Kommunalwahl in... (5):Eichenauer Einvernehmen

Nach außen hin hat sich der Gemeinderat in den vergangenen sechs Jahren als recht harmonisch gezeigt. Das könnte sich in den kommenden beiden Jahren ändern. Denn dann steht wieder die Wahl des Bürgermeisters an

Von Erich C. Setzwein

Bürgermeisterkandidaten müssen sich bei dieser Wahl in Eichenau noch nicht positionieren. Um sie zu nominieren, verbleiben den Parteien und Wählergruppen in Eichenau noch etwa zwei Jahre. Denn erst dann endet die Amtsperiode von Bürgermeister Hubert Jung (CSU). Es werden am 16. März also "nur" die Gemeinderäte gewählt. Doch auch damit haben die Eichenauer genug zu tun. Neben den etablierten Parteien CSU, SPD, Grünen und FDP treten die Freien Wähler an. 24 Mitglieder hat das Gremium, und in den Sitzungen der vergangenen sechs Jahre machten sie selten den Eindruck, als gehörten sie unterschiedlichen Fraktionen an. Zumindest nach außen lief alles "rund". Über kleinere oder gar größere Kräche innerhalb und zwischen den Fraktionen dringt so gut wie nichts nach außen, viele knifflige Themenstellungen werden in nicht öffentlichen Sitzungen behandelt. Im öffentlichen Teil gibt es dann von der "Regierungsbank" den zarten Hinweis, dass man sich geeinigt habe und die "Opposition" zwinkert verschwörerisch in die Runde. Doch mit dem Ausscheiden von sieben lang gedienten Gemeinderäten eröffnet sich die Chance für neue Kandidaten, die politische Auseinandersetzung in dem zahm wirkenden Gremium zu beleben.

Größte Fraktion im Gemeinderat ist derzeit noch mit zehn Mitgliedern die CSU, die SPD hat fünf Gemeinderäte, die Freien Wähler vier und die Grünen sind zu dritt. Bleiben Peter Münster, der für die FDP die Fahne oben hält, und Hans Tyroller, der seit seinem Ausscheiden bei den Freien Wählern fraktions-, aber nicht meinungslos mit am Tisch sitzt. Dieses Kräfteverhältnis zu verändern, haben sich alle Parteien zum Ziel gesetzt, vor allem die CSU möchte mit einer vor Kraft strotzenden Mannschaft die absolute Mehrheit erringen. Wollte sie schon vor sechs Jahren, als sie zwölf Sitze inne hatte. Doch es fehlten so viele Stimmen, dass es nur für eine Zehner-Fraktion reichte. Auch dieses Mal führt Sepp Spiess die Liste an, auch dieses Mal darf sich der amtierende Dritte Bürgermeister der Wiederwahl ob seiner Popularität und aller Feuerwehrfreunde sicher sein. Die CSU hat eine in alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen reichende Liste zusammengestellt, um in den Vereinen, bei den Geschäftsleuten und bei den vielen Akademikern in Eichenau Stimmen zu holen. Doch nicht nur bei der CSU fällt der hohe Jugendanteil auf. Auch bei der SPD hält man die Jugend nicht kurz und lässt sie auf vordere Listenplätze. Die FDP hat gar einen 18-Jährigen als Spitzenkandidaten. Freie Wähler und Grüne setzen auf bewährte Kräfte.

Mit guten Listenplätzen für den politischen Nachwuchs wollen die Parteien zeigen, dass sie zum einen künftige Kommunalpolitiker aufbauen wollen, zum anderen sich aber auch den Jugendthemen widmen. Viele junge Eichenauer sind zwar in den Sportvereinen gut organisiert, haben dort ihre Treffpunkte oder besuchen das gut ausgestattete Jugendzentrum. Ein selbst verwaltetes Café wurde im ehemaligen Feuerwehrgerätehaus ausprobiert - und scheiterte am mangelnden Interesse. Der Gemeinderat und insbesondere seine Jugendreferentin Gertrud Merkert (SDP) haben die Initiativen gestützt und den Jugendbeirat in seinen Projekten gestärkt. Dass Jugendliche auch woanders ihre Treffpunkte suchen, hat nach Meinung der SPD auch damit zu tun, dass es am Ort keine weiterführende Schule gibt. Deshalb lautet die Forderung der Sozialdemokraten: Kein neues Gewerbegebiet im Norden beim Bahnhof, sondern ein Schulneubau. Ein Gymnasium kommt wohl nicht in Frage, das weiß Spitzenkandidat Martin Eberl, aber Eichenau könnte in Konkurrenz zu Olching einen Standort für eine Realschule anbieten, für die es in den großen Ostkommunen Bedarf gibt. Bei der CSU hingegen hält man ein neues Gewerbegebiet auf der nur 40 000 Quadratmeter großen Fläche nördlich der Bahn für möglich. Die unterschiedlichen Vorstellungen darüber könnte deshalb im neuen Gemeinderat Zündstoff bergen.

