Kommunalwahl im Landkreis:Kurioser Schwund bei Die Partei

Offenbar durch einen Fehler im Computerprogramm weist die offizielle Grafik zunächst zwei Mandate aus. Das wird am Dienstag korrigiert. Grüne und Freie Wähler zeigen sich sehr erfreut über den Ausgang der Wahl. Die CSU appelliert an alle, künftig mehr aufeinander zuzugehen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Kommunalwahl

Wähler haben am Sonntag viel Platz in den Wahlbüros.

(Foto: Günther Reger)

Irgendwie scheint das ja ins Bild zu passen. Die Partei und vor allem ihr amtierender Stadtrat Florian Weber sind immer für einen Coup und einen Scherz gut. Aber für diese Panne kann Weber nichts: Die offizielle Wahlgrafik weist für Die Partei bis zum Dienstagmittag zwei Sitze aus. Bei der Summierung aller in der Grafik aufgeführten Sitze ergibt sich damit aber eine Zahl von 41, obwohl der Stadtrat bekanntermaßen lediglich 40 Sitze umfasst. Vielleicht würde Die Partei ja gerne einen Campingstuhl dazustellen?

Aufgefallen war das noch am späten Montagabend bereits Andreas Rothenberger. Die Partei habe im Vergleich zu den anderen zu wenig Überhangpunkte und müsse deshalb einen Sitz abgeben, so der alte und neue BBV-Stadtrat. So sieht das auch Stephan Zenk, Leiter des Bürgerbüros. Warum die Grafik das falsche Ergebnis darstellt, wisse er nicht, sagt Zenk am Dienstag. Letztlich bedeutet es, dass Florian Weber doch wieder Einzelkämpfer ist und ohne Unterstützung des Zweitplatzierten Joe Kellerer klar kommen muss. Es gibt freilich bereits die Idee, er könne sich mit dem Kandidaten der Linken zu einer Fraktionsgemeinschaft zusammenschließen. Das wird dann freilich nicht Axel Lämmle sein, der überraschend das einzige Mandat für Die Linke gewonnen hat. Lämmle zeigt sich am Dienstag überrascht und erfreut über seinen Erfolg. Er habe sich aber bewusst auf den siebten Platz setzen lassen, weil er weiterhin mehr Zeit für seine Familie haben wolle und deshalb das Mandat nicht annehmen werde. Damit wird Spitzenkandidat Adrian Best in den Stadtrat einziehen, um sich für Themen wie sozialen Wohnungsbau sowie kostenfreie Kitas einzusetzen.

Kommunalwahl im Landkreis: Neues Gesicht im Stadtrat ist Johanna Mellentin, Ortschefin der Grünen.

Neues Gesicht im Stadtrat ist Johanna Mellentin, Ortschefin der Grünen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Mit Blick auf den Wohnungsbau könnte der Sozialpädagogik-Student starke Verbündete finden. Denn auch Grünen-Spitzenkandidatin und Ortsverbandssprecherin Johanna Mellentin, die den Sprung in den Stadtrat geschafft hat, will sich dafür einsetzen. Die 28-Jährige hofft, dass künftig "andere Mehrheiten" im Stadtrat möglich sind. Am Wahlabend habe man trotz des guten Auftakts noch gezittert. Zeitweise standen die Grünen bei acht Sitzen, nach Auszählung der Briefwahl waren es am Ende dann sieben. "Das ist super", sagt Johanna Mellentin, die sich auch über den sehr hohen Anteil von Frauen und generell jungen Politikern bei den Grünen freut. In der Bevölkerung habe sich offenbar die Erkenntnis durchgesetzt, dass man Themen wie den Klimawandel schnell und vor Ort angehen müsse.

Sehr zufrieden ist auch Georg Stockinger von den Freien Wählern. Dass die Fraktionsstärke sich auf vier Sitze verdoppelt hat, wertet er als Honorierung einer bürgerfreundlichen Politik und eines fairen Umgangs miteinander. Hinzu gekommen sei, dass man mit Markus Droth und Peter Glockzin zwei Zugpferde von der CSU gewonnen habe. Offen ist noch, ob der nach vorn gehäufelte Franz Neuhierl sein Mandat überhaupt annimmt. Man werde das am Abend bei der Fraktionssitzung klären, so Stockinger am Dienstag.

