Kommunalwahl Fürstenfeldbruck:BBV fordert CSU heraus

OB-Kandidat Klaus Pleil zwingt Andreas Lohde in Fürstenfeldbruck in die Stichwahl. Auch im Stadtrat dürfte die BBV der große Gewinner sein

Von Stefan Salger

Der neue OB der Kreisstadt heißt entweder Andreas Lohde oder Klaus Pleil. Die Kandidaten von CSU und BBV setzten sich durch und werden in der Stichwahl in zwei Wochen erneut aufeinandertreffen. Der noch amtierende OB Sepp Kellerer sagt "ein offenes Rennen" voraus. Besonders überraschend war das desaströse Abschneiden des SPD-Kandidaten: Axel Lämmle kam lediglich auf 14,76 und blieb damit fast neun Prozentpunkte unter dem Ergebnis von 2008. Lämmle war geschockt von dieser Schlappe, hatte er sich doch gute Chancen ausgerechnet.

Kurz vor Bekanntwerden der ersten Hochrechnung hatte Lämmle im Sitzungssaal des Rathauses eingeräumt, er sei sehr nervös. Aus Nervosität wurde Schockstarre. Eine plausible Erklärung für das schlechte Abschneiden hatte er nicht. Der Wähler honoriere die Politik einer "aktiv gestaltenden", also nicht destruktiv ausgelegte Politik offenbar nicht, sagte er mit Blick auf zwei Bürgerentscheide, die maßgeblich von der BBV und damit von seinem Konkurrenten Klaus Pleil vorangetrieben worden waren. Die Stadtratsarbeit, so die Vermutung des SPD-Fraktionssprechers, werde von vielen nicht wahrgenommen. Persönliche Konsequenzen wollte der 43-jährige Fahrlehrer am Wahlabend nicht ziehen - "ich muss das jetzt erst einmal sacken lassen." Als SPD-Politiker in Bayern lerne man zwangsläufig, "hinzufallen und wieder aufzustehen". An diesem Montag wird sich die Brucker SPD zusammensetzen und die Wahlen analysieren.

Deutlich bessere Stimmung herrschte im Lager der Brucker Bürgervereinigung (BBV). Viele Mitglieder waren in den überfüllten Sitzungssaal gekommen und feierten bei Freigetränken und Gebäck den Erfolg von Klaus Pleil, nachdem sich etwa 80 Gäste an einem BBV-Stand auf dem südlichen Viehmarktplatz bereits eingestimmt hatten. Der 50 Jahre alte Geschäftsmann ließ sich von einer Woge der Euphorie tragen. "Das ist klasse und für mich sehr emotional. Der Aufwand hat sich gelohnt, momentan geht's mir wirklich gut", sagte er. Nun rechnet er sich eine reelle Chance auf den OB-Sessel aus. Die ganz große Überraschung sei das Ergebnis freilich auch nicht, so Pleil, habe er doch in den zurückliegenden Tagen und Wochen viel positives Feedback für seinen stark auf Inhalte fokussierten Wahlkampf bekommen. Der damalige BBV-Kandidat Jens Streifeneder hatte sich 2008 noch mit 8,35 Prozent zufrieden geben müssen.

Zufrieden mit ihrem Ergebnis ist Karin Geißler. Die 53 Jahre alte Diplom-Ingenieurin erreichte mit 7,68 Prozent, nachdem der damalige Grünen-Kandidat Thomas Lutzeier 2008 auf 4,86 Prozent gekommen war. Von einem "echten Wechsel" will die Grünen-Fraktionssprecherin aber erst dann reden, wenn die CSU nicht mehr den OB stellt und sie gemeinsam mit den Freien Wählern auch nicht mehr über eine Mehrheit verfügt. Dann, so Geißler, bestehe die Hoffnung, dass der Bürgerwille in der Stadtratsarbeit berücksichtigt werde.

Deutlich gedämpftere Stimmung herrschte bei den Kandidaten von FDP und Freien Wählern. Der Liberale Klaus Wollenberg blieb mit 5,81 Prozent sehr deutlich unter dem zweistelligen Ergebnis der zurückliegenden Kommunalwahl. Die Verluste führt er zum einen auf den Trend auf Landes- und Bundesebene zurück - nach dem Aufschwung der FDP vor sechs Jahren folgte jüngst der Absturz. Zum anderen, glaubt der 62 Jahre alte Wirtschaftswissenschaftler, habe ihm wohl der überraschend starke Klaus Pleil Stimmen gekostet. "Aber ich beklage mich nicht, man muss ein solches Ergebnis eben hinnehmen." Ähnlich äußerte sich Georg Stockinger. Der 53 Jahre alte Kandidat der Freien Wähler zeigte sich über die 3,50 Prozent "schon enttäuscht". Gabriele Fröhlich, die ihm in einer Kampfabstimmung unterlegen war und mittlerweile auf der SPD-Stadtratsliste kandidierte, hatte 2008 noch 6,7 Prozent erreicht.

Andreas Lohde (CSU) kann mit seinen 38,26 Prozent gut leben, auch wenn Kellerer 2008 noch knapp die absolute Mehrheit erreicht hatte. Die Ausgangslage sei gut, so Lohde. "Jetzt gehe ich eben in die Verlängerung", sagte der 40 Jahre alte Lehrer. In den nächsten zwei Wochen will er noch einen intensiven Straßenwahlkampf führen. Aus welchem Lager Lohde mit Unterstützung rechnen kann, lässt sich bislang nicht absehen. Einzig Stockinger deutete an, dass die Freien Wähler wohl auf Lohde setzen dürften. Die anderen ausgeschiedenen Kandidaten hielten sich mit Wahlempfehlungen noch zurück.

Nach der Auswertung von 22 von 42 Brucker Stimmbezirken deutete am Sonntagabend alles auf neue Machtverhältnisse im Stadtrat hin (Stand 23.40 Uhr): CSU 32,18 Prozent (13 Sitze); SPD 16,43 (7), Freie Wähler 5,03 (2), Grüne 10,32 (4), BBV 27,14 (11), FDP 3,32 (1), ÖDP 2,70 (1), Piraten 2,82 (1).

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