Kommunalwahl in Fürstenfeldbruck:Stangl statt Götz

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CSU bevorzugt den Grünen als OB-Stellvertreter. Sie würde damit dem potenziellen Bürgermeisterkandidaten der BBV die Bühne stehlen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Grüne und BBV sind oft so etwas wie Brüder und Schwestern im Geiste - ihre Fraktionen sitzen im Stadtrat nebeneinander und sind sich bei den meisten Themen weitgehend einig. Nun bekommt die Harmonie einen Dämpfer. Denn beide konkurrieren um das Amt des Zweiten Bürgermeisters. Der Posten ist nicht nur aus finanziellen Gründen begehrt. Als Vertreter des Oberbürgermeisters repräsentiert man die Stadt nach außen und bestimmt etwa als Sitzungsleiter eines Fachausschusses oder in Urlaubsvertretung die Richtung von Debatten.

Amtsinhaber Christian Götz, 50, führte die BBV-Liste bei den Kommunalwahlen an, Christian Stangl, 62, war bei den Grünen hinter der Ortsvorsitzenden Johanna Mellentin auf Platz zwei gelistet. Beide sind erfahren und selbstbewusst. Zu Konkurrenten werden der Biologe Götz und der Gymnasiallehrer Stangl, weil die CSU verhindern will, dass sich Götz als künftiger OB-Kandidat profiliert. Deshalb machte der ebenfalls als OB-Kandidat gehandelte CSU-Fraktionssprecher Andreas Lohde den Grünen das Angebot, Stangl zu unterstützen. Den Posten der Dritten Bürgermeisterin könnte dann Birgitta Klemenz von der CSU bekommen. Die Christsozialen wissen, dass ein "Männerverein" an der Stadtspitze nicht zeitgemäß ist, wollen aber - ebenso wie OB Erich Raff - Karin Geißler von den Grünen nicht mehr als Dritte Bürgermeisterin. Klemenz wird auch von den anderen Fraktionen für ihre ruhige Art sowie Sachkenntnis und die bisweilen von der Parteilinie abweichenden Positionen geschätzt.

Die CSU ist mit zwölf von 40 Sitzen stärkste Fraktion vor der BBV mit neun sowie den Grünen mit sieben Sitzen und leitet daraus den Anspruch ab, die Initiative zu ergreifen. Sind sich CSU und Grüne über die Vergabe der Posten einig, fehlt ihnen über jene des OB hinaus lediglich noch eine Stimme für die Mehrheit. Unklar ist, ob alle anderen Grünen-Stadträte bei der Wahl am 5. Mai mitziehen oder das Angebot der CSU als toxisch einstufen. Lohde will sich zu Gesprächsdetails noch nicht äußern. Er habe sich zum Ziel gesetzt, die "Unstrukturiertheit" im Stadtrat "aufzubrechen" und die Basis zu schaffen für eine bessere Zusammenarbeit. Auch für ihn gehe es um Inhalte, und auch er halte nicht viel von einer Lagerbildung, sagt Christian Stangl. Nachdem auch seine Fraktionskollegin Karin Geißler kaum eine Basis sehen dürfte für eine weitere Zusammenarbeit mit dem OB, könnte sich der bisherige Grünen-Fraktionsvorsitzende durchaus vorstellen, selbst Raffs Stellvertreter zu werden. Obwohl sich Stangl mit ihm in der zurückliegenden Amtsperiode öfters mal in die Haare bekommen hat, soll der OB bereits sein Einverständnis signalisiert haben. "Die Wertschätzung ist wichtig", betont Stangl. Gleichwohl bleibe abzuwarten, ob mancher Stadtrat nicht noch die geheime Wahl dazu nutzen wolle, "alte Rechnungen" zu begleichen. Sollte Götz bei der Abstimmung den Kürzeren ziehen, dann wäre das "sicher nicht leicht für ihn".

Götz ist in der Tat enttäuscht, dass seine Arbeit an der Stadtspitze und seine Loyalität zum OB in Sachfragen offenbar keine Rolle spiele. "Das hat drei Jahre lang gut geklappt, ich habe viel positives Feedback bekommen, ich würde gerne weitermachen." Auch mit Klemenz könne er sich die Zusammenarbeit gut vorstellen. Bleiben CSU und Grüne hart, dann könnte die BBV Andreas Rothenberger als Kompromisskandidat anbieten.

© SZ vom 25.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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