Kommunalwahl 2020:Eigentor der Puchheimer CSU

Mit ihrem eigenartigen Demokratieverständnis machen es sich die Christsozialen selber schwer

Kommentar von Peter Bierl

Die CSU lässt in Puchheim bei Wahlen zwar beständig Federn, stellt aber im Stadtrat mit zehn Mandaten immer noch die stärkste Fraktion. Daran wird sich wohl bei der Kommunalwahl 2020 wenig ändern. Denn recht viel mehr ist für die CSU nicht drin. Dafür gibt es mehrere Gründe. Die seit 30 Jahren regierenden SPD-Bürgermeister sind Meister der Umarmungsstrategie. Bei allen großen Fragen herrscht im Stadtrat Konsens, Differenzen werden - zumindest öffentlich - nur über Marginalien ausgetragen. Beim größten Konflikt in dieser Wahlperiode, dem um die Geothermie, standen die Bürger einer faktischen Einheitsfront im Rathaus gegenüber.

Unter diesen Bedingungen hätte es jeder Herausforderer schwer. Aber so wie sich die CSU anstellt, könnte die Stichwahl zwischen Amtsinhaber Norbert Seidl (SPD) und Manfred Sengl (Grüne) ausgetragen werden. Denn die Puchheimer CSU macht es sich mit ihrem eigenartigen Demokratieverständnis selber schwer: Differenzen werden nicht öffentlich angesprochen und diskutiert, sondern Vorschläge abgenickt. Das Ergebnis der Heimlichtuerei ist gleichwohl ein Scherbenhaufen. Vor sechs Jahren diffamierte ein hartleibiger Ortsvorsitzender profilierte Stadträtinnen unwidersprochen als faul und platzierte sie auf den hinteren Plätze der Bewerberliste.

Dieses Mal gab der aussichtsreichste Bewerber auf, weil er eine Schlammschlacht fürchtete. Es hätte doch möglich und ein Zeichen von Stärke sein können, hätten zwei Kandidaten, der Favorit Thomas Hofschuster und die Newcomerin Karin Kamleiter, ihre unterschiedlichen Positionen vorgestellt. Dann hätte die CSU-Basis eine echte Wahl gehabt. Stattdessen redet sich der Ortsvorsitzende Markus Hammer das Desaster schön und freut sich, dass es in der Mitgliederversammlung gerade keine Diskussion gegeben hat. Die Ironie am Rande ist, dass Hammer von einigen als Kämpfer für die Meinungsfreiheit missverstanden wird, dabei hat er bloß ein Faible für obskure Referenten. Die gebeutelte SPD darf jedenfalls Hoffnung schöpfen.

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