Kommentar:Zerreißprobe für die Stadtpolitik

Die Nachfrage nach Wohnraum einserseits, die Ablehnung großer Bauprojekte andererseits bringen Germerings Kommunalpolitiker in ein Dilemma

Von Andreas Ostermeier

Die Nachfrage nach Wohnraum einerseits und die Ablehnung großer Bauprojekte andererseits bringen die Germeringer Stadtverwaltung in Bedrängnis. Oberbürgermeister Andreas Haas hat man das im Bauausschuss deutlich angemerkt. Er, der Sitzungen normalerweise mit Lockerheit im Ton leitet, beantwortete kritische Nachfragen von Stadträten zu einer Bebauung des Areals östlich der Augsburger Straße in einem ungewohnt barschen Tonfall. Man merkte, das Thema Zuzug und dessen Folgen zerren an den Nerven des Oberbürgermeisters. Wahrscheinlich nicht erst seit der Veranstaltung mit den Anwohnern des Kreuzlinger Feldes.

Das ist verständlich, denn der Zuzugsdruck auf Germering wächst. Im Rathaus liegen eine ganze Reihe von Bauanfragen vor, so das Ansinnen eines russischen Bauträgers für 600 neue Wohnungen im Norden der Stadt, die Entwürfe für ein Wohngebiet auf dem Kreuzlinger Feld mit gut 1000 Wohnungen oder der Antrag auf Wohn- und Gewerbegebäude nahe der Augsburger Straße. Zugleich wächst der Unmut, vor allem unter den Einwohnern im Germeringer Westen, wie das Informationsgespräch zum Kreuzlinger Feld gezeigt hat. Noch liegt für das Vorhaben gar kein richtiger Plan vor, doch die Drohung mit einem Bürgerbegehren steht schon im Raum.

In dieser Situation kann es dem Germeringer Oberbürgermeister gar nicht recht sein, wenn die Einigkeit im Stadtrat zerfällt. Schon das Projekt des russischen Bauträgers wurde aufgeschoben. Die Grünen hatten sich dagegen positioniert. Nun bezieht Karin Sepp (ÖDP/Parteifreie) Stellung gegen eine Bebauung östlich der Augsburger Straße, die der Rahmenplan von 2001 möglich macht. Wie groß Germering werden solle, wollte sie von Haas wissen. Darauf gab es in der Sitzung keine Antwort. Der Oberbürgermeister und die Stadträte werden jedoch wohl eine Antwort finden müssen, soll die Einigkeit unter den Kommunalpolitikern nicht zerfallen, und die Einwohnerschaft für nötige Bauvorhaben gewonnen werden.

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