Das typische Eichenauer Einvernehmen hergestellt werden dürfte beim von allen unterstützten Ortsentwicklungsplan. Der bezieht sich hauptsächlich auf die Einzelhandelssituation entlang der Hauptstraße. Dort spielt sich der Konsum ab, dort wollen alle Möglichkeiten schaffen, dass Firmen ihren Expansionswunsch verwirklicht bekommen. Dieses Klientel hat die CSU mit dem Gewerbereferenten Peter Zeiler besonders im Blick.

Die Freien Wähler haben in den vergangenen Jahren kaum eine Gelegenheit ausgelassen, mit ihren umfangreichen Anträgen die Verwaltung zu beschäftigen. Ob über die Sicherheit am Badesee, ein Heim für die Schützen oder für eine Informationsfreiheitssatzung - die stets mit viel Verve vorgetragenen Wünsche aus der Bevölkerung bekamen die Freien Wähler nicht immer Zustimmung von den Kollegen im Gemeinderat. Das dokumentiert die Wählergruppierung auch und benennt die Fraktionen, die sich ihr nicht angeschlossen haben. Zuletzt recht stark gemacht hat sich Fraktionssprecher Elmar Ströhmer für den Neubau einer Multifunktionshalle. Nachdem seine Fraktion die Hallenbelegungspläne bei der Verwaltung angefordert hatte, stellte Ströhmer fest, dass es Bedarf für eine neue Halle gebe. Ströhmer, Vorsitzender des Eichenauer Sportvereins (ESV), positioniert sich klar für die Vereine, die vor allem mit ihrer Jugendarbeit auf Hallenkapazität angewiesen sind. Da stört es ihn, wenn die Volkshochschule in Konkurrenz zu den Sportvereinen tritt und mit den sportlichen Kursen wertvollen Hallenplatz belegt. Um das zu relativieren, musste jüngst der Bürgermeister einiges klar stellen, um den Ruf der VHS zu retten. Möglichste Harmonie eben.

Diese wenigstens manchmal zu stören, das scheinen sich die Grünen zur Aufgabe gemacht zu haben. Sie haben in der auslaufenden Amtsperiode ihre klassische Schwerpunktpolitik mit Umweltschutz, Energieeinsparung und Bürgerrechten gestaltet. Dabei fehlte bisweilen taktisches Geschick, um sich Mehrheiten zu sichern. Die aufrechten Drei, die derzeit im Gemeinderat für die Grünen vertreten sind, wollen in den nächsten sechs Jahren mit mindestens genau so vielen Abgeordneten Politik mitgestalten. Darauf hofft Fraktionssprecher Albert Hartl, der sich nicht mehr als Kandidat zur Verfügung stellte. So wird er die weitere Entwicklung grüner Politik in Eichenau von außen beobachten können und dabei möglicherweise erleben, dass die Grünen zum Motor der Energiewende werden. Denn das Engagement in die Windkraft soll durch eine höhere finanzielle Beteiligung an der Komm-Energie GmbH erreicht werden. Die privat-kommunale Stromfirma, die Eichenau zusammen mit Puchheim und Gröbenzell sowie Eon betreibt, versucht zusammen mit anderen ein Windkraftprojekt im Landkreis Pfaffenhofen zu realisieren. Weil schon gemeindliches Geld in die als Tochter gegründete Planungsgesellschaft geflossen ist, haben auch die anderen Fraktionen Interesse an der Verwirklichung.

Ganz in der Nähe von Feuerreferent Sepp Spiess könnte in der neuen Amtszeit ein Feuerwehrkamerad Platz nehmen. Raphael Seitz, 18 Jahre, Schüler, Junger Liberaler und Nummer eins der FDP-Liste setzt die Schwerpunkte nach seinen Interessen: Bolzplatz an der Roggensteiner Allee, schnelles Internet und eine gute Ausstattung für die Feuerwehr. Und das alles ohne Schulden zu machen. Auch FDP-Landratskandidat Ulrich Bode strebt einen Sitz im Gemeinderat an, er kandidiert auf Platz zwei. Bode wird, wenn er nicht Landrat werden sollte, in zwei Jahren eine Bürgermeisterkandidatur für die Liberalen zugetraut. Die Freien Wähler werden sich wohl wieder auf Angela Heilmeier verlassen, die vor vier Jahren als einzige Kandidatin Amtsinhaber Jung herausforderte. Jung selbst hat sich noch nicht erklärt, ob er weitermachen möchte. Dirk Flechsig hat sich in seiner Funktion als Fraktionsvorsitzender aber schon mal in Position für die Zeit nach Jung gebracht. Bei den Grünen sind noch keine Ambitionen in Sicht. Bleibt die SPD, die mit Gabi Riehl die Zweite Bürgermeisterin stellt. Martin Eberl, Vorsitzender des Ortsvereins und im September 2013 in den Bezirkstag gewählt, macht den Eindruck, als sei er der kommende Kandidat. Er, wie auch die anderen, hätten noch zwei Jahre, um sich im neuen Gemeinderat vorzubereiten und sich den Wählern für höhere Aufgaben zu empfehlen.

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