Kommunalwahl im Landkreis: Axel Lämmle wurde zwar gewählt, wird sein Mandat für Die Linke aber nicht annehmen.

Axel Lämmle wurde zwar gewählt, wird sein Mandat für Die Linke aber nicht annehmen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Verluste der CSU bei der Wahl halten sich in Grenzen. Ortsverbandschef Andreas Lohde zeigt sich am Dienstag halbwegs zufrieden, schließlich war die Fraktion vor der Wahl durch den Wechsel dreier "namhafter Personen" - neben Droth und Glockzin auch Herwig Bahner - auf elf Mitglieder geschrumpft. So gesehen sind zwölf Plätze nicht so schlecht. Auch die BBV, die 2014 noch vom Pleil-Effekt profitiert hatte, verliert schließlich zwei Sitze. Für manchen in der CSU ist das Ergebnis sogar mehr als respektabel, gab es doch Befürchtungen, der Ortsverband werde möglicherweise für seinen bisweilen recht eigenwillig agierenden Oberbürgermeister vom Wähler abgestraft. In Zeiten "wechselnder Mehrheiten" gibt sich Lohde nun versöhnlich: Die Parteien und Gruppierungen im Stadtrat müssten "aufeinander zugehen" und Bruck mit einer "Politik der kleinen Schritte" voranbringen. Das Wahlergebnis zeige freilich vor allem eines: "Leichter wird's nicht."

Leichter wird es gewiss auch nicht für SPD-Fraktionschef Philipp Heimerl. Er selbst hat zwar gut abgeschnitten, künftig aber nur noch zwei statt bislang fünf Mitstreiter an seiner Seite. "Wir sind natürlich enttäuscht", sagt Heimerl unumwunden. Nun soll genau analysiert werden, ob es am Personal, den Themen im Wahlkampf oder zudem am Bundestrend gelegen hat.

Wahl unter erschwerten Bedingungen

"Nochmal brauche ich so was nicht", sagt der Brucker Wahlleiter Christian Kieser. Da ist es Montagmittag und die Auszählung für die Stadtratswahl läuft seit den Morgenstunden auf Hochtouren. Vor allem durch den hohen Anteil der Briefwahl verzögert sich die Verkündung des vorläufigen Endergebnisses, das am Mittwoch noch vom Wahlausschuss bestätigt werden muss, bis nach 19 Uhr. 27 609 Brucker waren bei diesen Kommunalwahlen stimmberechtigt. 13 327 gaben dann auch ihre Stimme ab. 7184 und damit mehr als die Hälfte, hatten Briefwahlunterlagen angefordert, so Bürgerbüroleiter Stephan Zenk. Für manchen potenziellen Briefwähler könnte sich die Corona-Krise genau zum ungünstigsten Zeitpunkt zugespitzt haben. So vermutet CSU-Chef Andreas Lohde, dass viele ältere Wähler zwar keine Unterlagen mehr beantragen konnten, aber aus Gesundheitsgründen dann auf den geplanten Besuch der Wahlbüros verzichteten. Corona war auch für die Auszählung der große Unsicherheitsfaktor. Insgesamt 400 Wahlhelfer waren in Bruck eingeteilt. Zehn Prozent mussten ersetzt werden, weil sie sich krank meldeten oder schlicht Angst vor einer Ansteckung hatten. "Dafür habe ich vollstes Verständnis", sagt Stadtjurist Kieser. Stadträte, Mitarbeiter der Stadt und Freiwillige seien aber eingesprungen, so dass man auf die in Bayern zwangsrekrutierten Lehrer habe verzichten können. Das größte Ärgernis war der Absturz des Computerprogramms der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern, mit dem Zwischenergebnisse veröffentlicht werden sollten.slg

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