Kommunalwahl in Fürstenfeldbruck:Der Brucker-Land-Politiker

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Er will weitermachen: Thomas Karmasin, seit 1996 Landrat, wird im nächsten Jahr wieder kandidieren. (Foto: Matthias Döring)

Zum fünften Mal kandidiert Thomas Karmasin, 56, für das Amt des Landrats. Die CSU huldigt ihm bei der Nominierungsversammlung, er selbst erwartet eine "extrem schwierige Wahl"

Von Heike A. Batzer, Mammendorf

Im Sommer ist bisweilen mit Hitze zu rechnen. Aber immer wenn Thomas Karmasin sich von seiner CSU zum Landratskandidaten wählen lässt, geht es besonders heiß her - wettermäßig zumindest. So war's 2013 gewesen, so ist es auch an diesem schwülwarmen Freitagabend im Mammendorfer Bürgerhaus, an dem Karmasin die Delegierten der Ortsverbände um Nachsicht dafür bittet, während der Bewerbungsrede auf das Tragen des sonst üblichen Sakkos zu verzichten. Und so steht er da im weißen Hemd, die Ärmel ein wenig aufgekrempelt, und erzählt von seinem Wirken als Landrat. Die Delegierten honorieren die Worte mit 130 von 131 Stimmen - 99,23 Prozent.

Geschlossenheit nennt man das in der Politik gerne. Und so steht die Kreis-CSU eindrucksvoll hinter ihrem Landrat, der dieses Amt seit 23 Jahren ausfüllt. Ein "Traumergebnis", freut sich Karmasin, als die Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler, die ihm kürzlich als Kreisvorsitzende folgte und die Kandidatenkür leitet, das Ergebnis bekannt gibt und sich die Delegierten zum Beifall erheben. Als unbekannter Novize ging Karmasin 1996 erstmals ins Rennen und drängte Amtsinhaberin Rosemarie Grützner (SPD) über die Stichwahl aus dem Amt. Mit 33 Jahren war er damals jüngster Landrat Bayerns.

Zustimmung knapp an die 100 Prozent ist er gewöhnt innerhalb seiner Partei, bei der Nominierung 2013 war es ähnlich, bei seinen bislang drei Wiederwahlen schaffte er die absolute Mehrheit jedes Mal trotz mehrerer Mitbewerber. Doch die politische Landschaft hat sich seither verändert. Selbst die CSU in Bayern kann mittlerweile keine einfachen Mehrheiten mehr einfahren. Karmasin spricht deshalb davon, dass "diese Wahl extrem schwierig" werde: "Wir werden kämpfen müssen." Seine Erfahrung und seinen vollen Einsatz wolle er dafür einbringen, "unverbogen und mit Herzblut" agieren, verspricht der 56-jährige gelernte Jurist. Bekommt er von den Wählern am 15. März 2020 den Zuspruch für eine weitere Legislaturperiode, dann wäre er an deren Ende 30 Jahre Landrat im Kreis Fürstenfeldbruck.

Vorschlagen darf ihn an diesem Abend Emanuel Staffler, Vorsitzender der CSU-Kreistagsfraktion, Bürgermeisterkandidat in Türkenfeld und Ehemann der CSU-Kreisvorsitzenden. Ein Landrat müsse nahbar und bei den Menschen sein, müsse zuhören können und das Amt nicht wie ein Roboter ausführen. Er müsse Einfühlungsvermögen zeigen, Zwischentöne spüren, aber auch in der Lage sein, unpopuläre Entscheidungen zu treffen, fordert Staffler und kommt zu dem wenig überraschenden Schluss: "Wir haben so einen Mann".

In seiner Bewerbungsrede zählt Karmasin dann auf, wie sich der Landkreis in den Jahren seines Wirkens entwickelt hat, zuvorderst zu einem "Bildungslandkreis" mit neu gebauten und laufend sanierten Schulen: "Wir lassen nirgendwo was verkommen." Zudem gebe es schon jetzt im Kreis Fürstenfeldbruck eines der besten Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in ganz Deutschland. Nun aber "basteln wir an einem exzellenten ÖPNV", kündigt Karmasin an. Denn die Menschen von heute würden nicht mehr nur eine Buslinie in ihren Ort erwarten, sondern Mobilitätskonzepte. Den Klimaschutz nennt er eine "gigantische Aufgabe", bei der "wir noch mehr tun müssen", das Engagement des Landkreises aber werde hier unterschätzt. Auch im Krisenzeiten habe man zusammengehalten, etwa bei der "Zuwandererwelle", wo es galt, die Balance zu halten zwischen Menschlichkeit und geordneter Struktur. Verändert habe sich auch die Sozialpolitik, zu der man nun auch die Wohnungspolitik zählen müsse. Die Jugendhilfekosten hätten sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt, aber "in unserem Landkreis dürfen keine Kinder auf der Strecke bleiben". Dafür gibt es Applaus. Den Fliegerhorst nennt er ein Gelände, das "ein Segen für die ganze Region" werden könne und eine Chance für "Leben und Arbeiten auf kurzen Wegen" biete.

Karmasin verweist auf zuletzt 250 Neueinstellungen im Landratsamt. Fachpersonal für die öffentliche Verwaltung zu finden, sei eine "erhebliche Anstrengung", verschiedenste Arbeitszeitmodelle ein Mittel dafür. Die Menschen würden heutzutage erwarten, dass die Politiker Ansprechpartner seien: "Alles, was wir tun, müssen wir kommunizieren." Sein Amt mache ihm "noch Freude wie am ersten Tag", bekennt er. Auf eine andere politische Ebene habe es ihn nie gezogen, er sei "quasi einer aus der Region für die Region" und konkretisiert das weiter: "Ich bin ein Brucker-Land-Politiker." Verändert habe sich im Laufe seiner Amtsjahre, dass er sich als Landrat vermehrt überregional einbringe: "Viele Aufgaben kann man nur zusammen lösen."

© SZ vom 01.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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