Kommentar:Zur Verkehrswende ist es noch weit

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Die Kritik aus der ADFC-Umfrage sollte für die Kommunalpolitik Auftrag sein, endlich zu handeln

Von Peter Bierl

Die Radler haben den Landkreiskommunen bei der ADFC-Befragung 2020 erneut ein dürftiges Zeugnis ausgestellt. Das Vorrücken ist zwar nicht gefährdet, aber die Mängel sind offensichtlich. Blamabel ist, dass sich die Noten für Germering und Olching sogar noch verschlechtert haben. Gewiss ist der Einwand berechtigt, dass es sich nicht um eine repräsentative Befragung handele, wobei eine solche jene einschließen würde, die auf das Auto als Fortbewegungsmittel und Statussymbol nicht verzichten wollen. Was für eine Note sollten Ewiggestrige vergeben, denen jeder Radler ein lästiges Hindernis und jeder Radweg schon einer zuviel ist?

Man kann davon ausgehen, dass sich an der ADFC-Befragung vor allem die Enthusiasten beteiligen, die bei Wind und Wetter, zur Arbeit, beim Einkauf und in der Freizeit mit Rädern unterwegs sind, und deshalb die Schwachstellen genau benennen können. Dadurch erhält die Aktion des ADFC den Charakter eines Warnsystems, und sie ist eine Mahnung an die Kommunalpolitiker, zu handeln. Die wiederum weisen darauf hin, dass manches nicht in ihrer Kompetenz liege, etwa das Angebot des MVV. Das ist schon richtig, die Weichen werden von Bundes- und Landesregierung gestellt - und die hofieren partei- und fraktionsübergreifend immer noch die Autoindustrie.

Deshalb geht es auch immer so schnell bei Autobahn, Bundes- oder Umgehungsstraße, egal ob Neubau oder vier- bis sechsspuriger Ausbau, während der Schienenverkehr auf dem Abstellgleis steht, wie man an der S 4 sehen kann. Wenn Kommunalpolitiker auf die Regierenden in München und Berlin verweisen, ist es aber auch eine Ausrede - sie gehören den gleichen Parteien an. Die Zurichtung des Landes und die Zerstörung der Umwelt verantworten alle gleichermaßen. Das Elektroauto wird auch von hiesigen Kommunalpolitikern gepriesen, obwohl es als Massenverkehrsmittel genauso in die Sackgasse führt. Von der Verkehrswende sind alle noch weit entfernt.

© SZ vom 06.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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