Kommunalwahl in Fürstenfeldbruck:Aus dem Wörterbuch der neuen Rechten

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Marcus Adelhoch ist Galerist und Kandidat der Freien Wähler. Auf Facebook postet er Begriffe wie "Gesinnungsdiktatur" und "Altparteien-Kartell"

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Er spricht im Duktus der Rechten von "Gesinnungsdiktatur" und "Altparteien-Kartell", ist aber Beisitzer im Vorstand der Freien Wähler Fürstenfeldbruck und kandidiert auf den Listen der Freien Wähler für Stadtrat und Kreistag: Marcus Adelhoch ist Galerist und kennt sich mit Gemälden aus. Jenseits der Kunst bewegt sich der 47-Jährige aber auf politisch bisweilen schwierigem Terrain.

In Facebook-Gruppen hat er sich einen Namen gemacht mit Äußerungen, die irgendwo liegen zwischen klare Kante und eher daneben. Den Bogen überspannt hat Adelhoch nach Meinung anderer Brucker Kommunalpolitiker nun mit einem Post in den sozialen Medien, in dem er Stellung bezieht zur umstrittenen Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten von Thüringen - mit den Stimmen der AfD - und dem folgenden Rücktritt. Verantwortlich macht Adelhoch in seinem Beitrag, den unter anderem Ingo Grüner (Platz 21 auf der Freie-Wähler-Liste für die Stadtratswahl) geliked hat, die "SED-Linken". Vor allem aber verwendet er Begriffe, die man beispielsweise von Björn Höcke kennt, dem Rechtsaußen der AfD aus Thüringen. Adelhoch schreibt: "... Wer immer noch nicht begriffen hat, dass wir uns in einer Gesinnungsdiktatur befinden, der ist blind und taub." Und weiter: "Die schmähliche Verdrängung von Kemmerich wird sich aber als Pyrrhus-Sieg für das Altparteien-Kartell erweisen."

Für einen Kandidaten der Freien Wähler ungewohnte Töne. Marcus Adelhoch wird auf Platz 60 der Kreistagsliste und auf Platz zwölf der Stadtratsliste geführt. Seltsam mutet auch eine Fotomontage an, die sich auf Adelhochs Facebook-Seite findet: In Fraktur-Schrift steht unter seinem Porträt "Aufrecht" - vor einem Hintergrund in Schwarz-weiß-rot, einer Farbkombination, wie sie vom Deutschen Reich verwendet wurde.

Georg Stockinger, Vorsitzender der Freien Wähler Fürstenfeldbruck, kennt den Post nach eigenen Worten noch nicht. Er werde aber mit Adelhoch reden, sagt er. Der müsse als Kandidat der Freien Wähler "schon ein bisschen aufpassen, was er sagt". Ähnlich sieht es der Kreisvorsitzende Hans Friedl. Es sei eine Einzelmeinung, die nicht die Sicht der Freien Wähler im Kreis widerspiegele. Friedl zufolge fällt das unter Meinungsfreiheit. Möglicherweise habe sich Adelhoch aber da etwas "unbedacht" geäußert.

Nur kurz sichtbar war auf der Facebook-Seite von Marcus Adelhoch das schwarz-weiß-rote Banner. (Foto: Screenshot Facebook)

Marcus Adelhoch selbst ist überrascht über die Aufregung und will das nicht so eng sehen. Mit Höcke habe die Sache nichts zu tun, er habe den Post im Originalwortlaut von Vera Lengsfeld übernommen, weil er ihn für passend hält. Dass die Publizistin Lengsfeld der AfD in ihren Positionen oft sehr nahe kommt, weiß er. Aber er poste eben vieles, was ihm auf Facebook in die Quere komme. Das könne dann durchaus auch mal etwas von Anton Hofreiter von den Grünen oder von Sarah Wagenknecht von der Linken sein. Und mit dem SPD-Stadtrat Mirko Pötzsch, der ihm bei online geführten Debatten häufig Contra gibt, sei er gut befreundet.

Auf der Homepage der Freien Wähler beschreibt sich der 47-Jährige als "echten Brucker", dem "besonders die Belebung und Vielfalt der Brucker Innenstadt und deren Geschäfte am Herzen" lägen und der sich zudem für die "dazu passende Verkehrsberuhigung" starkmachen will. "Auch eine Wiederbelebung des Amperbades als Flussbad läge mir sehr am Herzen. Auch die digitale Ausstattung unserer Schulen sowie entsprechende Kurse für Senioren ist mir ein wichtiges Anliegen". Das klingt schon eher nach den Freien Wählern. Am Samstag waren der umstrittene Post und die Fotomontage gelöscht.

© SZ vom 18.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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