Kommentar:Zurück auf Los

Die Energiewende im Landkreis hinkt dem Zeitplan weit hinterher

Von Heike A. Batzer

Energiewende - ein großes Wort. Es geht nicht um ein paar Kurven, ein paar Abbiegungen, einige Umwege, sondern es geht um eine Wende. Die setzt voraus, dass zuvor ein Bremsmanöver stattfindet, um eine andere Richtung einschlagen zu können. Doch so weit ist die Energiewende im Landkreis noch nicht. Es sind allenfalls kleine Gehschritte, die bislang unternommen wurden. Die Expertise zum Energie- und CO₂-Verbrauch im Landkreis hat es jüngst mit Zahlen untermauert. Der Landkreis bleibt hinter seinen Zielen zurück. Er muss noch einmal zurück auf Los.

Dass man das erkannt hat - wenn auch spät -, zeigt die Forderung nach einem Aktionsplan Energiewende. Die Abkehr von fossilen Ressourcen und Kernenergie ist eine Jahrhundertaufgabe und ohne historisches Vorbild. Sie impliziert nicht nur die Konzentration auf die Nutzung regenerativer Energien und die dafür nötige Entwicklung neuer technischer Möglichkeiten, sondern impliziert auch ein Umdenken in den Köpfen und eine Verhaltensänderung jedes einzelnen.

Das ist leicht dahergesagt und schwer umgesetzt. Einen Lebensstil zu ändern, der viele Annehmlichkeiten mit sich bringt, setzt die Einsicht voraus, dass dieser Lebensstil zu viele Nachteile für andere und für die Umwelt mit sich bringt. Deshalb braucht die Energiewende einen Masterplan - weltweit, landesweit, lokal. Und sie braucht unabhängige wissenschaftliche Begleitung, zu komplex ist das Thema und nicht so einfach, wie manche Antworten suggerieren. Denn auch neue Energieproduktionsstätten wie Freiflächen-Photovoltaik, Biogas- oder Windkraftanlagen entstehen nicht aufkommensneutral. Sie verbrauchen massiv Fläche, beeinflussen die Lebensbedingungen von Flora und Fauna und machen die Natur zum Industriegebiet.

Die Abwägung all dieser Argumente macht eine Wende so schwierig. Und dennoch steht ihre Notwendigkeit außer Frage. Die 10-H-Regelung, die die Windkraftanlagen zurück in die Planungshoheit der Gemeinden gibt, könnte deshalb die Wirkung eines sinnvollen Moratoriums entfalten. Noch einmal darüber nachdenken, wie der künftige Energie-Mix zu gestalten ist. Ein kommunaler Aktionsplan kann der richtige Weg dahin sein.

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