemeinderat haben sich verschoben: Während UWG und Grüne jeweils zwei Sitze dazugewinnen konnten und nun mit je sieben Kommunalpolitikern vertreten sind, ist es bei den Christsozialen nur einer mehr geworden. So bleibt die CSU zwar mit neun Gemeinderäten stärkste Fraktion im Gröbenzeller Gemeinderat, aber ob ihr das viel nützen wird, ist fraglich. Denn UWG, Grüne und SPD liegen inhaltlich meist nahe beieinander und haben in der Vergangenheit oft zusammen gearbeitet. Das hat sich auch schon bei den bisherigen Bürgermeister-Stellvertretern von den Grünen (Martin Runge) und der SPD gezeigt. Im neuen Gemeinderat verfügen die drei Fraktionen über 17 Sitze. Unter diesen Voraussetzungen dürfte die Wahl des Zweiten und Dritten Bürgermeisters bei der ersten Sitzung Anfang Mai spannend werden.

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Quelle:
SZ vom 31.03.2020
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