Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Emmering:Gespräche mit allen

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Stefan Floerecke hat mit großem Vorsprung die Bürgermeisterwahl gewonnen, doch er braucht für Entscheidungen die anderen Parteien. Denn im Emmeringer Gemeinderat hat die CSU keine Mehrheit

Von Ingrid Hügenell, Emmering

Der neu gewählte Emmeringer Bürgermeister Stefan Floerecke hofft auf eine gute Zusammenarbeit mit den Fraktionen von Freien Wählern und Grünen sowie den Vertretern von SPD und FDP im Gemeinderat. Floereckes CSU ist zwar stärkste Kraft, hat aber mit acht von 20 Sitzen keine eigene Mehrheit im Gemeinderat. Floerecke will nun mit allen Gespräche führen, "um grundsätzlich festzustellen, wie sie sich die Zusammenarbeit vorstellen", sagt er am Montag. "Wenn alle ihre persönlichen Befindlichkeiten und die ihrer Partei in den Hintergrund rücken, können wir mit Ruhe und Vernunft in Emmering vieles auf den Weg bringen." Die Programme seien inhaltlich ohnehin nicht so unterschiedlich, Differenzen gebe es eher darin, "wann wir was angehen".

Viele Themen wie die Dorfentwicklung seien bekannt, relativ neu sei aber die Umweltthematik. "Die ist für mich als jungen Familienvater sehr wichtig." Floerecke ist 34 und hat mit seiner Frau einen eineinhalb Jahre alten Sohn. Er hat deshalb ein integriertes Klimaschutzkonzept angekündigt. Zunächst sollen die kommunalen Liegenschaften bewertet und dann ein Maßnahmenkatalog aufgestellt werden, wie sie weitgehend CO₂-neutral werden können. Und dann sollen die Maßnahmen umgesetzt werden.

Ulrike Saatze, Bürgermeisterkandidatin der Grünen, kündigt an, die Grünen würden Floerecke darauf festlegen, dass die Umweltthemen "zeitnah und zügig" umgesetzt werden. "Wir sind bereit für Gespräche. Die Grünen sind zum ersten Mal in Emmering angetreten und haben vier Mandate gewonnen. Eines von Floereckes Lieblingsprojekten, der Bau einer Mensa mit eigener Industrieküche, wird sich zumindest mit den Freien Wählern nicht machen lassen, wie Fritz Cording sagt. Es gebe in diesem Bereich funktionierende Strukturen. "Das Geld sollte man lieber in die Betreuung stecken", sagt Cording. Die FW sind mit sechs Sitzen zweitstärkste Kraft im Gemeinderat. Wer Fraktionssprecher wird, wird in den nächsten Tagen beschlossen. Cording wird es wohl eher nicht sein. Der in der Stichwahl unterlegene Bewerber der FW ist parteifrei.

Maximilian Gerber, der für die Freien Demokraten als Bürgermeisterkandidat angetreten war und nun als einziger FDP-Mann im Gemeinderat vertreten sein wird, kommentiert die Wahl Floereckes so: "Ich kann mir sehr gut vorstellen, mit ihm gut zusammenzuarbeiten. Er ist mir auch vom Alter näher." Aber auch mit Fritz Cording, den er als zugänglich beschreibt, hätte das seiner Ansicht nach gut geklappt. Zwischen den Programmen von CSU und FDP sieht Gerber viele Parallelen. Auf Nachfrage nennt er als konkreten Punkt den langfristigen Plan, die Emmeringer Hauptstraße zu einem "shared space" zu entwickeln, in dem alle Verkehrsteilnehmer die selben Rechte genießen. Cording spricht lieber vom "verkehrsberuhigten Geschäftsbereich", in dem Auto- und Radfahrer gleichberechtigt sein sollen, Floerecke nennt es eine "barrierefreie Umgestaltung" der Hauptstraße. SPD-Einzelkämpfer Tomas Kraut gratuliert und lässt erst einmal alles auf sich zukommen. "Ich bin gespannt", sagt er.

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SZ vom 31.03.2020
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